Prigoschins Tod gibt weiter Rätsel auf
©Bild: Keystone
Russland
International

Prigoschins Tod gibt weiter Rätsel auf

25.08.2023 06:39 - update 25.08.2023 06:40

Baseljetzt

Der mutmassliche Tod von Jewgeni Prigoschin gibt weiterhin Rätsel auf. Wladimir Putin bestätigte diesen nur indirekt. Derweil sollen US-Geheimdienstkreise von einer Bombe an Bord ausgehen.

Zwei Tage nach dem mutmasslichen Tod des russischen Söldnerführers Jewgeni Prigoschin bei einem Flugzeugabsturz herrscht noch immer keine Klarheit über die Umstände. Russlands Präsident Wladimir Putin bestätigte am Donnerstagabend nur indirekt den Tod seines einstigen Günstlings, der als Chef der Privatarmee Wagner zwei Monate zuvor gegen ihn gemeutert hatte. Allerdings geht auch die US-Regierung nach Medienberichten davon aus, dass Prigoschin bei dem Absturz am Mittwochabend ums Leben kam.

Putin spricht in Vergangenheitsform von Prigoschin

Eine offizielle Identifizierung der Leiche Prigoschins durch die russischen Behörden stand bis Freitag noch aus. Putin sprach indes schon in der Vergangenheitsform von dem «talentierten Geschäftsmann» und Söldnerführer. «Er war ein Mensch mit einem schwierigen Schicksal, und er hat ernsthafte Fehler gemacht», sagte er. Während der Meuterei der Wagner-Kämpfer gegen die russische Führung im Juni hatte Putin seinem langjährigen militärischen Handlanger Prigoschin Verrat vorgeworfen, ihm und seinen Gefolgsleuten dann aber die Ausreise nach Belarus ermöglicht.

Bei dem Flugzeugabsturz kamen zehn Menschen ums Leben. An Prigoschins Firmensitz in St. Petersburg und in anderen russischen Städten legten Trauernde Blumen nieder. Prigoschin und seine Wagner-Truppe hatten zwar wegen ihrer verdeckten Auslandseinsätze und wegen ihrer Brutalität auch im Inland keinen guten Ruf. Doch seine Kritik an Fehlern der russischen Militärführung machte ihn für viele Russen auch zu einem Helden. In sozialen Medien wurde der Vorwurf erhoben, das vermeintliche Flugzeugunglück sei in Wahrheit ein Attentat auf Prigoschin gewesen – eine Einschätzung, die auch viele westliche Politiker und Militärexperten vertreten.

Auch USA vermuten Attentat

Die «New York Times» und andere US-Medien berichteten unter Berufung auf US-Geheimdienstkreise, dass vermutlich eine Explosion an Bord des Flugzeugs den Absturz ausgelöst habe. Eine endgültige Schlussfolgerung sei noch nicht gezogen, eine Explosion aber derzeit die wahrscheinlichste Begründung, schrieb die «New York Times». Ein Sprecher des US-Verteidigungsministerium sagte, es gebe keine Hinweise, dass der Jet von einer Boden-Luft-Rakete getroffen worden sei. Dies hatten Prigoschin nahestehende Webseiten und Kanäle in sozialen Medien gemutmasst.

In Deutschland sieht SPD-Chef Lars Klingbeil in dem mutmasslichen Attentat ein Anzeichen für Putins schwindende Macht. «Wenn das am Ende alles so stimmt, wie wir gerade vermuten, ist das ein weiteres Indiz dafür, dass Putin nicht mehr alles im Griff hat, dass Putin nicht mehr in Russland alles steuern kann – nur noch mit Terror und mit Unterdrückung», sagte Klingbeil in Lüneburg bei «RND vor Ort», einer Veranstaltung des Redaktionsnetzwerks Deutschland. «Das ist erstmal auch ein Zeichen, das ein bisschen Optimismus gibt, dass dort langsam dieses System Putin auseinanderfällt.» (sda/fra)

Feedback für die Redaktion

Hat dir dieser Artikel gefallen?

Kommentare

Dein Kommentar

Mit dem Absenden dieses Formulars erkläre ich mich mit der zweckgebundenen Speicherung der angegebenen Daten einverstanden. Datenschutzerklärung und Widerrufshinweise

25.08.2023 08:24

mil1977

Die Wagner-Söldner sind doch bald Geschichte. Das Geld geht ihnen aus.
V. Putin aber setzt sich noch gegen die Hardliner durch und wurschtelt sich mit seinen korrupten Generälen so durch. Irgendwie Glück im Unglück für die Ukraine.

1 0

Kommentare lesen?

Um Kommentare lesen zu können, melde dich bitte an.