«Pille danach» soll Ansteckungsrisiko mit Krankheiten reduzieren
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«Pille danach» soll Ansteckungsrisiko mit Krankheiten reduzieren

06.04.2023 05:07 - update 07.04.2023 08:35

Baseljetzt

Das Antibiotikum, das als «Pille danach» eingenommen wird, kann die Ansteckung mit sexuellen Krankheiten wie Syphilis oder Tripper deutlich verringern. Das zeigt eine neue Studie.

Wenn die Pille innert 72 Stunden nach dem ungeschützten Sex eingenommen wird, können rund zwei Drittel der Infektionen verhindert werden. Dies ist das Ergebnis einer Mittwoch im «New England Journal Of Medicine» veröffentlichten internationalen Studie mit Beteiligung deutscher Forscher. In der Studie eingeschlossen waren Männer, die Sex mit Männern haben, sowie Transfrauen, die eine Prophylaxe gegen das HI-Virus einnehmen oder bereits mit einer HIV-Infektion leben.

Alle Probanden hatten im Jahr vor Studienbeginn eine Infektion mit einer sexuell übertragbaren Krankheit durchgemacht. Im Schnitt nahmen die Teilnehmer während der Studie das Antibiotikum Doxycyclin vier Mal pro Monat ein.

Prophylaxe und ungeschützter Sex

Patienten, die eine HIV-Prophylaxe einnehmen, hätten häufig ungeschützten Sex, erklärte Georg Stary vom Institut für Dermatologie an der Universität Wien. Ein Teil davon stecke sich mit vielen sexuell übertragbaren Krankheiten an.

Steckten sich in dieser Gruppe aufgrund der Einnahme von Doxycyclin weniger Menschen mit Syphilis, Tripper oder Chlamydien an, seien insgesamt weniger sexuell übertragbare Krankheiten im Umlauf. «Dementsprechend werden unter Umständen auch diejenigen geschützt, die das Medikament nicht prophylaktisch einnehmen», erklärte er weiter.

Antibiotika-Resistenzen sind ein Problem

Allerdings müssten Antibiotika-Resistenzen bedacht werden. Es sei vermehrt zu Resistenzen bei Gonokokken gekommen, die Tripper übertragen. Daher könne die Anwendung nicht generell empfohlen werden. Wenn überhaupt, sei sie nur für eine selektive Gruppe sinnvoll.

Auch sei eine längerfristige Einnahme nicht zu empfehlen. «Man muss davon ausgehen, dass es eine deutliche Veränderung des Mikrobioms geben wird und bei langer Anwendung auch vermehrt Nebenwirkungen auftreten werden», erklärte Norbert Brockmeyer vom Zentrum für Sexuelle Gesundheit und Medizin am Katholischen Klinikum Bochum. (sda/mal)

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