Offene Türen im Laufe Huus: «Ein Ort, an dem man verstanden wird»
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Schlafstelle
Baselland

Offene Türen im Laufe Huus: «Ein Ort, an dem man verstanden wird»

19.08.2023 18:01
Larissa Bucher

Larissa Bucher

Seit bald einem Jahr bietet das Laufe Huus in Laufen Menschen in Not ein Bett, eine warme Mahlzeit und gute Gespräche. Am Tag der offenen Tür konnten Interessierte einen Blick hinter die Kulissen werfen.

Das Laufe Huus hat unterschiedlichste Gäste. Einige bleiben nur für eine Nacht, andere länger. Was sie aber alle gemeinsam haben: Sie brauchen, aus welchen Gründen auch immer, Hilfe. Platz hat die Schlafstelle grundsätzlich für sechs Person pro Nacht. Trotzdem: Manchmal sind es sieben und es muss mit einer Matratze im Gang improvisiert werden, an anderen Tagen sind es null.

«Wir haben Gäste, die ihre Wohnung zwangsräumen mussten, andere fühlen sich zuhause nicht mehr wohl oder sicher», erklärt Regine Kokontis, Präsidentin des Vereins Laufe Huus. «Es gibt so viele unterschiedliche Gründe, weshalb Menschen zu uns kommen.» Genau deshalb sei es so wichtig, den Menschen zuzuhören und zu verstehen, welche Bedürfnisse sie haben.

Rückzugsort mit moralischer Unterstützung

Das scheint den Mitarbeitenden gut zu gelingen. «In erster Linie bietet mir das Laufe Huus natürlich einen Platz zum Schlafen», sagt Lukas Blattner. «Es ist hier aber auch sehr liebevoll und man fühlt sich wahrgenommen und verstanden.» Für den 27-Jährigen ist die Schlafstelle auch eine Art Rückzugsort, an dem er Kraft tanken kann.

Während des Studiums fiel er in eine Depression. Von dort aus ging es nur noch bergab, bis das Laufe Huus am Ende seine beste Option war. «Ich musste das Studium abbrechen, wurde mit einer Persönlichkeitsstörung diagnostiziert, in die psychiatrische Klinik eingewiesen und wusste danach nicht mehr, wohin», erzählt er. Emotional und psychologisch sei das ein schwieriger Schritt gewesen.

Umso glücklicher ist er jetzt, einen passenden Ort gefunden zu haben. «Wenn ich einen schlechten Tag habe, kann ich einfach essen und mich zurückziehen. An anderen Tagen kann ich mich mit den Mitarbietenden unterhalten, mit ihnen lachen oder ihnen wichtige Fragen stellen.» Da die meisten von ihnen ebenfalls bereits schwierige Situationen erlebt haben oder ausgebildete Sozialarbeitende sind, fühle man sich moralisch super unterstützt. «Wir wollen Gastfreundschaft leben», sagt auch Regine Kokontis. Dieser Austausch und Umgang mit den Gästen sei dem ganzen Team enorm wichtig.

Finanzierung durch Spenden

Teil davon sei auch ein flexibler Umgang mit der Bezahlung. Natürlich darf diese nicht ausfallen, aber: «Wer an diesem Abend nicht sofort bezahlen kann, darf trotzdem bei uns schlafen», erklärt Kokontis. «Wir sprechen uns dann ab und finden am nächsten Morgen eine Lösung.» Das wichtigste sei, dass man den Menschen helfen kann und sie sich wohl fühlen dabei, Hilfe auszusuchen.

Grundsätzlich kostet eine Nacht 10 Franken für alle Personen, die in den lokalen Gemeinden zuhause sind. Alle Auswertigen zahlen 40 Franken. Allerdings kann von der Sozialhilfe eine Kostengutsprache angefordert werden.

Finanziert wird das Laufe Huus von Stiftungen, Kirchengemeinden sowie von grossen und kleineren Spenden. Vor allem über die Unterstützung der Menschen in Laufen freut man sich sehr. «Es ist schön zu sehen, wie die Gesellschaft zusammenarbeitet, um so etwas zu ermöglichen», sagt Kokontis. «Plötzlich kommt jemand zu uns und fragt, ob er mithelfen kann im Team oder, ob wir noch etwas brauchen. Das ist sehr wertvoll.»

Unabhängigkeit ist eine Stärke

Der Verein ist lokal aufgebaut und verwurzelt. Das sei laut Regine Kokontis eine grosse Stärke. «Wir sind gerne unabhängig vom Kanton, weil es uns eine gewisse Freiheit gibt.» So sei es beispielsweise eine Entlastung zu wissen, dass man das Haus auch mal eine Nacht schliessen könnte, wenn zu wenig Freiwillige da sind. Passiert sei das jedoch noch nie.

Trotzdem: Man wünscht sich, dass das Konzept bekannter wird und auch in anderen Gemeinden aufgebaut wird. «Wir haben uns im letzten Jahr sehr über Gäste des Kantons gefreut, die Interesse zeigten und sich das alles ansehen wollten», sagt Kokontis. So wünscht sie sich für die Zukunft, dass diese Vernetzung und Verknüpfung der Menschen einer Gemeinde weiterhin so gut funktioniert und sich auch an anderen umsetzten lässt.

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