Psychiatrie-Pflegende sind laut Studie überarbeitet aber zufrieden
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Schweiz

Psychiatrie-Pflegende sind laut Studie überarbeitet aber zufrieden

10.04.2024 11:52 - update 10.04.2024 14:01
Maximilian Karl Fankhauser

Maximilian Karl Fankhauser

Zufrieden sind sie eigentlich schon, die Pflegenden in Schweizer Psychiatrien. Doch die Unterbesetzung und ihre Folgen machen den Fachkräften auf diesen Abteilungen schwer zu schaffen.

Der Pflegenotstand ist auch in der Psychiatrie spürbar. Dies zeigt eine Studie eines Teams rund um Michael Simon am Institut für Pflegewissenschaften der Universität Basel, wie das Unispital schreibt. Sie untersuchten, wie es um den Beruf der psychischen Pflege steht.

Insgesamt 1185 Pflegefachpersonen aus 114 verschiedenen Abteilungen wurden befragt. Diese waren auf 13 Kliniken verteilt. Nun sind die Resultate im Bericht «Pflege in der stationären Psychiatrie der Deutschschweiz» einsehbar. Es war die erste Studie dieser Art. Sie wurde zwischen 2019 und 2021 durchgeführt.

Die Zufriedenheit scheint gross zu sein. Vier von fünf Pflegefachpersonen würden ihren Job weiterempfehlen. Vor allem die gute psychosoziale Umgebung würde sich gut auswirken. Ein gutes Team und Bedürfnisse, auf die eingegangen werde, machen die Arbeitnehmer:innen zufriedener.

Work-Life-Balance leidet

Aber auch die Kehrseite des Berufes wird klar ersichtlich. Der Personalmangel führt dazu, dass die Pflegenden zusätzliche Schichten übernehmen müssen. «Zum Zeitpunkt der Befragung gaben über 40 Prozent an, dass sie in der letzten Schicht Überzeit geleistet haben», sagt Michael Ketzer, Doktorand und Erstautor der Studie.

Für 75 Prozent der Befragten ist es normal, ein mal pro Monat kurzfristig einzuspringen. Und dies auch an Feiertagen oder Wochenenden. Durch die Spät- und Nachtschichten, die dann noch hinzukommen, leidet die Work-Life-Balance extrem. Zudem machen sich die Befragten wegen der Unterbesetzung Sorgen um die Patientenversorgung.

«Psychiatriepflegende identifizieren sich stark mit ihrem Beruf. Sie fühlen sich zuständig für die Patientinnen und Patienten, die besonders vulnerabel und obendrein nach wie vor einer starken gesellschaftlichen Stigmatisierung ausgesetzt sind. Die Pflegenden wollen sie schützen und dabei unterstützen, ins Leben zurückzufinden», sagt Studienleiter Michael Simon.

Weiterentwicklung der Führung

Um die Pflegenden vor übermässigem Stress und Burnouts durch Unterbesetzung zu schützen, liegt es auch an den Kliniken, sagt Simon. Doch die Studie zeigt: Nicht alle Kliniken haben einen Plan, die Arbeitsumgebung zu verbessern.

Demnach müsse in Weiterbildung investiert werden. Denn so würden die Pflegenden auf ihrem Beruf bleiben. Gegen eine Akademisierung des Berufes wehrt er sich. Es brauche Weiterbildungen, damit die Pflegenden «am Bett» bleiben.

Eine Weiterentwicklung braucht es auch auf Führungsebene, findet Simon. «Um die unterschiedlichen Herausforderungen in der Pflege zu meistern, braucht es moderne Führungskonzepte, die nicht mehr so hierarchisch sind und etwa die Personalplanung anders gestalten.»

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