
Nach Alain Bersets überraschendem Rücktritt: Das Basler Kandidatenkarussell dreht bereits
Maximilian Karl Fankhauser
Neben Eva Herzog könnten sich auch Beat Jans und Eric Nussbaumer eine Kandidatur vorstellen. In der Region hofft man nämlich seit Langem auf einen Sitz im Bundesrat.
Es ist die Nachricht des Tages schlechthin. Noch während der Mittagspause verkündet Bundespräsident Alain Berset in einer kurzfristig einberufenen Medienkonferenz, dass er im Dezember nicht mehr zur Wahl steht. Da ist wohl dem Einen oder der Anderen gerade das Pastrami-Sandwich im Hals stecken geblieben.
Und so überraschend diese Nachricht gekommen ist, so schnell haben sich auch die Kandidatinnen und Kandidaten in Stellung gebracht. Allen voran auch solche, die im letzten Jahr bereits mit einem Sitz im Bundesrat geliebäugelt haben. Daniel Jositsch zum Beispiel, der sich als Solist gegen Eva Herzog und Elisabeth Baume-Schneider stellte und dennoch einige Stimmen einheimsen konnte. Und auch Evi Allemann, der es neben den beiden genannten Kandidatinnen des letzten Jahres nicht aufs SP-Ticket gereicht hatte.
Was auch klar ist: Nach den letzten Bundesratswahlen hat man in der Region Basel Blut geleckt. Tief sitzt sie noch, die Niederlage von Eva Herzog. Und innig ist der Wunsch, doch endlich einmal wieder eine Vertreterin oder einen Vertreter aus der Region im Bundesrat zu sehen. Vor allem in Basel-Stadt.
Gibt es eine erneute Kandidatur Eva Herzogs?
So scheint auch Eva Herzog nicht abgeneigt. Die Ständerätin will eine erneute Kandidatur als Bundesrätin nicht ausschliessen. «Ich habe Zeit, mir das zu überlegen», sagte sie auf Anfrage der Nachrichtenagentur Keystone-SDA.
Die frühere baselstädtische Finanzdirektorin war im vergangenen Dezember als Favoritin in das Rennen um die Nachfolge von Bundesrätin Simonetta Sommaruga gestiegen. Überraschend musste sich die weit über ihre Parteigrenzen hinaus geschätzte Sachpolitikerin aber von Elisabeth Baume-Schneider aus dem Kanton Jura geschlagen geben.
Wie zudem die bz weiss, dreht das Kandidatenkarussell im Kanton am Rheinknie aber noch viel schneller. Dort bringt sich Nationalrat Mustafa Atici gleich einmal selbst ins Spiel. Und er könnte noch zusätzliche Konkurrenz fürchten. Denn Regierungspräsident Beat Jans meint gegenüber der bz: «Ich fühle mich geehrt, für das Amt des Bundesrates ins Spiel gebracht zu werden, und natürlich wäre das eine sehr faszinierende Aufgabe für mich.»
Auch der Kanton Baselland steht in den Startlöchern
Dass es im Baselbiet nicht nur nach Uhrenticken und gespuckten Kirschsteinen tönt, beweisen auch die Worte aus dem dort ansässigen SP-Lager. Vize-Nationalratspräsident Eric Nussbaumer bedankt sich bei Alain Berset für die geleistete Arbeit, sagt gegenüber Baseljetzt aber auch: «Natürlich hätte man dies auch nach der Sommerpause machen können. Jetzt ist es halt heute passiert und das nehmen wir zu Kenntnis.» Gemeint ist der Rücktrittszeitpunkt.
Nussbaumer würde Ende Jahr das Amt des Nationalratspräsidenten übernehmen. Er sieht dies auch als durchaus interessanten Job. Ablehnend gegenüber einer Bundesratskandidatur ist er aber gar nicht. «Ich habe nie einen Hehl daraus gemacht, dass mich ein Exekutivamt interessiert. Ich kann jetzt wählen zwischen diesen beiden Sachen: Die Bundesratswahlen zu leiten oder als Kandidat im Ring zu stehen.»
Grüne könnten zur Krux werden
Für Telebasel-Produzent David Sieber kommt der Zeitpunkt des Rücktritts Bersets überraschend. Der langjährige Bundeshausredaktor glaubt nicht, dass Viele mit diesem Rücktritt gerechnet haben. «Vielleicht hat es sein engstes Umfeld gewusst. Ganz sicher aber nicht politische Freunde und Gegner.»
Die Frage, die sich nun natürlich stellt: Kriegt der Kanton Basel Stadt nun endlich seinen Bundesratssitz? «Es wäre schön», sagt Sieber. Gute Kandidatinnen und Kandidaten würden sich in Stellung bringen, liessen aber momentan noch alles offen. «So, wie es sich gehört.» Doch auch eine mögliche Krux sieht Sieber in der ganzen Geschichte. «Die Gefahr ist nicht innerparteilich. Es sind die Grünen die diesen Sitz angreifen werden. Und mit bürgerlicher Hilfe haben sie auch eine Chance , diesen Sitz zu holen.» (maf/sda)
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Tobi99
Zum Glück geht er, hat nichts bewegt für Renten und Versicherungs- system !! Dafür kassiert er zuviel nach 12 Jahren !