Spielchen spielen mit der SVP
Philippe Chappuis
Dass Beat Jans in den Bundesrat gewählt wurde, ist historisch. Bemerkenswert waren aber vor allem die Spielchen, die die Rechtsbürgerlichen mit der SP trieben. Mit freundlicher Genehmigung von Daniel Jositsch.
Am Ende war es eine recht deutliche Sache. Die Bundesversammlung wählte Beat Jans im dritten Wahlgang mit 134 Stimmen ziemlich zügig als Nachfolger von Alain Berset. Jans war gerührt, hielt eine knappe und gute Ansprache. Und war überrascht und erfreut, dass seine Töchter zu diesem Zeitpunkt nicht irgendwo vor einem Bildschirm sassen, sondern bereits auf der Tribüne des Nationalratssaals.
So weit, so gut. Doch in Erinnerung bleiben wird nicht nur die Wahl von Jans, sondern vor allem die Spielchen, die die Rechtsbürgerlichen (SVP und FDP) mit der SP trieben – auf Kosten von Jon Pult und mit freundlicher Genehmigung von Daniel Jositsch. Dieser landete nämlich im ersten Wahlgang zwar hinter Jans, aber deutlich vor Pult. Damit war es für den Bündner Konkurrenten eigentlich gelaufen.
Jositsch sagt wie immer… nichts
Wie vor einem Jahr (als Jositsch ebenfalls viele Stimmen machte, obwohl er nicht auf dem offiziellen Ticket war und damit möglicherweise Eva Herzog verhinderte) unterliess es Jositsch auch dieses Mal, ans Rednerpult zu treten und zu sagen: «Ich würde eine Wahl gar nicht annehmen, wählt stattdessen einen der offiziellen Kandidierenden.» Er tat es nicht. Wenn man Co-Fraktionspräsidentin Samira Marti zuhört, könnte das noch ein Nachspiel haben.
Leidtragender dieser ganzen Geschichte ist letztendlich der Bündner Jon Pult. Auf seinem Rücken haben SVP und FDP dieses Powerplay ausgetragen, GLP und Mitte machten zum Teil mit. Jositsch lag auch im zweiten Wahlgang noch klar vor Pult auf Platz zwei. Es war klar; die Jositsch-Fanboys und -girls würden sich kaum bewegen. Den Pult-Wähler:innen blieb also nichts anderes übrig, als auf Beat Jans umzuschwenken und den Sieg des Baslers im dritten Wahlgang ins Trockene zu bringen.
Da hatte doch die SVP (in der Person von Fraktionschef Thomas Aeschi) am frühen Morgen noch gesagt: Ihr müsst alle zur Konkordanz stehen und die offiziellen Kandidaten wählen. Nur, um dann etwas völlig anderes zu machen. Ganz nach dem Motto: Was interessiert mich mein Geschwätz von gestern.
Daraus lernen wir:
- Bundesratswahlen sind wie Fussball – man weiss nicht, wie’s am Ende ausgeht.
- Die SVP sagt A, aber macht B.
- Daniel Jositsch wird niemals Bundesrat.
- Es wird Zeit, dass alle Bundesratsmitglieder auf einmal gewählt werden. Das würde solche Spiele unterbinden. Spannend bliebe es gleichwohl.
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lixi
Ich war, obwohl aus der Region, klar für Pult. Aber der Jositsch gehört aus der SP ausgeschlossen.
Bebbi1951
Typisch Jositsch und leider, typisch Zürcher Machtanspruch.