
Onlinemagazin Republik baut nach Strategiefehlern acht Stellen ab
Baseljetzt
Das Onlinemagazin Republik entlässt acht Mitarbeiter:innen. Gleichzeitig räumt es Fehler in der Strategie ein. Deshalb tritt der gesamte Verwaltungsrat zurück und übernimmt die Verantwortung.
Das Magazin habe in den Ausbau investiert. Einige der neuen Angebote seien eine Bereicherung gewesen. Das anvisierte Wachstum habe daraus indessen nicht resultiert. Vor allem seien die Ausgaben gewachsen, teilte die Republik am Dienstag in einem Schreiben an ihre Verlegerinnen und Verleger als Mitbesitzer mit.
Deshalb werde das Magazin sein Budget in den nächsten Jahren «energisch reduzieren». Dafür reichen den Angaben zufolge die Reduktion mehrerer Pensen und Streichungen bei den Sachkosten nicht aus, die Republik müsse sich von acht Mitarbeitenden trennen.
Kerngeschäft vernachlässigt
Der Expansionsplan scheiterte demnach, weil sich das Magazin nicht auf das Kerngeschäft konzentriert hatte – die Publizistik. Den Plan hatte die Republik im Frühling 2022 beschlossen, nachdem das Magazin zwei Jahre lang schwarze Zahlen geschrieben hatte. Anvisiert wurden 33’000 Abonnentinnen und Mitglieder bis Sommer 2023, etwa 5000 mehr als aktuell.
Dafür wurden 8,6 Millionen Franken budgetiert. So gut wie keine Investition führte aber zum Anstieg der Abonnemente. Stattdessen sank die Zahl. Wachstumsprojekte scheiterten, weil sie nicht einem Leserbedürfnis entsprachen. Auch eine Werbekampagne verpuffte.
Verantwortung übernehmen
Der Verwaltungsrat und der Vorstand übernehmen für die gescheiterte Strategie die Verantwortung und treten geschlossen zurück. Am 10. März trat bereits der Publizist und Manager Roger de Weck per sofort zurück.
Als Grund gab das Magazin damals Streit über die Strategie, den Stellenwert der Publizistik und die Bewältigung der Krise der Publikation und die Rolle des Verwaltungsrats. Der 69-Jährige hatte die Aufgabe erst im November übernommen.
VR-Präsidentin bis Neubesetzung an Bord
Dann folgten Verwaltungsratspräsidentin Sylvie Reinhard und der Digitalunternehmer Alfonso von Wunschheim. Beide verlassen den Verwaltungsrat, wenn ihre Nachfolge feststeht. Reinhard sieht es den Angaben der Republik zufolge als ihre Pflicht, die Verantwortung zu übernehmen.
«Das tun – siehe Credit Suisse – nicht gerade viele abtretende Chefs», heisst es in dem Schreiben. Reinhard war seit Beginn bei dem Magazin, ab 2018 als Verwaltungsratspräsidentin und Vorstandsmitglied der Genossenschaft.
Auch operativ gab es bei der Republik Wechsel. So gab Oliver Fuchs auf Anfang 2023 die Chefredaktion ab. Er hatte das Amt interimistisch inne. Geschäftsführerin Miriam Walther ging im Herbst 2022.
Die bisherige interimistische Co-Chefredaktorin Bettina Hamilton-Irvine übernimmt die Funktion nun definitiv. Feuilleton-Gründer Daniel Binswanger steht ihr weiterhin als Co-Chefredaktor interimistisch zur Seite.
Bewegte Geschichte
Die Republik startete am 14. Januar 2018 als werbefreies digitales Magazin für Politik, Wirtschaft, Gesellschaft und Kultur. Zum Start gab es viele Vorschusslorbeeren und rund sieben Millionen Franken von Mäzenen sowie potenziellen Leserinnen und Lesern.
Das Onlinemedium kämpfte 2020 finanziell ums Überleben und lancierte Appelle für zusätzliche Abonnenten. Es zählt laut eigenen Angaben über 28’000 Mitglieder und Abonnentinnen und beschäftigt über 50 Redaktorinnen und Redaktoren, technische Angestellte und weitere Mitarbeitende.
Organisiert ist die Republik zum einen als Aktiengesellschaft, zum anderen als Genossenschaft. Erstere ist für die Publikation des Magazins zuständig, letztere für gemeinnützige Ziele wie etwa Ausbildung und ein Recherchebudget. (sda/mei)
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