Musikvielfalt-Initiative erhitzt die Gemüter
Shahed Staub
Die Basler Musikvielfalt-Initiative fordert eine Umverteilung der Fördergelder zugunsten freischaffender Musiker:innen. Bei Telebasel trafen zwei Kontrahenten aufeinander.
Die Initiative spaltet die Basler Musikszene. Kurz zusammengefasst: In rund zwei Wochen stimmt die Basler Stimmbevölkerung darüber ab, ob künftig ein Drittel der Fördergelder im Bereich Musik freischaffenden Musiker:innen zustehen soll. Derzeit fliesst der Grossteil der Subventionen in die klassische Musik. Kritiker der Initiative befürchten, dass die Neuverteilung zu Verteilungskämpfen in der Musikbranche führen könnte.
Am Donnerstagabend diskutierten in der Punkt6-Thema-Sendung David Jenny, FDP-Grossrat und Mitglied des Nein-Komitees, und Fabian Gisler, freischaffender Musiker und Mitinitiant der Musikvielfalt-Initiative.
«Wir sind nicht gegen Klassik»
Dass rund 90 Prozent der öffentlichen Gelder in die klassische Musik fliessen, hält Gisler für nicht mehr zeitgemäss: „Die heutige Förderung spiegelt unsere Gesellschaft nicht mehr wider. In den letzten 20 Jahren gab es einen demografischen Wandel, der zu veränderten und vor allem breiter gefächerten Interessen in der Bevölkerung geführt hat.“ Gisler betont weiter, dass diese kulturelle Vielfalt nur durch das freie Musikschaffen gefördert werden kann. Man sei keineswegs grundsätzlich gegen die Klassik; allerdings gebe es ein Kulturförderungsgesetz, das der öffentlich finanzierten Musikförderung einen klaren Auftrag erteilt. Dies müsse ernst genommen werden.
Als Etikettenschwindel wird der Titel der Initiative von David Jenny gesehen. Er weist darauf hin, dass man beim Lesen des Kleingedruckten im Initiativtext schnell zum Schluss kommen müsse, dass die Initiative kulturpolitisch ungeeignet sei. Die Trennung zwischen Institutionen wie dem Basler Symphonieorchester und freischaffenden Musikerinne sei keineswegs so eindeutig, wie das Initiativkomitee behaupte. Zudem sei viel von Musikvielfalt die Rede, doch eigentlich gehe es um das freie Musikschaffen: «Dieses ist spartenübergreifend und findet nicht nur im Hip-Hop und Jazz, sondern auch in der Klassik statt. Die finanzielle Umverteilung könnte mehr Vielfalt schaffen – wird es aber nicht tun.“
Die ganze Diskussion zum Thema findest du hier.
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Charley
Die Musikvielfaltsinitiative fördert eine faire Verteilung für alle Genres in Basel. Aus diesem Grund bin ich für diese Initiative. Bei einer großen Anzahl von Musikern, die einen Masterabschluss an einer Universität für klassische Musik machen, bekommt nur einer einen Platz im Orchester. Das ist nicht nur eine Frage des Niveaus, sondern auch der Orientierung des Einzelnen. Einige ziehen die Kammermusik vor und entwickeln ihre eigenen Projekte, indem sie unabhängig werden. Diese Musiker haben auch einen großen Wert zu verteidigen und diese Initiative wird auch ihnen zugutekommen, da sie die Musik von Selbstständigen unterstützt. Ich ermutige also zu einem klaren Ja und weise die Idee zurück, dass diese Initiative zu einer Spaltung führen würde. Im Gegenteil, wir fordern die Unterstützung unserer Musikerkollegen, die in weniger prekären Verhältnissen leben als wir.
simonpetermann
Basel hat neben dem Sinfonie Orchester auch ein professionell arbeitendes Jazz Orchester verdient! Diese initiative kommt allen Musikliebhabern zugute, weil das Niveau der Produktionen in der ganzen Breite steigen wird! Ich freu mich darauf!