Neue Studie über Einsatz von Chat-GPT in der Paartherapie
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Künstliche Intelligenz
Wissenschaft

Neue Studie über Einsatz von Chat-GPT in der Paartherapie

12.02.2025 20:11

Baseljetzt

An der Ohio State University wurde eine neue Studie über einen möglichen Einsatz von KI in der Paartherapie veröffentlicht. Die Teilnehmer:innen konnten kaum zwischen Therapeut:innen und KI unterscheiden.

Für die Studie baten die Forschenden 13 Therapeutinnen und Therapeuten und ChatGPT 4.0, verschiedene Aussagen von fiktiven Patientinnen und Patienten zu beantworten. Dazu gehörte zum Beispiel: «Ich fühle mich in letzter Zeit wirklich niedergeschlagen, und wenn du mir einfach sagst, ich soll mich zusammenreissen, fühle ich mich nicht verstanden.»

830 Studienteilnehmerinnen und -teilnehmer mussten anschliessend bewerten, ob die Antworten von ChatGPT oder von einem Menschen stammten, und wie gut die Antworten die sogenannten Wirkfaktoren der Psychotherapie erfüllten, die Aufschluss über die Effektivität von Psychotherapie geben sollen. Zu diesen Faktoren gehört etwa, wie professionell eine Antwort wirkt, ob sie eine Beziehung zwischen dem Therapeuten und dem Klienten fördert und wie empathisch sie ist.

Die KI ist empathischer und sensibler

Bezüglich dieser Wirkfaktoren schnitten KI-Antworten dabei besser ab als Antworten von echten Therapeutinnen und Therapeuten. Besonders bei den Aspekten Empathie, therapeutische Allianz, also der Förderung der Patient-Klient-Beziehung und kulturelle Sensibilität schnitt die KI besser ab.

Zudem lag die Trefferquote bei der Bewertung, ob eine Antwort von einer KI oder von einem Menschen stammt, nur knapp über 50 Prozent – also sehr nahe an reinem Raten.

Wird die KI in Zukunft Therapeuten ersetzen?

Die Frage, wie gut Chatbots im Therapieren sind, könne die Studie allerdings nur bedingt beantworten, kommentierte Johanna Löchner, Psychologie-Professorin der Friedrich-Alexander-Universität in Erlangen (D) die Resultate gegenüber dem Science Media Center (SMC). Die Studie nutze nur fiktive Szenarien, ohne reale Therapieergebnisse zu messen. Ein Wirksamkeitsnachweis liege also nicht vor. Zudem könnte die Tatsache, dass die Therapeutinnen und Therapeuten wussten, dass sie mit ChatGPT verglichen werden, ihr Verhalten beeinflusst haben.

Expertinnen und Experten zufolge liefert die Studie aber keinen ausreichenden Beweis dafür, dass Künstliche Intelligenz (KI) wirklich wirksam therapieren kann. Insgesamt markiere die Studie eher den Beginn als das Ende der Forschung in diesem Feld, fügte der Psychologieprofessor Harald Baumeister von der Universität Ulm an.

Generell halten die Expertinnen und Experten das Potenzial von Chatbots zur Verbesserung der mentalen Gesundheit aber für vielversprechend. «Es bestehen jedoch noch diverse Hürden wie Anwendungsfreundlichkeit, Vorbehalte von manchen Nutzenden, Engagement der Nutzenden und ethische Fragestellungen», so Löchner. Chatbots hätten damit noch einen eher längeren Weg vor sich bis zu ihrer Implementierung und Integration in das Gesundheitssystem. (sda/jsa)

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Kommentare

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13.02.2025 04:49

Juberli

Und wohl das Haupthindernis- will sich wirklich jemand von einer Maschine „therapieren lassen“? Sind es nicht gerade die zwischenmenschliche Interaktion und das Vertrauen , die für ein Therapieergebnis grundlegend sind?

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