Swiss Olympic möchte für Winterspiele kandidieren
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Ab 2023
Sport

Swiss Olympic möchte für Winterspiele kandidieren

18.10.2023 13:45 - update 18.10.2023 14:47

Baseljetzt

Die Schweiz soll einen neuen Anlauf zur Austragung von Olympischen Spielen nehmen. Der Exekutivrat des Sport-Dachverbands Swiss Olympic möchte für die Winterspiele ab 2030 kandidieren, heisst es am Mittwoch.

Der Exekutivrat sieht sich von den Resultaten einer im Frühling in Auftrag gegebenen Machbarkeitsstudie ermutigt. Konkret beantragt er dem Sportparlament, das aus den Delegierten der Sportverbände besteht und am 24. November in Ittigen seine jährliche Versammlung abhalten wird, die Schweizer Olympia-Kandidatur formal zu beschliessen.

Gemäss Machbarkeitsstudie hat die Schweiz das Potenzial, das Wissen und die Unterstützung der Bevölkerung, um ab 2030 Olympische und Paralympische Winterspiele nach einem neuem Konzept durchzuführen. Dieser Grossanlass würde dezentral, in bestehenden Anlagen, in allen vier Sprachregionen und weitgehend privat finanziert stattfinden.

Doppelvergabe für 2030 und 2034

Bereits für November plant auch das Internationale Olympische Komitee (IOC) den Dialog mit möglichen Olympia-Gastgebern aufzunehmen. Neben der Schweiz haben für 2030 Frankreich und Schweden Interesse signalisiert.

Das IOC gab in der vergangenen Woche an der Session im indischen Mumbai zudem bekannt, dass die Winterspiele 2030 und 2034 zusammen vergeben werden. Diese Doppelvergabe soll an der IOC-Session im kommenden Juli in Paris erfolgen.

Das vielfache Scheitern von Schweizer Olympia-Kandidaturen

Sion 2006

Nachdem man für die Winterspiele 2002 gegen Salt Lake City erwartungsgemäss chancenlos geblieben war, reichte die Schweiz für 2006 gleich die nächste Kandidatur ein. Die vom früheren Bundesrat und Sportminister Adolf Ogi stark unterstützte Bewerbung war – zumindest aus Schweizer und insbesondere auch Walliser Sicht – die beste.

Umso grösser war die Katerstimmung am 19. Juni 1999 nach dem deutlichen Verdikt bei der IOC-Session in Seoul: 53 Mitglieder des Internationalen Olympischen Komitees stimmten für Turin, nur 36 für Sion. Als der damalige IOC-Präsident Juan Antonio Samaranch das Ergebnis verkündete, war die Party von Tausenden erwartungsfrohen Leuten auf der Sittener Place de la Planta abrupt beendet.

Bern 2010

Diese Kandidatur scheiterte bereits hochkant an der Hürde des kantonalen Stimmvolks. Am 22. September 2002 lehnten die Bernerinnen und Berner die für die Olympia-Bewerbung benötigten Kredite über insgesamt 22,5 Millionen Franken mit wuchtigen 78 Prozent Nein-Stimmen ab. «Wir sind alle konsterniert. Selbst die Gegner sind überrascht vom deutlichen Nein», so der Befund des damaligen Generaldirektors der Berner Kandidatur nach dem niederschmetternden Ergebnis.

Graubünden / Wallis 2026

Die Stimmbürger des Kantons Graubünden lehnten eine Kandidatur als Gastgeber der Olympischen Spiele 2026 am 17. Februar 2017 – also während der Durchführung der alpinen Skiweltmeisterschaften in St. Moritz – deutlich ab. Danach setzte Swiss Olympic alle Hoffnungen auf das Wallis.

Doch Sion 2026 scheiterte ebenfalls am Nein der kantonalen Bevölkerung. Deren Verdikt bei der kantonalen Abstimmung am 10. Juni 2018 zu einer Kostenbeteiligung über 100 Millionen Franken lautete: 71’579 Nein- zu 61’019 Ja-Stimmen. Einzig im Oberwallis fand der Kredit einen knappen Ja-Stimmenanteil, in der Kantonshauptstadt legten fast 61 Prozent ein Nein in die Urne.

Gemäss Swiss Olympic wird die Schweiz bis zum Ende des Jahrzehnts in 13 der 14 olympischen Wintersportarten über eine «zeitgemässe, moderne Infrastruktur» verfügen. Eine geeignete Wettkampfstätte fehlt einzig im Eisschnelllauf, weshalb man an einen Ort ins nahe Ausland ausweichen müsste.

Die Situation ist ähnlich jener der nächsten Winterspiele. In zweieinhalb Jahren müssen als Novum auch die italienischen Gastgeber die Wettbewerbe im Eiskanal ins Ausland verlegen, da in Cortina d’Ampezzo keine neue Bahn gebaut wird. Als möglicher Austragungsort der Rennen im Bob, Schlitteln und Skeleton steht St. Moritz zur Debatte.

Zweimal Winterspiele in St. Moritz

In der Schweiz fanden bislang zweimal Winterspiele statt, 1928 und 1948 in St. Moritz. Danach kam keine der regelmässigen Schweizer Kandidaturen mehr zum Zug. Unter anderem hatten die Bewerbungen von Sitten für die Austragungen 2002 und 2006 bei der IOC-Abstimmung das Nachsehen. Später geplante Kandidaturen scheiterten bereits am Nein des Stimmvolks in Bern, Graubünden und im Wallis. (sda/amu)

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