Tabellenführer FCB: Er ist der Transferking der Super League
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Tabellenführer FCB: Er ist der Transferking der Super League

29.07.2023 11:55 - update 30.07.2023 12:27
Maximilian Karl Fankhauser

Maximilian Karl Fankhauser

Rein tabellarisch hat der FC Basel die letzte Saison enttäuschend im Mittelfeld abgeschlossen. Und auch der Saisonstart ist misslungen. Die Transfertabelle führt der FCB aber klar an. Ein Erklärungsversuch.

Die Zahlen sprechen für sich: Zeki Amdouni für 18,6 Millionen Franken zum FC Burnley in die Premier League. Der FC Lens bezahlt 14 Millionen Franken für Mittelfeldmotor Andy Diouf. Und auch Andy Pelmard bringt dem FC Basel rund zwei Millionen Euro ein.

Zum Vergleich: Die höchste Ablösesumme, die der Meister BSC Young Boys für einen Spieler in diesem Transferfenster einfahren konnte, war für Cédric Zesiger. Dieser brachte den Bernern mit seinem Wechsel zum VfL Wolfsburg immerhin fünf Millionen Franken ein.

Wie kann es sein, dass Diouf, der knapp 20 Jahre alt ist und eine Saison durchgespielt hat, fast dreimal so viel Ablöse einbringt wie ein Spieler im besten Fussballeralter, der zum erweiterten WM-Kader der Schweizer gehörte?

Ein Lösungsansatz dafür könnte sich im jüngsten Transfer des FC Basel verbergen. Respektive in der Aussage von FCB-Neuzugang Gabriel Sigua. Das 18-Jährige Talent aus Georgien liess bei seiner Vertragsunterzeichnung nämlich Folgendes verlauten: «Basel ist international bekannt und in der Schweiz sicher der Club mit der grössten Strahlkraft.»

Der FCB als Sprungbrett

Einerseits lebt der FCB sicherlich noch von seinem Namen. Denn mit den Transfers von Granit Xhaka, Xherdan Shaqiri, Mohamed Salah, Breel Embolo, Manuel Akanji oder jüngst auch Edon Zhegrova, Arthur Cabral und den oben genannten ist der FC Basel vielen jungen Spielern in Europa geläufig. Als Sprungbrett in eine der Top-5-Ligen. Und die meisten dieser Spieler haben sich in ihren Vereinen durchgesetzt und sind dort zu Führungsspielern avanciert. Oder haben sonst eine erfolgreiche Karriere hingelegt.

Ganz anders präsentiert sich in dieser Hinsicht die Situation bei den Young Boys. Ein Blick auf deren Transferhistorie zeigt: Mit Ausnahme von Seydou Doumbia, Djibril Sow und Denis Zakaria haben sich kaum YB-Transfers in einer grossen Liga durchgesetzt.

Transferfenster Sommer 2023 (inkl. Übernahme von Leihspielern während letzter Saisonhälfte):

VereinEinnahmenAusgabenTotal
1.FC Basel34,51717,5
2.BSC Young Boys83,94,1
3.FC Zürich40,373,63
4.Lausanne-Sport413
5.FC St. Gallen1,030,450,58
6.GC0,900,9
7.FC Luzern0,3500,35
8.Stade-Lausanne-Ouchy000
9.Yverdon Sport000
10.FC Winterthur00,3-0,3
11.Servette FC00,7-0,7
12.FC Lugano01,15-1,15
Angaben in Mio. CHF. Quelle: Transfermarkt

Wer die Ablösesummen von Amdouni/Diouf und Zesiger vergleicht, kommt aber auch nicht um den logischsten aller Erklärungsansätze herum: die europäischen Kampagnen, die der FCB Jahr für Jahr spielt. Während interessierte Vereine sich bei Zesiger oder auch dem wechselwilligen Fabian Rieder kaum ein Bild auf internationalem Niveau machen konnten, stellte der FC Basel mit Diouf den besten Nachwuchsspieler und mit Amdouni den besten Torschützen der abgelaufenen Conference League-Saison. Beide Spieler konnten unter Beweis stellen, dass sie für ihr Team auf internationalem Niveau matchentscheidend sein können.

Licht und Schatten bei den verschiedenen Modellen

Deswegen ist es auch nicht verwunderlich, dass der FCB in diesem Transferfenster fast doppelt so viel Erlös (34,5 Millionen Franken) herausholen konnte wie der gesamte Rest der Liga zusammen (18,3 Millionen Franken). Und der Abstand könnte mit den möglicherweise bevorstehenden Transfers von Dan Ndoye und Riccardo Calafiori noch um einiges beträchtlicher werden.

Was bei dieser Gesamtrechnung auch nicht vergessen werden darf: Immer mehr Vereine verzichten darauf, ihre Spieler innerhalb der Liga zu verkaufen. Das neuste Exempel wurde vom FC Luzern an dessen Kapitän Ardon Jashari statuiert. Mit den kolportierten fünf Millionen Franken, die der FCB an Luzern überwiesen hätte, sähe diese Rechnung auch wieder anders aus.

Diese Vereine müssen sich aber auch selbst einige Fragen stellen. Kann man, als eher klammer Verein, solche Angebote ausschlagen? Denn bereits zu früheren Zeiten gab es solche Fälle. Der FC Basel bot eine stattliche Summe für FCZ-Verteidiger Becir Omeragic. Der FCZ lehnte ab, Präsident Canepa philosophierte vor kurzem im «Blick» von Integrität und Moral, die es in solchen Situationen beizubehalten gäbe.

Die Quintessenz der ganzen Geschichte: Für Becir Omeragic wurde einmal eine hohe Transfersumme vorausgesagt. In diesem Sommer wechselte er ablösefrei zum FC Montpellier nach Frankreich, dem FCZ bleibt nur die Ausbildungsentschädigung. Ob sich hier Moral und Integrität wirklich gelohnt haben, bleibt fraglich. Wobei aber auch das Modell des FCB infrage zu stellen ist, da er momentan vor jeder neuen Saison seinen Kader neu zusammenstellen muss.

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Kommentare

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30.07.2023 09:07

Salaurspass1

Offensichtlich werden einmal mehr die finanziellen Interessen höher gewichtet als die Sportlichen. Zugegeben, die vergangene Saison war für den FC Basel sehr erfolgreich durch die internationalen Erfolge. Diese Strategie wird mittelfristig jedoch nicht aufgehen! Es braucht eine ausgewogene Strategie für langfristige Erfolge. Herr Häusler, auch er hat nicht alles Richtig gemacht, hat gezeigt wie es geht. Die Übergabe von Verein an Herr Burgener kann ich nicht nachvollziehen, insbesondere er ja ein sehr kleverer Stratege war.
Ich befürchte sehr, dass die Verführung vom grosse Geld, beim Verkaufsentscheid einmal mehr gewichtiger als die “grosse Liebe” zum FCB. Leider! Ich wünsche meinem Lieblingsclub gutes gelingen und alles Gute. (FCB Fan seit über 60 Jahren)

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29.07.2023 14:10

Bschmutz

Das kommt nicht gut, absteig kandidat schade für frei xhaka lang immer mit unerfahrene Spielern zuspielen das kommt nicht gut

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