Nach CS-Übernahme: Die Reaktionen zum neuen UBS-Chef
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Sergio Ermotti
Schweiz

Nach CS-Übernahme: Die Reaktionen zum neuen UBS-Chef

29.03.2023 19:41
Larissa Bucher

Larissa Bucher

Seit heute ist bekannt: Sergio Ermotti wird neuer CEO der UBS. Nach der Übernahme der Credit Suisse, stossen diese News in der Politik- und Medienlandschaft auf ein gemischtes Echo.

Die SVP zeigte sich am Mittwochmorgen erfreut über die Rückkehr Ermottis in schwierigen Zeiten. Auf Anfrage der Nachrichtenagentur Keystone-SDA hielt sie fest: «Offensichtlich zeigt die Motion der SVP bereits Wirkung, wonach die Mehrheit der Führung systemrelevanter Unternehmen das Schweizer Bürgerrecht haben muss.» Der Zürcher SVP-Nationalrat Roger Köppel kommentierte auf Twitter kurz mit «smart».

Mitte-Nationalrätin Elisabeth Schneider-Schneiter (BL) schrieb ebenfalls auf diesem Kanal, der Entscheid sei gut und richtig. Die Ernennung des Bankers sei «wichtiger als alle politischen Vorstösse».

Die Grünliberalen teilten mit, in die Besetzung des Chefpostens der Bank habe die Politik nicht hineinzureden. Parteipräsident und Nationalrat Jürg Grossen (BE) zeigte sich zuversichtlich, dass Ermotti «die Aufgabe mit Fingerspitzengefühl angehen wird».

Kein Kommentar der SP

Die SP kommentierte den Personalentscheid nicht. Für sie stehen griffige Regelungen im Vordergrund, damit «die Kultur der Verantwortungslosigkeit im Bankensektor» ein Ende findet. Das Prinzip «Gewinne privat, die Kosten dem Staat» müsse gestoppt und das «Finanz-Casino» geschlossen werden. Banken sollten Gesellschaft und Wirtschaft dienen, nicht sie gefährden.

Der Freiburger Grünen-Nationalrat Gerhard Andrey sagte Keystone-SDA, es dürfe nicht davon abhängen, welche Personalentscheide ein Privatunternehmen treffe. Letztlich brauche es eine Verantwortungskultur. Zu deren Umsetzung müssten Regeln sicherstellen, dass das höchste Management zu seiner Verantwortung steht.

Für den Schweizerische Bankpersonalverband stehen die Arbeitsplätze im Vordergrund. Das Management der Grossbanken dürfe nicht vorschnell und rücksichtslos Entlassungen vornehmen. Deshalb nimmt der Verband Ermotti beim Wort, wonach er die Sorgen der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ernst nehme und auch in dieser Sache gute Arbeit leisten wolle.

«Ermotti traf den richtigen Ton»

Die «Neue Zürcher Zeitung» schreibt online zur Ernennung Sergio Ermottis zum neuen UBS-Chef: «Den alten Bankchef zum neuen Bankchef zu machen, ist in der Regel eine schlechte Idee. Mit Sergio Ermottis Rückkehr bringt sich die UBS aber in eine bessere Position, um die Integration der Credit Suisse zu schaffen. (…) An diesem Mittwoch wandte sich Ermotti klugerweise direkt an die Steuerzahler: Man werde in ihrem besten Interesse handeln, sagte er, brauche zunächst aber einige Monate Zeit. Und die Politik möge das Kind nicht mit dem Bade ausschütten. Anders gesagt: sie soll keine vorschnellen Massnahmen anordnen und ein wenig Geduld mitbringen. Ermotti traf in dieser schwierigen Situation den richtigen Ton; ernsthaft, aber nicht anbiedernd. Der Auftritt macht klar, dass er und Colm Kelleher die Verantwortung für die Zukunft der UBS übernehmen. Es war ein Auftritt, wie man ihn sich in den vergangenen Jahren auch von der Credit-Suisse-Spitze einmal gewünscht hätte.»

«Das Comeback des Jahrzehnts»

