
Polizeiarbeit auf Tiktok: Tanzvideos statt Aufklärung?
Alessia Roppel
Erneute Amokdrohung am Gymnasium Oberwil: Während andere Polizeien Tiktok aktiv für Präventionsarbeit nutzen, setzt Basel-Stadt auf Tanzvideos, und Baselland verzichtet komplett auf die Plattform.
Bereits in den frühen Morgenstunden ist die Kantonspolizei Basel-Land am Donnerstag mit einem grossen Aufgebot beim Gymnasium Oberwil vor Ort. Am Montag wurde eine Amokdrohung für den 21. November entdeckt – vermutlich ausgelöst durch eine Tiktok-Challenge.
Die Situation auf dem Schulareal ist laut der Polizei ruhig und es können keine Auffälligkeiten beobachtet werden. Der Unterricht findet planmässig statt. Nebenbei laufen die Ermittlungen auf Hochtouren, wie die Polizei mitteilt.
Polizei Basel-Land: Prävention ohne Tiktok
Sie betont, wie ernst solche Drohungen genommen werden. So etwas sei nicht einfach ein harmloser Streich. «Es handelt sich um ein Offizialdelikt, was entsprechende strafrechtliche, aber auch finanzielle Konsequenzen haben wird», erklärt Adrian Gaugler, Sprecher der Kantonspolizei Basel-Land. Wie mit solchen Drohungen umgegangen werden soll – insbesondere auf Social Media – sorgt für Diskussionen.
Die Präsenz der Polizei auf Social Media sei von grossem Vorteil: «Es ist ein wichtiges Instrument für uns, um mit der Bevölkerung in Kontakt zu kommen. Und auch um ihre Bedürfnisse und Anliegen aufzunehmen.» Ein Social-Media-Manager kümmere sich um Prävention und Öffentlichkeitsarbeit auf den Plattformen, doch Tiktok sähe man als weniger relevant an. Der Grund: Dort sei die Zielgruppe der Kantonspolizei nicht präsent.
Basel-Stadt: Tanzen statt aufklären?
Anders sieht es in Basel-Stadt aus. Der sogenannte iCop-Tiktok-Account existiert nun seit über drei Jahren und sei sehr erfolgreich. Obwohl die Plattform genutzt werden könnte, um junge Menschen, zum Beispiel vor gefährlichen Challenges, zu warnen, setzt die Kantonspolizei Basel-Stadt bisher andere Prioritäten. Mit kurzen Tanzvideos und Einblicken in den Polizeialltag soll der Beruf des Polizisten oder der Polizistin für junge Menschen attraktiver gemacht werden. «Der Fokus ist momentan wirklich, junge Menschen, vor allem junge Frauen, für die Arbeit bei der Kantonspolizei zu gewinnen.», so Adrian Plachesi, Sprecher der Kantonspolizei Basel-Stadt.
Zwar werde die Plattform gelegentlich auch für Präventionskampagnen genutzt, ein konkreter Plan zur stärkeren Nutzung für dieses Thema fehle jedoch – auch aufgrund von Ressourcenmangel. Im Fall der erst kürzlichen Amokdrohung an einer Basler Schule hätte ein Tiktok-Video keinen Sinn gemacht: «Da können wir nicht einfach auf Social Media gehen und sagen: Man soll nicht das und das machen. Das ist schlicht noch nicht ermittelt. Der Sachverhalt ist noch nicht klar.», erklärt Plachesi.
Der Kanton Aargau als mögliches Vorbild
Ein Blick auf den Tiktok-Account der Aargauer Kantonspolizei zeigt: Präventionsarbeit auf der Plattform kann erfolgreich sein. Sie nutz die Plattform aktiv, um direkt über Themen wie Messergewalt oder gefährliche Challenges zu informieren. Dies kann nicht nur zu einer höheren Erreichbarkeit bei Jugendlichen, sondern auch zu Debatten führen – teilweise mit tausenden Kommentaren. Auch andere Polizeien, zum Beispiel in Uster, zeigen, wie Social Media gezielt genutzt werden kann, um junge Menschen zu erreichen.
Während die Polizeien Basel-Stadt und Baselland mit begrenzten Ressourcen kämpfen, bleibt eine Frage offen: Könnte mehr Prävention über Plattformen wie Tiktok entscheidend dazu beitragen, Vorfälle wie die immer häufigeren Amokdrohungen zu verhindern? Die Polizei betont zwar, dass Präventionsarbeit auch vor Ort an Schulen stattfinde – doch wie andere Beispiele zeigen, findet die Social-Media-Prophylaxe grossen Anklang bei den Menschen.
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pserratore
👎👎👎
Urs_Fischer
Ich arbeite selber bei der Kapo BS und finde die Videos beschämend und peinlich. Nicht nur ich, sondrn auch alle meine Kolleginnen und Kollegen.