«Nicht alles, was glänzt, ist Gold»: Auch ein Schloss birgt Probleme
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Schloss Beuggen
Dein Zuhause

«Nicht alles, was glänzt, ist Gold»: Auch ein Schloss birgt Probleme

17.11.2023 05:22
Larissa Bucher

Larissa Bucher

Ein eigenes Schloss: Es ist ein Traum, den sich nur Wenige erfüllen können. Doch auch die wenigen Glücklichen werden schnell mit der Realität konfrontiert: Die Instandhaltung ist kostspielig und zeitaufwendig.

Franziska Tanner und ihrem Mann Alexander Schwab gehört das Schloss Beuggen in Rheinfelden in Deutschland. Es befindet sich in unmittelbarer Nähe zur Schweizer Grenze und liegt direkt am Rhein. Über 800 Jahre alt soll das Schloss sein. Es wurde vor langer Zeit dem deutschen Orden vermacht.

Undichte Fenster und zu viel Feuchtigkeit

Das Anwesen wurde vor zwei Jahren von einem Ehepaar aus der Schweiz erworben. Inzwischen sind sie bestens vertraut mit den Herausforderungen, die mit den umfangreichen Renovierungsarbeiten einhergehen. Diese bringen einerseits hohe Kosten mit sich und andererseits erfordern sie einen enormen bürokratischen Aufwand. Denn das Schloss steht unter dem höchsten Denkmalschutz. «Wir dürfen hier keinen Nagel einschlagen, ohne es vorher genau abklären zu lassen», sagt Alexander Schwab mit einem trockenen Schmunzeln.

Die beiden Besitzer des Schlosses werden nicht nur von der Feuchtigkeit geplagt, sondern auch von den extrem hohen Heizkosten. Sie sind sich bewusst, dass das ein Problem ist, mit dem momentan alle zu kämpfen haben. Allerdings betrifft es ihr Schloss nicht nur aufgrund der hohen Preise, sondern vor allem wegen der fehlenden Isolierung. Dieses Problem müsse dringend gelöst werden.

Wieso eigentlich ein Schloss?

Warum entscheidet man sich eigentlich dazu, ein Schloss zu kaufen? Und das auch noch während einer wirtschaftlichen Krise? «Wir mussten es einfach versuchen. Hätten wir es nicht getan, wären wir einfach dumm gewesen», sagt Franziska Tanner, die mit ihrem Mann bereits ein erfolgreiches Unternehmen leitete. So hätten sich die beiden sofort in das Anwesen verliebt. Inzwischen sind sie mit ganzem Herzen dabei. Trotz des grossen Aufwands kommt ein Verkauf des Schlosses für sie nicht infrage. «Wir sind emotional bereits viel zu involviert», sagt sie.

Der Job sei jedoch auch sehr anspruchsvoll. «Wir sind immer hier, auch in der Nacht. Wenn etwas ist, müssen wir uns sofort darum kümmern.» Es sei ein «24/7-Job». So kann das Ehepaar über Kommentare von Fremden nur lachen, dass sie ja niemand zwingen würde, in einem Schloss zu wohnen und so viel Arbeit auf sich zu nehmen. «Wer da nicht mit vollem Herzblut dabei ist, würde das niemals packen», lacht Tanner.

Das ist keine Überraschung. Immerhin hat das Ehepaar das Anwesen fast schon zu einem kleinen Dorf ausgebaut. Dazu gehören ein Restaurant, ein Hotel, eine Kirche, eine Schule, ein Arzt und sogar Unterkünfte für Geflüchtete aus der Ukraine. Hinzu kommt, dass das Schloss ein beliebter Ort für verschiedenste Events und Hochzeiten ist.

Ein wichtiger Veranstaltungsort

Für die Stadt Rheinfelden sei das Schloss als Veranstaltungsort von grosser Bedeutung, betont Oberbürgermeister Klaus Eberhardt. «Es wäre wirklich bedauerlich, sollte man es verlieren.» Daher sei es von enormer Wichtigkeit, dass die Besitzer eng mit der Stadt und den Denkmalschutzbehörden zusammenarbeiten, um den historischen Wert des Schlosses zu bewahren. Hierbei müsse man einen Kompromiss finden. «Wir wollen die Geschichte unbedingt beibehalten», sagt Eberhard. «Gleichzeitig müssen gewisse Renovationen durchgeführt werden, um sicherzustellen, dass die Gebäude auch für zukünftige Generationen zugänglich sein werden.»

Kein Einzelfall

Nicht nur das Schloss Beuggen, sondern auch andere Burgherren sehen sich mit kostspieligen Restaurierungsarbeiten konfrontiert. Am Mittwochabend fand die alljährliche Versammlung des Vereins Schlösser Burgen Gärten Baden-Württemberg unter dem Motto «Wege in und aus den Krisen» statt. Hier hatten Betroffene die Möglichkeit, sich im Schloss Beuggen miteinander auszutauschen.

«Es sind ähnliche Herausforderungen, die alle anderen Hausbesitzer auch haben», erzählt Fürst Philipp zu Hohenlohe-Langenburg. «Allerdings haben wir mit ganz anderen Dimensionen zu kämpfen.» Ein gutes Beispiel dafür ist sein Schloss, das mit 476 Fenstern, über einem Kilometer Heizungsrohren, beinahe vier Hektaren Dachfläche und fünf Hektaren Fassade ausgestattet ist. Dies bedeutet natürlich auch eine Menge Arbeit. «Es ist immer ein Handwerker im Haus», scherzt er.

Wer sich ein Schloss kaufen möchte, sollte sich das also ganz genau überlegen. Es ist nämlich tatsächlich nicht immer alles Gold, was glänzt.

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