Der «Blick» wiederum schreibt dazu: «Es ist das Comeback des Jahrzehnts: Sergio Ermotti (62), der letzte Schweizer Superbanker, kehrt zurück an die Spitze der neuen Superbank UBS. Das ist ein starkes Zeichen, denn jetzt muss es schnell gehen. Die UBS kann sich mit der Integration der Credit Suisse nicht allzu viel Zeit lassen, muss das Vertrauen aller Stakeholder gewinnen, alles dafür tun, dass die Übernahme der Krisenbank CS eine Erfolgsgeschichte werden kann. (…) Er hat nach der Finanzkrise die UBS schon einmal umgebaut und auf den Erfolgspfad zurückgeführt. Er hat die Investmentbank erfolgreich in den Dienst der Vermögensverwaltung gestellt, den Risikoappetit der angelsächsischen Banker gezügelt. (…) Allerdings steht der Erfolgsbanker Ermotti vor grossen Herausforderungen. Das Umfeld für die Rettung der UBS war ein ganz anderes, damals boomte die Wirtschaft dank der Milliarden der Notenbanken. Heute kriselt die globale Wirtschaft, den Banken weht nach den Zinserhöhungen ein eisiger Wind entgegen. (…) Sergio Ermotti ist trotz des Gegenwindes zuzutrauen, dass er die neue UBS zum Erfolg führt. Er ist erfahren, entschlossen und auch eitel genug, dass Scheitern für ihn keine Option ist.»

«Ein kluger Entscheid»

Die «Handelszeitung» schreibt: «Sergio Ermottis Rückkehr zur UBS ist ein kluger und nötiger Entscheid. (…) Man kann sich eigentlich nur fragen, warum nicht von Beginn weg, im Zuge der Übernahme der Credit Suisse durch die UBS, so entschieden worden war. (…) Der Wechsel ist nicht deshalb zu begrüssen, weil Hamers die Bank schlecht geleitet hätte. Doch der jetzigen UBS-Spitze mit dem Iren Colm Kelleher und dem Niederländer Ralph Hamers fehlt in dieser für die Schweizer Wirtschaft so dramatischen Krise im Finanzsystem der nötige Rückhalt und die nötige Vertrautheit mit dem Land und seiner Politik. Beide sind erst seit kurzem hier. Das ist der vielleicht grösste Vorteil von Sergio Ermotti: Er kennt nicht nur die UBS aus seinen neun Jahren als CEO perfekt, er ist auch ein ausgesprochen politischer Mensch. Der Tessiner weiss, wie die Schweiz und seine Leute ticken, und hat sich immer wieder auch in politische Debatten eingemischt. Und man kennt ihn.»

«Vertrauen wiederherstellen»

Das Wirtschaftsportal Cash.ch schreibt zur Ernennung Sergio Ermottis zum neuen UBS-Chef: «Die UBS holt sich für die Übernahme der Credit Suisse mit Sergio Ermotti einen Veteranen zurück, der die Skepsis gegenüber der ‘Monsterbank’ zerstreuen soll. Es erinnert einiges an die Nomination von Oswald Grübel zum UBS-Chef 2009. (…) Viele Inland-Kunden werden (oder müssen) Alternativen suchen zu neuen Bank. Hinzu kommt, dass die erzwungene Übernahme der Credit Suisse im Ausland gehörig am Image von «Swiss Banking» gekratzt hat. (…) Ein Banker alten Stils mit Schweizer Pass kann dieses Vertrauen wieder herstellen. (…) In der Belegschaft der UBS ist überdies eine grosse Verunsicherung zu spüren. (…) Unter einem erfahrenen Banker wie Ermotti sind wichtige Mitarbeiter wohl eher zu halten als unter dem Holländer Ralph Hamers, der zwar viele Sympathien geniesst, aber weniger Krisen durchmachte als der neue Chef. (…) In solchen Phasen, und besonders in der Bankenbranche, greift man üblicherweise zu Veteranen mit Leistungsausweis, einem Mann, dem die Leute Vertrauen entgegenbringen. (…) Insofern ähnelt die Ernennung Ermottis zum neuen, alten UBS-Chef der Nominierung von Oswald Grübel zum CEO der gleichen Bank im Jahr 2009 inmitten der Finanzkrise. Grübel blieb zwei Jahre und führte die Bank aus dem ärgsten Schlamassel. Bis er selber über den internen Trader-Skandal Kweku Adoboli stolperte. Man wünscht Sergio Ermotti mehr Glück.»

«Risiko für die UBS»

Und der «Tages-Anzeiger» schreibt: «Der Wechsel an der Spitze zeigt, wie gross die Herausforderungen beim Bau der neuen Superbank sind: Das Übernahmeobjekt Credit Suisse kämpft gegen einen drastischen Vertrauensverlust. Die UBS riskiert, dass ihr Ruf in Mitleidenschaft gezogen wird. (…) Sergio Ermotti an die Spitze der neuen Megabank zu setzen, macht für die UBS-Führung Sinn. (…) Der Tessiner Ermotti kann besser in Bern vermitteln als der Niederländer Ralph Hamers. (…) Ob es ihm tatsächlich gelingt, Vertrauen in die neue Megabank zu schaffen, muss sich zeigen. Die Integration der Credit Suisse könnte sich als grösserer Brocken erweisen als die Neuausrichtung der UBS vor zehn Jahren.»

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