
Neuer Messestandort in Katar spaltet die Grossrats-Geister
Baseljetzt
Die Art Basel führt einen neuen Ableger in Katar ein. Das sorgt in der Politik für Diskussionen über Menschenrechte und mögliche Konkurrenz für den Standort Basel.
Die Kunstmesse Art Basel lanciert einen neuen Ableger in der katarischen Hauptstadt Doha, wie die MCH Group am Dienstag mitteilte. Die neue internationale Messe für moderne und zeitgenössische Kunst soll unter dem Namen «Art Basel Qatar» im Februar 2026 erstmals stattfinden.
Die Messe soll eine Plattform für führende Galerien aus dem Nahen Osten, Nordafrika, Südasien wie auch generell für die internationale Kunstszene bieten, wie es im Communiqué hiess.
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«Dieselben Menschenrechte wie hier»
Gleichzeitig ist aber spätestens seit der Fussball-WM 2022 in Katar auch bekannt, dass die dort anzutreffende Menschenrechtssituation oft nicht mit den westlichen Werten zu vereinbaren ist. Dazu sagt der CEO ad interim der MCH Group, Andrea Zappia: «Sehr wichtig ist zu wissen, dass die Art Basel in Katar von zwei Organisationen betrieben wird, die von der MCH Group selbst gegründet wurden.» Diese müssen den Verhaltenskodex der MCH Group einhalten, so Zappia. «Darum werden wir rund um die Art Basel Qatar dieselben Menschenrechte haben wie hier in der Schweiz.»

Mit dem neuen Format auf der Arabischen Halbinsel verfügt die Kunstmesse mit Basel, Miami Beach, Hongkong und zuletzt seit 2022 Paris bereits über ein fünftes Standbein. Die Art Basel schiele mit der Expansion nach Katar nicht nur auf das lokale, sondern auch auf das indische Publikum, sagt Andrea Zappia.
Ein fünfter Ableger der Art Basel nun in Katar sei nicht zu viel. Die Art ist nicht die einzige Kunstmesse der Welt, es gibt viele andere. «Und wenn wir nicht selbst etwas Grosses machen, dann macht es jemand anderes», so Zappia. «Ich kannibalisiere mich lieber ein wenig selbst, anstatt den Platz der Konkurrenz zu überlassen.» Auch wenn es zu einer kleinen Kannibalisierung komme, habe die MCH Group «trotzdem einen klaren Nettozuwachs».
Konkurrenz zur Art Basel in Basel?
In der Expansion nach Katar sieht der Mitte-Grossrat Franz-Xaver Leonhardt keine Schwächung des Standorts Basel: «Es ist eine Ergänzung der internationalen Strategie der Art Basel, jetzt auch in Katar einen fünften Standort zu eröffnen.»
«Ich musste ein wenig schmunzeln: Basel schreibt sich so vieles auf die Fahne, was Katar nicht repräsentiert. Es zeigt offenbar, dass, wenn es um Profit geht, die Moral hinten ansteht», sagt SVP-Grossrat Joël Thüring. Er gehöre jedoch nicht zu den «Moralaposteln», die sich echauffieren, wenn man in Katar etwas auf die Beine stellt. Daher mache er sich nicht um die moralische Sicht Sorgen, sondern eher um die Art Basel in Basel, die durch den neuen Standort Konkurrenz bekomme. «Wir haben immer gesagt, dass trotz der Übernahme, Basel ein wichtiger Standort der MCH Group bleibt, dass die Art Basel in Basel bleibt», so Thüring. Darauf müsse die Politik nun schauen.
«Aus wirtschaftlicher Perspektive ist es nachvollziehbar, dass man Satelliten-Standorte einrichtet», findet FDP-Grossrat Luca Urgese. Dies, um die Hauptmesse in Basel zu stärken. Trotzdem: Man dürfe die Augen nicht verschliessen: «Die Menschenrechtssituation in Katar ist schwierig und darum habe ich auch die klare Erwartung an die Messe, dass sie im Rahmen ihrer Möglichkeiten dafür sorgt, dass in ihren Räumlichkeiten die Menschenrechte klarerweise eingehalten werden», so Urgese.
«Das kann ich nicht verstehen»
Kritischer äussert sich Michaela Seggiani: «Katar finde ich gar nicht gut, wenn man denkt, wofür Katar auch steht», sagt die SP-Fraktionspräsidentin. «Sie haben Homosexualität verboten und jetzt machen wir dort eine Art. Nein, das kann ich nicht verstehen.»
Ähnlich klingt es auch bei der SP-Grossrätin Christine Keller. Ihr stosse vor allem der Fakt sauer auf, dass der Wüstenstaat mit dem Namen «Basel» versuche, sein Image aufzupolieren. «Wir haben uns während des ESC bemüht, uns von einer ganz anderen Seite zu zeigen – von einer aufgeschlossenen, sozialen, inklusiven Seite.» Das seien alles Werte, «die in Katar nicht vertreten werden und die ich sehr ungern mit dem Begriff ‹Basel› in Verbindung bringe», so Keller.
Vorstoss geplant
Fakt ist: Der Kanton ist mit 35 Prozent Anteil ein wichtiger Player der MCH Group, zu der die Art Basel gehört. Diesen Anteil nun zu verkaufen, sei nicht sinnvoll, sind sich alle einig.
Michaela Seggiani will aber einen Vorstoss einreichen, der solche Expansionen in Zukunft verhindert. «Bei den Banken zum Beispiel gibt es eine Weissgeldstrategie. Und ich habe mir überlegt, das könnte man jetzt auch für die MCH Group anwenden oder auch sonst für einen Betrieb, der dem Staat nahe ist», so die Politikerin. So soll eine Strategie erstellt werden, damit alles transparent und sauber sei. «Und dass man zum Beispiel mit Ländern nicht mehr zusammenarbeitet, die die Menschenrechte derart verletzten.»
Die Frage, ob mit solchen Partnerschaften der Name «Basel» und seine Werte nicht verwässert werden, bleibt also vorerst offen.
Mitarbeit: Jeremy Goy, Florian Scheller, Jennifer Weber
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akjo
MCH denkt egoistisch, sie macht nur was ihr passt und nicht was für Basel finanziell gut wäre…
Basel hat sich bez. Messen nur verschlechtert seit MCH am ruden ist.
spalen
menschenrechte? katar?? guter witz! da hat sich ja auch schon infantino nachhaltig dafür eingesetzt….