
Taxifahrer mit Messer getötet: Prozess gegen 53-Jährigen startet am Montag
Leonie Fricker
Im November 2022 wurde Alican S. in seinem Taxi erstochen. Der Tatverdächtige, ein heute 53-jähriger Schweizer, steht ab Montag vor dem Basler Strafgericht. Ihm werden Mord, versuchter Raub und mehrfacher Diebstahl vorgeworfen.
Das Wichtigste in Kürze
- Ein 53-jähriger Schweizer steht ab Montag vor dem Basler Strafgericht.
- Er wird beschuldigt, im Herbst 2022 den Taxifahrer Alican S. ermordet zu haben.
- Die Staatsanwaltschaft spricht von einer «heimtückischen und skrupellosen» Tat.
Wenige Tage nach der Bluttat lagen zahlreiche Grabkerzen und Rosen an der Peter-Merian-Strasse. An der Stelle, an der am Abend des 18. November 2022 das Leben des Familienvaters und Taxichauffeurs Alican S.* endete. Der Fall erschütterte Basel und verbreitete grosse Unsicherheit in der Taxibranche.
Der mutmassliche Täter, ein heute 53-jähriger Schweizer, wurde wenige Tage nach der Tat festgenommen. Ihm wird vorgeworfen, das 49-jährige Opfer mit mehreren Messerstichen ermordet zu haben.
Drogenabhängigkeit und Geldprobleme
In der Anklageschrift wird geschildert, wie das Leben des Beschuldigten durch dessen Drogenkonsum vor der Tat zunehmend aus den Fugen geriet. Auch seine Ehefrau und die drei gemeinsamen Kinder, mit denen er in Münchenstein lebte, litten darunter. Im Jahr 2016 trennte sich das Paar. Zwei Jahre später musste der Beschuldigte aufgrund von Drogenmissbrauch mehrfach stationär behandelt werden. Ärzte diagnostizierten eine psychische Störung sowie eine durch den Drogenkonsum ausgelöste Verhaltensstörung. Mehrere Entzugsversuche blieben erfolglos.
Ab Herbst 2021 nahm der Beschuldigte an einem Integrationsprogramm der Gemeindeverwaltung Münchenstein teil. Statt sich zu integrieren, soll er mehrere hundert Franken aus der Empfangskasse entwendet haben. Ein halbes Jahr später stoppte die Polizei ihn, als er mit rund einem Promille Alkohol im Blut mit dem Auto durchs Kleinbasel und über die Mittlere Brücke fuhr. Der Beschuldigte stand zeitweise täglich unter Drogeneinfluss, während sich seine Schulden weiter anhäuften. Auch am Tag der Tat habe er eigenen Angaben zufolge im Fixerstübli am Dreispitz Kokain und Alkohol konsumiert.

Taxifahrt endete mit tödlichen Stichen
Der Taxifahrer Alican S. stand an einem Freitagabend mit seinem Dienstfahrzeug am Aeschenplatz. Wie viele seiner Kollegen wartete er am Taxistand auf Kundschaft. Dann stieg ein Mann mit hochgezogener Kapuze ein und setzte sich auf den Rücksitz. Alican S. fuhr los. Was er nicht wusste: Der Mann auf dem Rücksitz trug ein Messer bei sich. Laut Anklage hatte er dieses wenige Minuten zuvor im Coop Aeschenplatz gestohlen, als er sich dazu entschlossen hatte, einen Taxifahrer auszurauben.
Die Fahrt dauerte nicht lange. Der schwarze Mercedes von Alican S. kam bereits nach wenigen hundert Metern in der nahegelegenen Peter-Merian-Strasse zum Stehen. Mutmasslich griff der Beschuldigte anschliessend in Richtung Vordersitz, um an Geld zu gelangen. Der Fahrer konnte dies verhindern. Daraufhin soll der Beschuldigte das Opfer von hinten gepackt und mehrfach auf es eingestochen haben. Wann genau das Messer ins Spiel kam, geht aus der Anklage nicht eindeutig hervor.
Mehrere Passanten hatten unterdessen bemerkt, was sich im stehenden Taxi abspielte. Eine Frau forderte den Täter lautstark auf, vom Opfer abzulassen. Daraufhin stieg der Beschuldigte aus dem Wagen und beteuerte laut Anklage «mehrfach ungefragt» seine Unschuld gegenüber den Umstehenden. Er sei vom Fahrer angegriffen worden, soll er gesagt haben. Anschliessend flüchtete er. Die sofort eingeleitete Fahndung der Polizei blieb zunächst erfolglos. Erst fünf Tage später wurde der Tatverdächtige in der Nähe seiner Wohnung festgenommen.

Tödliche Messerstiche gegen das Opfer
Spätere Berichte der Rechtsmedizin zeigen: Der Täter stach im Auto viermal auf sein Opfer ein. Alican S. erlitt dabei so schwere Verletzungen, dass er trotz Reanimationsversuchen durch die Rettungskräfte noch am Tatort verstarb.
In ihrer Anklageschrift hält die Staatsanwaltschaft fest, der Beschuldigte habe das Opfer «aus hochgradig egoistischen und rein finanziellen Motiven» getötet. Sein Vorgehen sei besonders «skrupellos» gewesen, während der Taxifahrer keine Möglichkeit gehabt habe, die Angriffe abzuwehren oder aus dem Fahrzeug zu fliehen.
Am Montag, dem 2. Juni 2025, steht der 53-jährige Beschuldigte vor dem Basler Strafgericht. Der Prozess ist auf dreieinhalb bis vier Tage angesetzt, Baseljetzt wird berichten. Im Falle einer Verurteilung wegen Mordes drohen ihm mindestens zehn Jahre Freiheitsstrafe. Es gilt die Unschuldsvermutung.
*Name der Redaktion bekannt
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