Ölkäfer: Hochgefährlich oder doch ganz harmlos?
©Bild: Keystone
Fieses Insekt
Schweiz

Ölkäfer: Hochgefährlich oder doch ganz harmlos?

27.05.2023 07:11 - update 30.05.2023 09:18

Andri Gschwind

Seit Ewigkeiten ist der Ölkäfer in der Schweiz heimisch. In sich trägt der Käfer ein Gift. Wie gefährlich ist dieses aber wirklich? Ein Experte klärt auf.

Der Ölkäfer tauchte die letzten Wochen immer wieder in Zeitungsartikeln auf. Von einem in der Schweiz lebenden «hochgiftigen» Käfer ist die Rede. Im deutschen Bundesland Rheinland-Pfalz war der Ölkäfer gar Grund für die Sperrung eines Kinderspielplatzes.

«Das finde ich übertrieben», sagt Matthias Borer. Er ist Kurator für Insektenkunde am Naturhistorischen Museum Basel. Borer sieht die Insekten nicht als Gefahr. «Sie können nicht fliegen, nicht springen und laufen langsam», sagt Borer.

Vorsicht sei dennoch geboten, denn Ölkäfer enthalten das Reiz- und Nervengift Cantharidin. Dieses sei sehr giftig. Vor allem, wenn der Ölkäfer eingenommen würde. «Gelangt der Käfer in den Darm, kann es zu Schleimhautreizungen führen oder gar die Schleimhaut im Magen-Darm-Trakt zerstören», so Borer. Gelangt das Gift auf die menschliche Haut, kann es zu Reizungen kommen und Blasenbildungen auslösen.

Ölkäfer: Hochgefährlich oder doch ganz harmlos?
Ja, Fingerhüte sind giftig. Bild: Keystone

Der Experte hält es deshalb für die beste Lösung, die Bevölkerung zu sensibilisieren. «Anstatt den Spielplatz zu sperren, hätte man lieber einen Flyer mit Informationen über den Ölkäfer aufgehängt».

Gift hin oder her – der Ölkäfer bleibe ein «schönes und spannendes Tier», hält Borer fest. Und er betont: «Maiglöckchen und Fingerhüte sind auch giftig. Trotzdem pflegen viele Leute die Pflanzen in ihren Gärten».

Immer weniger Ölkäfer in der Schweiz

In der Schweiz leben 18 Arten von Ölkäfern. Einer davon ist der Schwarzblaue Ölkäfer, der zu den häufigeren Arten gehört. Dieser ist allerdings nur im Frühling anzutreffen. Schwarzblaue Ölkäfer leben nur von März bis Juni. «Danach sterben sie», erklärt Borer. Die Tiere leben vor allem auf Wiesen und am Waldrand. Sie sind auf Wärme und Vegetation im Boden angewiesen.

Zu sehen sind die Käfer allerdings immer weniger. «Mehrere der 18 Arten wurden seit dem Jahr 2000 in der Schweiz nicht mehr gesehen», sagt Borer. Grund dafür sei vor allem ein Habitatverlust, sprich der Wegfall von natürlichem Wohnraum.

Ölkäfer: Hochgefährlich oder doch ganz harmlos?
Die Farbe Orange zeigt die Ausbreitung vor dem Jahr 2000, rot die Jahre danach. Bild: info fauna

Larven als Taxi

Ein anderer Grund sei der starke Schwund an Wildbienen. Denn diese benutzen die Ölkäfer-Larven als Taxi. «Wenn die Larven schlüpfen, gehen sie auf Blumen, die bestäubt sind. Dort treffen sie auf Wildbienen. Diese benutzen sie dann als Taxi», erklärt Borer.

Dadurch könnten die Larven mit zu den Bruthöhlen der Wildbienen fliegen. «Dort essen sie die Larven der Bienen und anschliessend den übriggebliebenen Proviant», so Borer weiter. Eine Reise, die allerdings nur die wenigsten der Ölkäfer-Larven überleben. «Viele von ihnen kommen nicht weit. Deshalb legen die Weibchen auch so viele Eier», so der Kurator.

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27.05.2023 05:54

Tomse

Interessante Berichte! Es wäre gut, wenn die Fotos etc. vergrössert werden könnten.

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