Food Waste
Basel-Stadt

Niemand rettet so viel Essen wie Basel

05.10.2023 05:04 - update 05.10.2023 07:55
Leonie Fricker

Leonie Fricker

Überbleibsel vom Hotel-Buffet oder der Bäckerei-Auslage landen statt im Abfall in einem Frässpäckli. Das soll Food-Waste reduzieren. In Basel funktioniert das Konzept von «Too Good To Go» schweizweit am besten.

Ob Gipfeli, Pizza oder Müesli – Basler:innen retten gerne Essen vor dem Abfalleimer. Und zwar so gerne, dass sie im Vergleich mit anderen Kantonen an der Spitze sind, wie jüngst ein Ranking des Unternehmens «Too Good To Go» zeigt. In Basel wurden im letzten Jahr insgesamt rund 117’000 Päckli gefüllt mit Lebensmitteln via «Too Good To Go»-App verkauft, und damit die meisten pro Kopf.

«Inhalt ist immer eine Überraschung»

In Basel bieten mehrere Bäckereien, Restaurants und Gastrobetriebe ihre Ware, die nicht verkauft wurde oder allenfalls im Abfall gelandet wäre, zu einem günstigeren Preis auf der App an.

So wird das auch im Hotel Victoria am Bahnhof SBB gemacht. Dort schliesst das Frühstücksbuffet für die Hotelgäste um 10 Uhr. «Das Buffet sollte nie leer aussehen, auch nicht, wenn der letzte Gast zum Frühstücken kommt», erklärt Hotel-Manager Antoine Default. Käse, Aufschnitt, Gipfeli und Co. werden also bis zum Schluss immer wieder aufgefüllt. Deshalb bleibt täglich Essen übrig. «Es reicht pro Tag für etwa drei Päckli, der Inhalt ist immer eine Überraschung», sagt Default.

Was ist Too Good To Go?

Too Good To Go ist ein dänisches Unternehmen, das in 17 Ländern aktiv ist. Seit 2018 auch in der Schweiz. Das Konzept: Über eine App können Kund:innen unverkaufte oder überschüssige Lebensmittel aus Bäckereien, Supermärkten und Gastronomiebetrieben zu einem vergünstigten Preis kaufen. Ziel ist, damit die Lebensmittelverschwendung zu reduzieren.

Ranking mit den Kantonen, die pro Kopf am meisten Päckli retten:

  1. Basel-Stadt
  2. Zürich
  3. Zug
  4. Waadt
  5. Genf
  6. Schaffhausen
  7. St. Gallen
  8. Thurgau
  9. Neuenburg
  10. Freiburg

(Quelle: Too Good To Go)

Niemand rettet so viel Essen wie Basel
Im Hotel Victoria in Basel landet vom Frühstücksbuffet nichts im Abfall. Bild: Baseljetzt

App nutzen vorwiegend Jüngere

Auch in der Confiserie Bachmann an der Schifflände werden Reste nicht einfach weggeworfen. Jeden Tag kurz vor Ladenschluss können Kund:innen via App ein Paket mit übrig gebliebenen Silserli, Süssgeback oder sonstigen Resten von der Auslage reservieren. Die Nachfrage sei gross, sagt Geschäftsführer Aurel Bachmann. Und für den Betrieb gebe es fast nur Vorteile. «Es entsteht weniger Food Waste und es kommt Kundschaft in den Laden, die sonst vielleicht nicht zu uns gekommen wäre», so Bachmann.

Das Angebot von «Too Good To Go» werde hauptsächlich von jüngeren Menschen genutzt. Aber es gebe immer wieder ältere Kundschaft, die im Laden vom Konzept der App erfahren und dann auf den Zug aufspringen. «Es ist wahrscheinlich der Trend der Zeit, dass man etwas Gutes machen will», so Bachmann. Und auch fürs kleinere Portemonnaie sei es etwas Gutes.

Bei Vito meist ausverkauft

Wer lieber etwas Warmes mag, kann bei Vito Pizza eine Schachtel abholen. Auch dort werden die Restposten vom Mittag und Abend per App verkauft. Pro Tag sind es zwischen drei und neun Kartons mit jeweils unterschiedlichem Inhalt. Und fast immer sind die Too Good To Go-Pizzen ausverkauft. «Das einzige Problem ist, dass Leute, die vegan oder vegetarisch essen, nicht die gleiche Auswahl haben», sagt der Leiter von Vito Basel, Mazen Reda.

Für den Betrieb sei es von Vorteil, dass er Pizza produziert, am Ende aber nicht alles ausverkauft sein muss. «So haben wir viel mehr die Freiheit, auch mal eine Pizza mehr zu machen», sagt Reda. «Und selbst wenn etwas übrig bleibt, wird es jemand essen. Denn etwas wegschmeissen, das wollen wir nicht.»

Profit schlagen die Betriebe durch den Verkauf ihrer übriggebliebenen Waren nicht. Aber sie tragen dazu bei, dass Basel in puncto Essen-retten an der Spitze bleibt.

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Kommentare

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06.10.2023 06:09

Cirka

In Basel gibt es auch noch etliche andere essensrettende Unternehmen. Allen voran die aessbar und BackwarenOutlet. Dort landen genauso Lebensmittel die verschwendet würden. Zudem gibt es auch eine wahrscheinlich kleinere Foodsharing-Community die auch bei kleinere Restaurant oder Bäckereien Lebensmittel auch an die gesamte Bevölkerung verteilen. Ist Basel wohl noch „rettender“ in Basel alsman denkt?

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05.10.2023 05:12

Eliora

Endlich mal eine gute Nachricht aus Basel. Toll, dass viele Betriebe da mitmachen. Ich bin mir sicher, dass die richtigen Leute davon profitieren.

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