Student kämpft gegen Defibrillatoren-Mangel
©Bild: F. Scheller / Montage: F. Scheller
Erste Hilfe
Basel-Stadt

Student kämpft gegen Defibrillatoren-Mangel

16.06.2023 18:14
Florian Scheller

Florian Scheller

In Basel gibt es 42 öffentlich zugängliche Defibrillatoren. Das sind nicht genug, meinen Fabio Casertano und Nationalrätin Sarah Wyss. Sie fordern vom Bundesrat, den Zugang und die Ausbildung zu verbessern.

Bei einem Herz-Kreislauf-Stillstand zählt buchstäblich jede Minute. Die Faustregel besagt, dass die Überlebenschance mit jeder Minute um etwa 10 Prozent sinkt. Nur in etwas mehr als der Hälfte der Fälle wird der Rettungsdienst innerhalb der ersten drei Minuten alarmiert. Es dauert also oft viel zu lange, bis professionelle Hilfe eintrifft. Davon sind Fabio Casertano, Pflegestudent an der Höheren Fachschule, und die Basler SP-Nationalrätin Sarah Wyss überzeugt.

Der Bundesrat soll handeln

Am Donnerstag reichte Sarah Wyss im Bundeshaus eine Interpellation ein. Sie fordert den Bundesrat auf, in Zusammenarbeit mit den Kantonen «den Betrieb, den Zugang (inkl. Signalisation) und die Ausbildung für den Einsatz von öffentlichen automatisierten externen Defibrillatoren (AED) zu verbessern». Wyss und Casertano sind überzeugt, dass eine flächendeckende Verbreitung von AEDs die Zahl der Todesfälle reduzieren kann. So sollen in einem Notfall bereits Passant:innen lebensrettende Sofortmassnahmen ergreifen können, bis der Rettungsdienst vor Ort ist.

Eine flächendeckende Verfügbarkeit von AEDs senkt auch die Kosten im Gesundheitswesen, so die Überzeugung. «Denn ein:e Patient:in, der früher ohne Folgeschäden aus dem Krankenhaus entlassen werden kann, verursacht hier logischerweise weniger Gesundheitskosten als Folgeschäden, die durch zu spätes oder Nichthandeln entstehen können», erklärt Fabio Casertano.

Die Kosten für ein flächendeckendes Netz von Defibrillatoren sind allerdings nicht unerheblich. Der Anschaffungspreis liegt zwischen 2’000 und 4’000 Franken. Vor allem aber ist die regelmässige Wartung der hochsensiblen Geräte mit viel Aufwand verbunden.

42 Defibrillatoren für Basel

«Derzeit sind 42 Defibrillatoren 24/365 öffentlich zugänglich. 187 sind eingeschränkt zugänglich.» Das schreibt das Justiz- und Sicherheitsdepartement des Kantons Basel-Stadt auf Anfrage von Baseljetzt. Eingeschränkt zugänglich bedeutet, dass die Defibrillatoren in Geschäften oder Bürogebäuden angebracht sind. «Das ist viel zu wenig für eine Stadt wie Basel. Den Menschen bringt es nichts, wenn die AEDs von irgendwelchen Öffnungszeiten abhängig sind», ist Casertano überzeugt.

Der Kanton Tessin nimmt in Bezug auf das AED-Netz eine Vorreiterrolle ein. Im Tessin wird die Bevölkerung sensibilisiert, Sekundarschüler:innen werden in Reanimationsmassnahmen ausgebildet und es stehen über 1’200 AEDs zur Verfügung, die in Gehdistanz beschildert sind. Sogar ein Leasingangebot für öffentliche AEDs wird angeboten, um die Hemmschwelle des Preises für einen AED zu überwinden. Durch diese und viele weitere Massnahmen konnte die Überlebenschance im Tessin auf 60 Prozent gesteigert werden (Stand 2018).

 

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17.06.2023 06:54

Shanghai01

Ês gibt schon Möglichkeiten, zum Beispiel mobile Defis in Taxis oder Bussen. In Taxis, die per App abrufbar sind im Notfall. So ist die Chance gross, dass ein Gerät innert Minuten vor Ort ist.
Dauert es nämlich länger würde ich auf den Defi lieber verzichten, der bereits angerichtete Schaden ist zu gross.

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