
Pakistans ehemaliger Militärmachthaber Musharraf ist tot
Baseljetzt
Der umstrittene frühere pakistanische Präsident und Militärmachthaber Pervez Musharraf ist heute Sonntag nach langer Krankheit gestorben. Er wurde 79 Jahre alt.
In Pakistan galt Musharraf seit seinem Putsch als Armeechef gegen den damaligen Premierminister Nawaz Sharif 1999 als kontroverse Figur. Nach Sharifs Absetzung regierte Musharraf Pakistan als Militärmachthaber bis 2008. Seinen Putsch hatte Musharraf damit verteidigt, dass Sharif die Armee habe schwächen wollen.
Nach den Terroranschlägen vom 11. September 2001 in New York und Washington schloss sich Musharraf dem von US-Präsident George W. Bush geführten Antiterrorkampf an. Aus Sicht der einflussreichen Islamisten im Land wurde Musharraf damit zum Verräter – mehrere Mordanschläge und Todesdrohungen durch die Taliban folgten. Obwohl er sich offiziell auf die Seite der USA stellte, liess Musharraf religiöse Extremisten lange Zeit weitgehend unbehelligt. Das stellte Pakistan damals wie heute in Verdacht, beide Seiten gegeneinander auszuspielen.
Dem Land den Notstand auferlegt
Acht Jahre nachdem Musharraf sich selbst zum Regierungschef des Landes erklärt hatte, brach 2007 eine neue Krise aus, als er dem Land den Notstand auferlegte. In dieser Zeit wurden mehrere Richter, darunter der Oberste Richter, festgenommen. 2008 kündigte Musharraf schliesslich freie Parlamentswahlen an, die zum Sieg der Opposition führten, im gleichen Jahr ging er ins Exil. 2013 kehrte er nach Pakistan zurück.
2014 folgte eine Anklage gegen ihn wegen Hochverrats. Ihm wurde vorgeworfen, mit der Verhängung des Ausnahmezustandes 2007 die Verfassung ausser Kraft gesetzt zu haben. Musharraf wies die Vorwürfe als politisch motiviert zurück. 2016 wurde ihm gestattet, das Land zu verlassen, um sich in Dubai medizinisch behandeln zu lassen. Zuvor hatte er versprochen, sich nach seiner Rückkehr allen Vorwürfen zu stellen.
Todesurteil aufgehoben
Im Dezember 2019 verurteilte ein Sondergericht in der Hauptstadt Islamabad Musharraf überraschend zum Tode. Das Urteil wurde aber bereits weniger als einen Monat später wieder aufgehoben. In seine Heimat kehrte er nicht mehr zurück.
Der grosse Einfluss des Militärs auf das politische Geschehen ist in dem südasiatischen Land nichts ungewöhnlich. Generäle haben Pakistan fast die Hälfte seines Bestehens regiert, seit es 1947 die Unabhängigkeit erlangte. (sda/mal)
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