Schon wieder Vergiftungsfälle an Iranischen Mädchenschulen
©Symbolbild: Keystone
Menschenrechte
International

Schon wieder Vergiftungsfälle an Iranischen Mädchenschulen

01.05.2023 14:49

Baseljetzt

Laut Aktivisten gibt es im Iran neue Fälle von Vergiftungen an Mädchenschulen. Sie sollen sich in der Hauptstadt und der Region Kurdistan ereignet haben.

Im Iran sind neue Vergiftungsfälle an Mädchenschulen gemeldet worden. Die in Norwegen ansässige Menschenrechtsorganisation Hengaw berichtete am Montag von Fällen in der Hauptstadt Teheran und der von Protesten erschütterten Region Kurdistan. In der Heimatstadt der Protestikone Jina Mahsa Amini sollen Sicherheitskräfte zudem gewaltsam gegen Schülerinnen vorgegangen sein. Von offizieller Seite gab es zunächst keine Informationen zu den Fällen.

Seit Monaten sorgen die Vorfälle im Land für Unruhe. Betroffen sind fast ausschliesslich Mädchenschulen. Landesweit wurden Schülerinnen in Krankenhäusern behandelt. Ärzte sprechen von Gasvergiftungen. Tausende Verdachtsfälle verzeichneten die Behörden offiziell. Eltern liessen zwischenzeitlich ihre Kinder aus Sorge nicht zur Schule gehen. Die Menschenrechtsorganisation Amnesty International bezeichnete die Fälle als «koordinierte Kampagne».

Scharf kritisierter Abschlussbericht

Am Freitag veröffentlichte der Geheimdienst rund fünf Monate nach Ausbruch der ersten Fälle einen Abschlussbericht, der von Aktivisten scharf kritisiert wurde. Darin argumentiert die Behörde, dass es sich nicht um ein organisiertes Netzwerk von Tätern handele. Auch seien nach Analysen keine toxischen Substanzen festgestellt worden. In der Gesamtheit der Fälle handele es sich viel mehr um Massenhysterie. Unabhängig überprüfen lassen sich die Erklärungen nicht.

Eltern und andere Angehörige warfen den Behörden nach den mysteriösen Fällen Versagen vor. Proteste nach dem Tod der iranischen Kurdin Jina Mahsa Amini im Polizeigewahrsam lösten in Teheran im vergangenen Herbst die schwerste politische Krise seit Jahrzehnten aus. Kritiker bezeichnen die Vergiftungen als Rache wegen der Demonstrationen. Medien, Familien und Betroffene wurden Kritikern zufolge unter Druck gesetzt, nicht über die Fälle zu sprechen. (sda/mal)

Feedback für die Redaktion

Hat dir dieser Artikel gefallen?

Kommentare

Dein Kommentar

Mit dem Absenden dieses Formulars erkläre ich mich mit der zweckgebundenen Speicherung der angegebenen Daten einverstanden. Datenschutzerklärung und Widerrufshinweise

Kommentare lesen?

Um Kommentare lesen zu können, melde dich bitte an.