Putin und Xi fordern bei Gipfel in China neue Weltordnung
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International

Putin und Xi fordern bei Gipfel in China neue Weltordnung

01.09.2025 15:59

Baseljetzt

Russlands Präsident Wladimir Putin und Chinas Staatschef Xi Jinping haben sich beim Gipfel der Shanghaier Organisation für Zusammenarbeit (SOZ) für eine Weltordnung ohne eine Dominanz der USA und Europas starkgemacht.

Das eurozentrische und euroatlantische Modell habe sich überlebt, sagte Putin den anwesenden Staats- und Regierungschefs im chinesischen Tianjin. Xi forderte, eine Mentalität des Kalten Krieges, Blockkonfrontationen und Schikane abzulehnen. Nötig sei überdies mehr Zusammenhalt der Shanghaier Organisation, die sich als politisches Gegengewicht zu westlichen Bündnissen wie der Nato und der EU versteht.

China und Russland fordern seit Jahren eine Abkehr von einer US-dominierten Weltordnung. Mit Investitionsprojekten wie der «Neuen Seidenstrasse» sucht China besonders im Globalen Süden Partner – als Gegengewicht zum Westen.

Autoritäres Bündnis mit wachsendem Einfluss

Die Shanghaier Organisation für Zusammenarbeit (SOZ), vor 24 Jahren als Anti-Terror- und Wirtschaftsbündnis gegründet, umfasst inzwischen zehn Staaten, darunter Russland, China, Indien, Pakistan, Iran und Belarus. Geprägt wird die Gruppe von autoritären Regierungen, die international wegen Menschenrechtsverletzungen kritisiert werden.

Chinas Präsident Xi Jinping nutzte den Gipfel, um eine «Initiative für globale Regierungsführung» vorzustellen. Er sprach von mehr Multilateralismus und gleichen Rechten für alle Staaten, blieb aber vage. Peking präsentierte zudem Wirtschaftszahlen: Gemeinsam erzielen die Mitgliedsstaaten fast 30 Billionen US-Dollar BIP. Xi kündigte Hilfen von 2 Milliarden Yuan an.

Selektive Solidarität

In ihrer Abschlusserklärung kritisierten die SOZ-Staaten westliche Sanktionen und die Angriffe Israels und der USA auf den Iran. Der russische Krieg gegen die Ukraine wurde jedoch ausgeklammert. Indiens Premier Narendra Modi mahnte zwar ein Ende des Kriegs an, doch Putin schwieg dazu und betonte stattdessen die enge Partnerschaft mit Neu-Delhi. Bilder von beiden Händchen haltend gingen viral.

Auch andere Treffen prägten den Gipfel: Xi und Modi diskutierten den ungelösten Grenzkonflikt, Putin sprach mit Erdogan über mögliche Friedensgespräche. Xi wiederum betonte die «wachsende Verantwortung der SOZ für Frieden und Stabilität».

Druck aus den USA als Katalysator

Das angespannte Verhältnis vieler Staaten zu Washington stärkt die SOZ. Handelskonflikte unter Trump, etwa Strafzölle gegen Indien, haben die Absetzbewegung vom Westen beschleunigt. Zugleich nutzt Russland die Plattform, um trotz Krieg international sichtbar zu bleiben.

Putin bleibt länger in China: Neben bilateralen Gesprächen mit Xi will er mit Kim Jong Un eine Militärparade in Peking besuchen. Das unterstreicht die geopolitische Verschiebung – weg vom Westen, hin zu autoritären Allianzen. (sda/mik)

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Kommentare

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01.09.2025 14:06

spalen

…russland, china, Indien, pakistan, iran und belarus: alles länder, die für ihren fried- und nächstenliebenden charakter und für die rechte der menschen bekannt sind. wobei man ehrlicherweise einen trump auch schon in diesen kreis stellen könnte, ohne dass er besonders als demokrat auffallen würde.
o tempora o mores!

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01.09.2025 15:04

spalen

oh ein freund von diktaturen hat mein statement mit einem daumen runter geehrt. das zeigt auf, wie gewisse zeitgenossen auch hier die freie demokratie nicht wirklich schätzen können

5 1
01.09.2025 15:03

Hoschi

Fehlt da nicht das Wort “nicht”?

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