Per WhatsApp zum neuen Job
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Per WhatsApp zum neuen Job

09.02.2024 09:45 - update 09.02.2024 10:21

Baseljetzt

Immer mehr Unternehmen setzen bei der Mitarbeitersuche auf WhatsApp. Vor allem junge Menschen sollen so erreicht werden. Doch voll digital funktioniert das selten.

Eine kurze Mitteilung per WhatsApp, Zeugnisse hochladen – und schon steht der neue Job? Bei den meisten Unternehmen ist das noch Zukunftsmusik. Doch immer mehr Personalabteilungen setzen bei der Mitarbeitersuche auf den beliebten Messenger. Darunter auch sehr traditionelle Branchen.

In Deutschland startete der Bremer Hafenlogistiker BLG etwa im Januar eine erste Testphase für Bewerbungen per WhatsApp, zunächst für Kraftfahrer und Lagerlogistiker. Per QR-Code, den Interessenten mit dem Smartphone einscannen können, werden sie direkt zur WhatsApp-Bewerbung geleitet.

Schliesslich, so BLG-Personalchefin Ulrike Riedel, sei WhatsApp für die meisten Menschen ein alltägliches und ein selbstverständliches Kommunikationsmittel. Das wolle man nun auch für Jobbewerbungen nutzen.

WhatsApp oft der erste Schritt

Auch der private Bahn- und Busbetreiber Transdev will noch in diesem Monat ein entsprechendes Pilotprojekt starten. Im ersten Schritt gehe es zunächst um Busfahrer, die man gezielt ansprechen wolle, sagt ein Sprecher. Der Reisekonzern Tui und der Paketdienst Hermes bereiten nach eigenen Angaben ebenfalls entsprechende Versuche vor, nennen aber noch keine Termine.

Nach dem Einscannen des QR-Codes müssten die Bewerber einige vorab definierte Fragen beantworten und könnten die Bewerbung dann direkt per WhatsApp an die Personalabteilung schicken, erläutert ein Transdev-Sprecher das Verfahren. «Der gesamte Bewerbungsprozess wird somit über WhatsApp möglich sein.»

Danach geht es jedoch auf anderem Wege weiter: Die Kontaktaufnahme zum Bewerber durch das Unternehmen erfolgt wieder klassisch per Telefon. Bei der BLG soll es auch möglich sein, Zeugnisse und Lebenslauf per WhatsApp hochzuladen.

Hemmschwelle geringer

Bereits im Einsatz ist die Bewerbung per WhatsApp bei der DHL Group, zu der auch die Deutsche Post gehört – wenn auch nur in einigen Regionen, wie eine Sprecherin erklärt. Man setze den Messenger bereits seit 2019 ein, in der Regel aber nur zur Kontaktanbahnung.

«Unserer Erfahrung nach ist es ein unkomplizierter Weg der Kontaktaufnahme, um etwa schnell Fragen zu klären», so die Sprecherin. «Die Hemmschwelle scheint geringer als bei Telefon oder Brief, insbesondere für jüngere Zielgruppen.»

Diese Erfahrung hat auch der Personaldienstleister Manpower gemacht. Dort setzt man WhatsApp schon seit 2015 bei der Mitarbeitersuche ein. Im Schnitt würden 10 bis 25 Prozent der Bewerbungen per WhatsApp eingehen. Beschränkungen auf bestimmte Berufe sieht eine Sprecherin hierbei nicht.

Social Media bei Bewerbungen immer wichtiger

Insgesamt hat der Einsatz von Social Media bei der Mitarbeitersuche in den vergangenen Jahren rasant zugenommen. Laut der jüngsten Erhebung des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) wurden 2022 bereits bei 42 Prozent aller erfolgreich besetzten Stellen auch über soziale Netzwerke wie Facebook, WhatsApp oder Xing angeboten, meist zusätzlich zu anderen Ausschreibungswegen. Bei jeder vierzehnten Stelle war Social Media sogar der entscheidende Besetzungsweg.

2015 waren nur 15 Prozent der Stellen überhaupt auf Social Media inseriert. Inzwischen seien soziale Netzwerke bereits das viertwichtigste Instrument zur Mitarbeitersuche nach persönlichen Kontakten, Internet-Jobbörsen und der eigenen Homepage des Unternehmens.

Ein Allheilmittel gegen den Arbeitskräftemangel ist WhatsApp aber offenbar nicht. Ein Handwerker aus Oldenburg, der 2018 zu den Pionieren bei der Bewerbung per WhatsApp gehörte, zeigt sich inzwischen zumindest ernüchtert.Anfangs hatte man sich noch erfreut gezeigt und schon nach wenigen Monaten einen neuen Auszubildenden gefunden. Doch zuletzt habe es per Messenger im Schnitt kaum mehr als eine Bewerbung pro Jahr gegeben, berichtet der Chef der Firma. Und alle seien nach ersten Rückfragen im Sande verlaufen. «Daraufhin haben wir das Ganze wieder eingestampft.» (sda/jes)

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