Schweizer Sondermülldeponie soll zu Naturoase werden
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Schweizer Sondermülldeponie soll zu Naturoase werden

15.12.2023 09:45 - update 15.12.2023 10:10

Baseljetzt

Nach Verhandlungen haben sich die Gemeinde, die Organisation Pro Natura und die Deponiebetreiber geeinigt: Die einstige Sondermülldeponie in Kölliken wird zu einer Naturoase umgewandelt.

Geplant sei ein nationales Vorzeigeprojekt für ein Miteinander von Natur und Landwirtschaft, teilten die drei Partner am Freitag an einer Medienkonferenz in Kölliken mit. Es entstehe eine wunderbare Naturoase, sagte Mario Schegner, Gemeindepräsident von Kölliken.

Angedacht ist ein Amphibienlaichgebiet von nationaler Bedeutung. Auf der Landwirtschaftsfläche sei eine ökologische Nutzung vorgesehen. Dazu gehöre auch ein Bio-Ackerbau. Tümpel und Teiche, ein Hochstamm-Obstgarten sowie Hecken und Trockenmauern sollten die geplante Naturoase bereichern.

Die Standortgemeinde und Pro Natura kauften dem Betriebskonsortium Sondermülldeponie Kölliken (SMDK), dem vor allem die Kantone Aarau und Zürich angehören, das Areal zu einem nicht genannten Preis ab.

Schlusspunkt hinter Deponieskandal

Das Naturprojekt setzt einen Schlusspunkt hinter ein unrühmliches Umweltkapitel. Nach der Schliessung der ersten Sondermülldeponie der Schweiz im Jahr 1985 wurden seit Herbst 2007 mehr als 600’000 Tonnen Material zurückgebaut.

Es handelte sich um die grösste und teuerste Altlastensanierung in der Schweiz. Die rund eine Milliarde Franken teure Sanierungs- und Rückbauarbeiten mussten vor allem die Steuerzahler der Kantone Aargau und Zürich finanzieren.

Mitte des Jahres 2015 hiess es: Die Grube in der Nähe der Autobahn A1 sei leergeräumt. Sie wurde wieder aufgefüllt, unter anderem mit dem Gesteinsausbruch aus dem SBB-Eppenbergtunnel zwischen Aarau und Olten.

Hightech für Altlast

Der Sondermüll aus der Deponie war unter erhöhten Sicherheitsbedingungen abgebaut worden. In drei Hallen über dem Gelände der Deponie herrschte Unterdruck und die Abluft wurde permanent überwacht.

In einem Labor wurde der Giftmüll und der Inhalt der Fässer analysiert. Auf der Deponie arbeiteten zeitweise mehr als 50 Personen.

Die Kantone Aargau und Zürich sind zu je 41,6 Prozent am 1976 gegründeten SMDK-Betriebskonsortium beteiligt. Mit je 8,3 Prozent partizipieren ferner die Stadt Zürich und die Basler Chemie.

Nach Bürgerprotesten und massiven Umweltproblemen hatte der Gemeinderat Kölliken die Deponie 1985 gegen den Willen der Aargauer Kantonsbehörden geschlossen. Neben der mangelnden Erfahrung von Behörden und Umweltfachleuten führte vor allem der Umstand zum Skandal, dass der Kanton Aargau zugleich Deponiebetreiber und oberste Kontrollbehörde war. (sda/mav)

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