Regen-Chaos: Weltgrösstes Metal-Festival verhängt Besucherstopp
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Wacken
International

Regen-Chaos: Weltgrösstes Metal-Festival verhängt Besucherstopp

02.08.2023 10:47 - update 02.08.2023 14:14

Baseljetzt

Zu viel Regen und Schlamm: Die Organisatoren des Wacken-Festivals in Norddeutschland lassen keine weiteren Besucher aufs Gelände. Das Festival startet jetzt mit rund 50’000 statt 85’000 Fans.

Rund 40 Liter pro Quadratmeter hat es in den vergangenen Tagen in Wacken nahe Hamburg geregnet. Das Wetter-Chaos stellte die Organisator:innen des weltgrössten Metal-Festivals vor grosse Herausforderungen. Seit dem frühen Mittwochmorgen ist nun klar: Es werden keine weiteren Metal-Fans aufs Festivalgelände gelassen.

Am Mittwoch soll das Wacken Open Air nun im Rahmen der Möglichkeiten offiziell starten. Um 11 Uhr will die lokale Feuerwehrkapelle den Auftakt machen, später dann unter anderem Metalqueen Doro Pesch auf der Bühne stehen. Doch vor dem Start des Festivals war einiges noch unklar – beispielsweise die Frage, wie viele der erwarteten 85’000 Metalfans tatsächlich auf Wackens Ackern feiern.

Fans kritisieren «unterirdische Kommunikation»

Am frühen Mittwochmorgen teilte das Festival bei Instagram dann mit, die «vernünftige Besucherkapazität» sei angesichts der Wetterlage erreicht. «Jede weitere Reise muss mit sofortiger Wirkung eingestellt und storniert werden.» Zum ersten Mal in der Geschichte des Festivals sei diese Entscheidung gefallen. «Wir sind sehr traurig, aber die weiterhin schwierige Wetterlage lässt uns leider keine andere Wahl», hiess es weiter.

Unklar war zunächst, welche Folgen der Anreisestopp für Tickets und für bereits entstandene Kosten hat. Die Veranstalter schrieben zu öffentlichen Fragen bei Instagram: «Für nähere Informationen halten wir euch auf dem Laufenden und bitten euch um etwas Geduld.» Fans reagierten ungehalten und kritisierten eine «unterirdische Kommunikation». Viele hatten stundenlang vor dem Gelände ausgeharrt.

Am Hamburger Volksparkstadion traten enttäuschte Fans die Heimreise an. Hunderte hatten dort auf einem Parkplatz abgewartet, nachdem der Veranstalter am Montag zunächst gebeten hatte, sich einen Warteplatz zu suchen, und dann am frühen Mittwoch erklärt hatte, es würden keine weiteren Besucher mehr aufs Gelände gelassen.

Am Dienstagabend hatte Festival-Mitbegründer Thomas Jensen der Deutschen Presse-Agentur gesagt: «Ich hoffe, dass wir die Hälfte drinnen haben oder noch mehr.» Sicherheit habe bei den Veranstaltern oberste Priorität. Die Zustände rund um den beschaulichen Ort und die Ankündigungen, keine Fans mit Autos mehr auf die aufgeweichten Areale zu lassen, hatten bereits zuvor bei einem Teil der Besucher für Unmut gesorgt.

Mehrere Tausend Metalheads, wie die Fans sich selbst nennen, warteten zuvor erst im Trockenen, dann bei Regen auf Einlass. «Lasst uns rein», stimmten sie zwischenzeitlich an, während auf dem Gelände Bands beim Soundcheck zu hören waren. Später erklang auch: «Aber scheiss drauf, Wacken ist nur einmal im Jahr.»

Staus lösten sich auf

Nach Schätzung der Polizei halten sich rund 50 000 Fans auf dem Gelände bei Itzehoe im Bundesland Schleswig-Holstein auf. Erwartet wurden ursprünglich rund 85 000 Metalfans. Etwa 50 Prozent der vom Regen durchweichten Campingflächen seien belegt, teilte eine Polizeisprecherin kurz vor dem offiziellen Beginn des Festivals mit.

Die Verkehrslage rund um das Veranstaltungsgelände entspannte sich laut Polizei. Bereits nach der ersten Ankündigung des Anreisestopps hätten sich zahlreiche Besucher auf die Rückreise gemacht oder Ausweichflächen an einem Flugplatz bei Itzehoe angesteuert. Die meisten Staus hätten sich aufgelöst.

Betrunkener kassierte Strafanzeige

Die Polizei berichtete von einem 24-Jährigen aus Köln, der am Dienstagabend über einen Zaun auf das Gelände klettern wollte. Er sei damit jedoch gescheitert und habe den Zaun beschädigt. Der betrunkene und unter Kokain-Einfluss stehende Mann bekam eine Strafanzeige und Hausverbot.

Die Polizei zählte bislang 68 Einsätze im Zusammenhang mit dem Festival. In der Nacht zum Mittwoch sei ein Auto auf dem Gelände ausgebrannt. Menschen seien dabei nicht zu Schaden gekommen. Die Feuerwehr hatte den Brand nach einer Stunde gelöscht. «Aus polizeilicher Sicht ist die Lage ganz ruhig», sagte eine Sprecherin.

Die Wetterlage bleibt dagegen unbeständig. Nach Angaben der Meteorologen werden am Mittwochabend starke Gewitter in Schleswig-Holstein erwartet. Der Deutsche Wetterdienst warnte für den Grossraum Hamburg vor unwetterartigem Starkregen um 30 Litern pro Quadratmeter, Hagel und Sturmböen mit einer Windgeschwindigkeit um 85 Kilometer pro Stunde.

Begründet hatten die Veranstalter den Schritt mit dem vielen Regen vor Festivalstart. Dadurch seien Camping- und Veranstaltungsflächen sowie Wege in schlechtem Zustand. Es werde aber versucht, Fahrzeuge, die sich bereits in unmittelbarer Nähe zum Festivalgelände befänden, dorthin zu bringen.

Lemmys Asche soll beigesetzt werden

Am ersten Festivaltag soll in Wacken ein Teil der Asche des verstorbenen Frontmanns Lemmy Kilmister von der Rockband Motörhead eine Ruhestätte finden. Der 2015 verstorbene Musiker soll «mit einem unvergesslichen Akt geehrt werden», wie die Veranstalter ankündigten. Die Motörhead-Mitglieder Phil Campbell und Mikkey Dee sollen die Feierlichkeiten begleiten.

Konzerte im Livestream

Vor dem Start des Heavy-Metal-Festivals in Wacken mit deutlich reduzierter Gästezahl hat Festival-Mitbegründer Thomas Jensen auf einen Livestream hingewiesen. Auf Magenta TV und MagentaMusik werde man «so viel wie möglich» streamen, sagte er am Mittwochmorgen in einem auf Instagram veröffentlichten Video. Informationen zum Festival-Livestream hatte es auch im Juli schon gegeben. «Wir kriegen das hin, es wird Programm geben, aber es können leider nicht alle teilnehmen», sagte Jensen nun.

Erstmals soll das Festival in diesem Sommer vier Tage dauern. Auf neun Bühnen sind in dieser Zeit mehr als 200 Konzerte geplant – unter anderem von Iron Maiden, Megadeth und Helloween. (sda/daf)

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