Tiere und Umwelt leiden: Die dunklen Seiten des Feuerwerks
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Tiere und Umwelt leiden: Die dunklen Seiten des Feuerwerks

05.01.2023 10:33 - update 06.02.2023 15:47
Philippe Chappuis

Philippe Chappuis

Dreckige Strassen, gestresste Tiere: Die Schattenseiten der Feuerwerke machen nicht nur manchen Menschen, sondern auch anderen Lebewesen zu schaffen.

Das schöne Wetter lockte in der Silvesternacht viele Leute auf die Strassen. In der Region Basel zelebrierten sie dabei den Jahreswechsel mit zahlreichen Feuerwerken. Über die Raketen und Böller freuten sich längst nicht alle. Dominik Egli und seinem Team von der Stadtreinigung Basel etwa bescherte die grosse Abfallmenge am Morgen danach einen intensiven Arbeitstag. Am schlimmsten sei die Verschmutzung am Rhein gewesen, aber auch auf dem Münsterplatz und auf der Pfalz habe besonders viel Arbeit auf Eglis Leute gewartet. «Offensichtlich haben die Leute viel mehr Feuerwerk entzündet als in anderen Jahren. Das hat man in der Innenstadt stark gespürt, aber auch in den Quartieren», sagt Egli.

So dauerte es deutlich länger, bis die Strassen und Trottoirs wieder sauber waren. «An Wochenenden und Feiertagen dauert die Reinigung normalerweise bis 11 Uhr. Dieses Mal waren wir um 13:30 Uhr mit der Innenstadt einigermassen fertig, aber mit den Quartieren überhaupt nicht», erzählt Egli. Die Konsequenz: Auch das Team der Spätreinigung hatte noch einiges zu tun.

Tiere leiden unter Stress

Mit dem Abfall zu kämpfen hatte auch das Tierheim an der Birs. Beim Gewässer abgefeuerte Raketen fliegen über den Zaun ins Aussengehege. Am Morgen mussten die Angestellten des Tierheims deshalb die Anlage gut reinigen, damit sich die Tiere nicht verletzten oder den Unrat fressen. Das grösste Problem stelle für die Tiere aber definitiv der Lärm dar, sagt Geschäftsleiterin Béatrice Kirn. «Sie verkriechen sich in die Ecke und fressen nichts mehr. Sie zittern am ganzen Körper, finden keine Ruhe mehr und tigern in ihrem Käfig umher», so Kirn. «An solchen Tagen wie an Silvester schaffen wir den Tieren deshalb Rückzugsmöglichkeiten, damit sie sich geschützt verstecken können.»

Béatrice Kirn betont, dass Feuerwerke nicht nur für «ihre» Tiere verheerende Folgen haben können. «Das bedeutet für jedes Tier eine Gefahr, zum Beispiel auch für die Wildtiere», sagt sie. Bei der Jagd klinge es ähnlich, weshalb sich die Tiere für längere Zeit verstecken. «Für sie ist das purer Stress. Und wenn sie Junge haben, ist es noch viel schlimmer.»

Hohe Messwerte wegen schönem Wetter

Auch der Feinstaub belastet die Umwelt. Die Situation präsentiert sich aber je nach Witterungsbedingungen unterschiedlich. «Bei einer ruhigen Wetterlage wie am vergangenen Silvester kann die Belastung sehr hoch sein», sagt Markus Kalberer, Professor für Atmosphärenwissenschaften an der Universität Basel. In der Stadt Basel seien deshalb hohe bis sehr hohe Werte gemessen worden. «Es waren etwa zehn- bis 20-mal mehr in der Neujahrsnacht. Das Maximum wurde zwischen 1 und 2 Uhr erreicht, am nächsten Morgen lagen die Werte wieder auf dem Niveau von vorher», sagt er.

Weil die Feuerwerke aber nur über einen kurzen Zeitraum stattfinden, halten sich die langfristigen Auswirkungen für die Gesundheit der Menschen in Grenzen. Bedeutend schlimmer seien gemäss Markus Kalberer andere Luftverschmutzungen in der Stadt – zum Beispiel Autoabgase.

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