
Studierendenzahlen in der Schweiz sind erstmals seit 1995 rückläufig
Lea Meister
Eine Krise ist nicht in Sicht, es gibt aber einen klaren Trend bei der Beliebtheit verschiedener Fachrichtungen. Erstmals seit 25 Jahren sind die Studierendenzahlen in der Schweiz leicht rückläufig.
Der erstmals seit 1995 verzeichnete Rückgang betrifft nicht nur universitäre, sondern auch Fach- und pädagogische Hochschulen. 274’916 Student:innen waren im Wintersemester 2022/23 an Hochschulen eingeschrieben. Ein Jahr zuvor waren es noch 276’607 gewesen, wie Watson berichtet.
Deutlicher wird es, wenn man die Neuimmatrikulierten miteinander vergleicht: Im Herbst 2020/21 waren dies noch 47’339, zwei Jahre später nur noch 42’865, also 9,5 Prozent weniger.
Sinkende Geburtenrate und Corona
Dafür verantwortlich ist laut der Auswertung der Statistiken durch Watson unter anderem die sinkende Geburtenrate. Denn zu Beginn des neuen Jahrtausends sank die Geburtenzahl in der Schweiz deutlich. Genau diese jungen Menschen befinden sich nun etwa im Alter eines allfälligen Studieneintritts.
Auch die Corona-Pandemie könnte noch nachwirken. Wirtschaftliche Unsicherheiten halte viele junge Menschen vom Studieren ab, wie Experten sagen.
Sozial- und Geisteswissenschaften verlieren
Doch nicht alle Studiengänge sind gleich vom Rückgang betroffen: Nach wie vor zu den boomenden Fachrichtungen gehören Informatik, Medizin, Pharmazie und Ingenieurwesen.
Klassische Studiengänge wie Betriebswirtschaft und Jus finden dagegen weniger Anklang. In beiden Fachrichtungen beträgt der Rückgang aber nur etwa ein Prozent, während on den Sozial- und Geisteswissenschaften bis zu 10 Prozent weniger Neueinschreibungen stattfinden.
MINT-Fächer gewinnen
Thomas Grob, Vizedirektor der Uni Basel, sagte diesbezüglich gegenüber der NZZ: «Es lässt sich eine gesamtgesellschaftliche Abwertung der Geisteswissenschaften und eine Aufwertung von Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft und Technik, den sogenannten MINT-Fächern (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft und Technik), feststellen.»
Es stehen derzeit mit Jus, Medizin, Informatik und Wirtschaft also an Schweizer Hochschulen vor allem die Fachrichtungen weit oben, die gut bezahlte Berufsaussichten garantieren.
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