
Nach weiteren Ausschreitungen im Nord-Kosovo: Djokovic mit politischer Botschaft
Baseljetzt
Im Norden des Kosovos kommt es weiterhin zu Zusammenstössen zwischen militanten Serben und der Schutztruppe KFOR. Tennis-Star Novak Djokovic bricht nun sein Schweigen und sendet eine politische Botschaft.
Die Unruhen im Norden des Kosovos dauern an. Zu den Zusammenstössen mit rund 80 Verletzten auf beiden Seiten war es am Montagnachmittag in Zvecan gekommen, als die KFOR-Truppe eine gewalttätig gewordene Menge unter Einsatz von Tränengas auflöste. Die militanten Serben bewarfen die internationalen Ordnungskräfte mit Brandsätzen, Steinen und Flaschen.
Demonstranten fanden sich zuletzt vor den Gemeindeämtern in Zvecan, Leposavic und Zubin Potok ein, die von der Nato-geführten KFOR gesichert werden, berichtete das kosovarische Nachrichtenportal koha.net unter Berufung auf eigene Reporter vor Ort.
Proteste gegen neue Bürgermeister
30 KFOR-Soldaten, unter ihnen 19 Ungarn und 11 Italiener, erlitten Verletzungen, darunter Knochenbrüche und Verbrennungen, teilte die Schutztruppe am Dienstagmorgen in Pristina mit. «Die KFOR hat (…) auf die unprovozierten Angriffe einer gewalttätigen und gefährlichen Menge reagiert», hiess es in der Mitteilung. Laut dem Krankenhaus in der nahen Stadt Mitrovica wurden 53 Serben verletzt.
Im fast ausschliesslich von Serben bevölkerten Norden des Kosovos richten sich die Proteste der örtlichen Bevölkerung gegen die Einsetzung neuer Bürgermeister, die aus Wahlen im Vormonat hervorgegangen waren und aus albanischen Parteien stammen. Die Wahlen waren von fast allen Serben boykottiert worden.
Djokovic bricht sein Schweigen
Tennis-Star Novak Djokovic, der sich in den letzten Jahren nie zum Kosovo geäussert hat, bricht nun gegenüber serbischen Medien sein Schweigen und hat eine klare Botschaft: «Ich bin gegen Krieg, Gewalt und jede Art von Konflikt. Ich fühle mit allen Menschen mit. Es tut mir leid für die Situation, in der wir uns befinden.» Weiter betont er laut bz Basel, dass keine politischen Absichten hinter seinen Aussagen stehen würden, er sich jedoch als öffentliche Person verantwortlich fühle, Unterstützung zu leisten. So setzte er nach seinem Auftaktsieg gegen Aleksandar Kovacevic ein klares Zeichen, als er in Kyrillisch eine Botschaft auf die Kameralinse schrieb: «Der Kosovo ist das Herz Serbiens! Stoppt die Gewalt.»
Zuletst im Jahr 2008 meldete sich Djokovic politisch zu Wort. Damals nahm er eine Videobotschaft für eine Kundgebung in Belgrad auf. Sie stand unter dem Motto «Kosovo ist Serbien».
Lange lodernder Konflikt
Der kosovovarische Ministerpräsident Albin Kurti macht das Nachbarland Serbien für die aktuellen Ausschreitungen verantwortlich. Bei den Demonstranten im Norden handle es sich zum Grossteil um «einen Haufen Extremisten unter Anleitung des offiziellen Belgrads», sagte er am späten Montagabend nach Angaben seines Amtes in einem Gespräch mit westlichen Botschaftern.
Das heute fast ausschliesslich von Albanern bewohnte Kosovo hat 2008 seine Unabhängigkeit erklärt. Serbien will die Eigenstaatlichkeit seiner einstigen Südprovinz nicht anerkennen. (sda/mei)
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