
SRG verkleinert wegen Sparmassnahmen die Geschäftsleitung
Baseljetzt
Wegen Sparmassnahmen kommt es bei der SRG zu einem personellen Abbau in der Führungsetage. Die Geschäftsleitung zählt ab April 2026 nebst der Generaldirektorin Susanne Wille nur noch sieben statt acht Mitglieder. Nach wie vor geht die SRG von einem Abbau von 900 Vollzeitstellen aus.
Unter anderem aufgrund gekürzter Medienabgaben muss das Medienhaus bis 2029 rund 270 Millionen Franken sparen – dies im Rahmen seines Sparprogramms «Enavant». Bereits Ende 2024 sprach die SRG davon, bis 2029 rund 900 Stellen abbauen zu müssen. Diese Zahl bestätigte die SRG nun in ihrer Mitteilung vom Montag und spricht von einem Abbau über alle Regionen hinweg.
Ein Drittel, also rund 300 Vollzeitstellen, werde im Rahmen des laufenden Sparprogramms umgesetzt. Dieser Stellenabbau sei bereits konsultiert und im Gange, schrieb die SRG. Ein Teil der verbleibenden 600 Stellen werde über Fluktuation und Pensionierungen abgebaut, vorbehaltlich der Resultate des Konsultationsverfahrens. Entlassungen seien aber unumgänglich. Beim geplanten Stellenabbau komme der Sozialplan der SRG zur Anwendung.
In welchen Bereichen die Stellen abgebaut werden, ist noch unklar. Die SRG prüfe und schaue sich alle Bereiche genau an, sagte Wille zu einem Reporter der Nachrichtenagentur Keystone-SDA.
Die Allianz Pro Medienvielfalt bezeichnet den Abbau von 900 Vollzeitstellen in einer ersten Reaktion als eine Folge des politischen Drucks. Der Abbau führe zu einer deutlichen Schwächung des öffentlichen Rundfunks, der aber gerade in unsicheren Zeiten eine starke, unabhängige SRG brauche.
Swissinfo fällt raus
Bereits im kommenden Frühling kommt es zu einem Abbau in der Geschäftsleitung. Die Sparte Swissinfo, die mit ihrer Plattform vor allem die Auslandschweizer und ein an der Schweiz interessiertes Publikum im Ausland ansprechen soll, wird künftig nicht mehr Teil der Geschäftsleitung sein, wie aus dem neuen Organigramm zu entnehmen ist.
Die Posten der heutigen Direktorinnen und Direktoren von SRF, RTS, RSI und RTR dagegen wurden bestätigt. Unverändert bleibe auch die erweiterte Geschäftsleitung mit ihren drei zusätzlichen Mitgliedern, hiess es weiter.
Im Rahmen der Verkleinerung strukturiert die SRG zwei Abteilungen der Geschäftsleitung um. Die neue Direktion «Angebot» vereint die bisherigen Bereiche Angebot und Distribution. Die Direktion «Operationen» umfasst neu Technologie und Produktion.
Neue Planung auch in den Regionen
Die vakanten Posten der beiden neuen Direktionen werden nebst der Stelle der SRF-Direktion neu ausgeschrieben. Letztere muss neu besetzt werden, weil Nathalie Wappler ihren Rücktritt per Ende April bekannt gab. Wappler war über 20 Jahre bei SRF und SRG tätig.
Die künftig aufgehobenen Funktionen der Direktorin von Swissinfo und des Direktors der «Operationen» bleiben bis Ende März 2026 bestehen. Deren Stelleninhaber werden ab April den Übergang von der alten in die neue Struktur aktiv mitgestalten, wie die SRG auf Anfrage von Keystone-SDA mitteilte.
Nebst der Geschäftsleitung verändern sich auch die Führungsstrukturen in den Regionen. Diese werden vereinheitlicht, um die Zusammenarbeit über die Regionen hinweg zu fördern, schrieb die SRG weiter. Die Besetzung der regionalen Leitungsteams soll bis Mitte 2026 erfolgen.
Die Erfüllung des Service Public soll nicht unter den Sparmassnahmen leiden. «Mit dem Transformationsprozess bleiben wir verankert in den Regionen und können, da wir uns neu denken und neu aufstellen, weiterhin ein vielfältiges Programm anbieten», sagte Wille.
Konkrete Zahlen, wie diese Massnahmen sich finanziell auswirken, kommentierte die SRG nicht. Dies sei von verschiedenen Faktoren abhängig, die sich erst im Verlauf der Umsetzung präzisieren liessen.
Gewerkschaft kritisiert massiven Abbau
Die Mediengewerkschaft Syndicom bezeichnete in einer Mitteilung den Abbau bei der SRG als «massiv und verheerend». Er sei das Resultat «des Angriffs des SVP-Medienministers auf die SRG, der auch die so genannten Halbierungsinitiative mitlanciert hat». Werde diese Initiative angenommen, drohten nochmals hunderte, wenn nicht tausende Jobs bei der SRG, aber auch bei den privaten Radio- und TV-Stationen zu verschwinden.(sda/jab)
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spalen
ich hoffe sehr, dass sich die srg nicht in vorauseilendem gehorsam selber zu tode spart. die schweiz und unsere demokratie ist auf die freie und qualitative arbeit der srg angewiesen, wie schon habermas festgestellt hat
Hoschi
Es könnte dank der unsinnigen Halbierungsinitiative der SVP noch schlimmer kommen. Guter neutraler Journalismus ist wichtig, sonst nehmen die Blochermedien /TV und Zeitung, rechtspopulistische Medien die Überhand, das wäre fatal und sehr schlimm.