Jo Vergeat hat bewiesen, dass junge Frauen rocken
©Bild: Keystone
Grosser Rat
Basel-Stadt

Jo Vergeat hat bewiesen, dass junge Frauen rocken

25.01.2023 19:19 - update 28.01.2023 14:51
Ariela Dürrenberger

Ariela Dürrenberger

Ihr einjähriges Amt als Grossratspräsidentin geht zu Ende. Jo Vergeat hat den Vorurteilen, dass sie zu jung für das Amt wäre, getrotzt und verlässt ihren Posten mit einem Streberzeugnis.

«Es war bestimmt ein Highlight zu spüren, dass – obwohl irgendwie alle Medienschaffenden mich zu Beginn fragten, ob ich das kann – mir das so gut gelungen ist», Jo Vergeat war 27 Jahre alt, als die Grüne-Politikerin das Amt zur Grossratspräsidentin annahm. Ein Jahr lang war die Politikerin oberste Baslerin und an Veranstaltungen, wie beim «Mässihlüte», beim eidgenössischen Schwing- und Älplerfest oder am Vogel Gryff als Vertretung des Basler Parlaments zu Gast.

Ein Streberzeugnis

Zu Beginn ihrer Amtszeit stand ihr Alter immer wieder im Fokus, schliesslich ist die damals 27-Jährige die jüngste Grossratspräsidentin der Geschichte. Einzelne Stimmen, auch aus dem Parlament, hätten gemeint sie sei eine zu junge Frau für dieses Amt. Doch sie hat sich bewiesen, jedenfalls klingt so das Feedback aus den Ratsreihen. Hätte Jo Vergeat für ihre Amtszeit ein Zeugnis bekommen, wäre es voller 6er und 5,5er.

«Sie hat das sehr gut gemacht, sehr souverän. Sie hatte den Grossen Rat wirklich gut im Griff», heisst es etwa von der SVP-Grossrätin Gianna Hablützel-Bürki. Oder der FDP-Grossrat Luca Urgese, der meinte, dass Jo Vergeat das Präsidium mit ihrer lockeren Art sehr gut meisterte.

Jo Vergeat hat bewiesen, dass junge Frauen rocken
Applaus für Jo Vergeat nach ihrer Abschlussrede im Grossen Rat. Bild: zVg/Anouk Feurer

Auch aus den Reihen der Regierung kommen lobende Worte. Die LDP-Regierungsrätin Stephanie Eymann, die oft und auch mal an den Wochenenden gemeinsam mit Jo Vergeat an Veranstaltungen teilnahm, ziehe den Hut vor der 15 Jahre jüngeren Politikerin: «Sie ist eine junge Frau, die in diesem Amt extrem gewachsen ist. Sie hatte eine tolle Linie.»

«Jo bei den starken Männern»

Jo Vergeat ist eine richtige Baslerin. Aufgewachsen ist sie im Imbergässlein, also direkt in Grossbasels Zentrum. Sie lernte die Vielfältigkeit des Kantons aus nächster Nähe kennen. Das kam der Politikerin bei den öffentlichen Veranstaltungen zu Gute.

Oft hatte Jo Vergeat ihre Auftritte mitten in einer Scharr von Männern. Auch wenn der Kanton Basel-Stadt an seiner Gleichstellungsquote hinarbeitet, viele Veranstaltungen sind nach wie vor männerdominiert. Sie habe sich teilweise gefühlt wie «Wickie bei den starken Männern». Zu Beginn ihrer Amtszeit habe sie noch die öffentlich sprechenden Frauen gezählt. Viel waren es nicht, und das wurde ihr dann auch zu deprimierend und sie gab das Zählen auf.

Doch diese Unausgeglichenheit steckt die Grossratspräsidentin mit ihrer unbeschwerten Art und ihrer Nähe zu Basel weg. Sie selbst sagte in ihrer Rede: «Keine Sorge, mir gings gut unter den starken Männern. Als ‹Drummlere› lernt man in Basel, mit grossen Männergruppen umzugehen.» Und so fällt es wohl selbst dem kritischsten Kleinbasler Ehrengesellschaftler schwer, sie nicht für voll zu nehmen.

Locker und fröhlich, aber doch bestimmt

Doch die Grossratspräsidentin zeigte sich nicht nur locker und fröhlich. Fokussiert und auch ab und zu streng, heisst es immer wieder in den Feedbacks der Ratskollegen. So der SP-Grossrat Christian von Wartburg: «Sehr professionell, richtig im Ton, fand ich. Auch wenn sie streng sein musste. Es gab auch Momente, in denen sie durchgreifen musste. Ich finde, sie hat dieses Parlament immer wieder auf eine gescheite, fröhliche – aber nicht zu fröhliche – Art geleitet.»

Jo Vergat kommt in ihrer Abschiedsrede nebst verschiedensten Held:innen auch kurz auf Mary Poppins zu sprechen. «Ihre Leichtigkeit gespickt mit Seriosität, ihre Begeisterungsfähigkeit und ihr Spass am Singen haben mich nachhaltig beeindruckt», und das scheint hier wohl zutreffend.

Jo Vergeat ist noch bis zum 31. Januar offiziell Grossratspräsidentin. Dann übergibt sie ihr Amt an den GLP-Grossrat Bülent Pekerman. Ganz traditionsgetreu passiert das um Mitternacht in der Turmstube des Basler Rathauses.

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Kommentare

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26.01.2023 13:56

peter-g.laemmle@bluewin.ch

Und so fällt es wohl selbst dem kritischsten Kleinbasler Ehrengesellschaftler schwer, sie nicht für voll zu nehmen.
Gohts no, dieser vergleich. So daneben und falsch. Der Rest gut geschrieben.

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25.01.2023 22:38

zehnGebote

Aha

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