Sozialhilfebeziehende fürchten zunehmend um ihre Wohnung
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Studie
Schweiz

Sozialhilfebeziehende fürchten zunehmend um ihre Wohnung

28.10.2025 12:47

Baseljetzt

Die Situation auf dem Wohnungsmarkt belastet Sozialhilfebeziehende in der Schweiz zunehmend. Dies zeigt eine aktuelle Studie der Städteinitiative Sozialpolitik.

Das Wichtigste in Kürze

  • Die Sozialhilfequote blieb 2024 in den grösseren Schweizer Städten stabil bei rund 2,7 bis 2,8 Prozent – trotz wachsender Bevölkerung
  • Die angespannte Lage auf dem Wohnungsmarkt trifft Haushalte mit tiefem Einkommen besonders: In fast allen Städten sank die Leerwohnungsziffer weiter, und mehr Menschen geraten in prekäre Wohnsituationen oder werden obdachlos
  • Städte reagieren mit Mietobergrenzen, Notunterkünften und finanzieller Unterstützung, doch der Mangel an bezahlbarem Wohnraum bleibt ein strukturelles Problem, das die Sozialhilfe nicht allein lösen kann

Die Städteinitiative veröffentlichte am Dienstag ihren Jahresbericht. Begleitet wurde dieser von einer Studie zum Thema Wohnen und Sozialhilfe. Die Zahl der Bezügerinnen und Bezüger von Sozialhilfe blieb in den grösseren Schweizer Städten im vergangenen Jahr insgesamt stabil.

Gemäss dem Bericht veränderte sich die Sozialhilfequote in der Mehrheit der 14 analysierten Städte im Jahr 2024 kaum – trotz wachsender Bevölkerung. Sie liegt im Durchschnitt nach wie vor zwischen 2,7 und 2,8 Prozent. Allerdings belaste die Situation auf dem Wohnungsmarkt Haushalte mit geringen Einkommen zunehmend, gab die Städteinitiative zu bedenken. In mehreren Regionen liege die Leerwohnungsziffer unter 1 Prozent.

Für die Studie zum Thema Wohnen wurden die Angaben von insgesamt zwanzig Städten ausgewertet – der 14 Mitglieder der Städteinitiative sowie sechs weiterer Städte in der Westschweiz.

16 der 20 Städte gaben der Studie zufolge an, die Zahl der Menschen, die ihre Wohnung zu verlieren drohten, sei bei ihnen in den vergangenen fünf Jahren gestiegen. Sozialhilfebeziehende seien dabei besonders gefährdet.

Mehr Menschen in prekären Wohnsituationen

In fast allen Städten sei die Ziffer der Leerwohnungen weiter gesunken, sagte die Politologin Michelle Beyeler, Assistenzprofessorin an der Universität Zürich und Autorin der Studie, vor den Medien. Besonders prekär sei die Situation im unteren Preissegment.

Neben finanziellen Problemen erschwerten auch das mit Armut verbundene Stigma sowie Betreibungen in der Vergangenheit die Suche nach einer neuen Wohnung, so Beyeler. Dies habe auch Auswirkungen auf die Erwerbstätigkeit, den Schulbesuch betroffener Kinder und das Sozialleben.

In vielen Städten habe die Zahl der Menschen, die in prekären Situationen leben, zugenommen, sagte die Politologin. Dazu gehören Menschen, die keine Wohnung haben und vorübergehend bei Bekannten oder in Notunterkünften leben. Neun Städte beobachteten vermehrte Obdachlosigkeit. Mehr Menschen leben dort im öffentlichen Raum oder in der Natur.

Städte ergreifen Massnahmen

Die Sozialdienste verschiedener Städte haben den Angaben zufolge Massnahmen ergriffen, um dem Problem entgegenzuwirken. Dazu gehören Anpassungen der Obergrenzen der übernommenen Mieten und gezielte finanzielle Hilfen, um zu verhindern, dass jemand seine Wohnung verliert. Weiter würden Städte selbst auch Wohnungen mieten oder Notunterkünfte anbieten.

Der Handlungsspielraum der Städte sei aber begrenzt, sagte Nicolas Galladé, Winterthurer Sozialvorsteher und Präsident der Städteinitiative. Die Knappheit an bezahlbaren Wohnungen sei letztlich ein strukturelles Problem, das die Sozialhilfe allein nicht lösen könne, so der SP-Politiker. (sda/vaz)

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28.10.2025 15:54

Marius

schaut euch mal an wieviel geld man für eine wohnung von der sozialhilfe basel erhält. und dann sucht in diesem preissegment auf den mietportalen. es ist unmöglich. der mietanteil vom sozialamt muss extrem höher werden. alles andere ist einfach unrealistisch. selbst wenn sie alle paar jahren mal wieder ein paar fränklein erhöhen – die reale welt sieht anders aus. normalverdienende haben ja schon probleme.

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28.10.2025 14:43

Maxli

Ist ja logisch. Menschen mit Betreibungen und Sozialhilfebezüger bekommen auf dem freien Matkt keine Wohnung. Da muss halt der von den Linken so geliebte Staat dafür sorgen, dass solche Menschen ein Zuhause haben.

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