Tim Fehlbaum: «Ich fühlte mich endlich dazu bereit, mich Stoff mit dieser Relevanz zu widmen»
Alessia Roppel
Golden-Globe-Nomination und inspiriert von wahren Ereignissen: Tim Fehlbaum spricht über seinen neuen Film «September 5» und dessen Relevanz für die Gegenwart.
Du bist ja für den Golden Globe nominiert worden. Wie hat sich dein Leben seitdem verändert?
Es war aber eine sehr schöne Bestätigung, nominiert zu werden, weil es eine Auszeichnung ist, die von Journalist:innen weltweit kommt. In unserem Film geht es um Journalismus, daher hat uns das besonders viel bedeutet. Aber es ist nicht so, dass ich mein Leben in vor und nach der Golden Globes Nominierung einteile.
Wie war der Abend bei den Golden Globes für dich?
Da waren so viele Leute, die ich bewundere. Entweder sind es Leute, mit deren Filme man aufgewachsen ist oder die man jetzt toll findet. […] Es war einzigartig, dort zu sitzen. Ich war ein bisschen mehr Fanboy als ein Teil davon.
Was für ein Typ bist du bei solchen Awards?
Man informiert sich davor, wie gross die Chancen sind zu gewinnen und ich wusste, dass diese gering waren. Also habe ich mich einfach gefreut, dort zu sein.
Deine beiden vorherigen Filme Hell und Tides beruhten beide nicht auf wahren Begebenheiten. Was hat dich dazu bewegt nun einen Film zu machen, der mehr in der Wirklichkeit verankert ist?
Ich war schon sehr viel länger an der Thematik interessiert. Als ich noch ins Gymnasium gegangen bin, habe ich den Film «One Day in September» von Arthur Cohn, im Kino gesehen – das war ein prägendes Kinoerlebnis. Dann habe ich an der Filmschule in München studiert – dort, wo alles passiert ist. […] Das heisst, es ist da sehr präsent. Nach den beiden ersten Filmen habe ich mich nun endlich bereit dazu gefühlt, mich Stoff mit dieser Relevanz zu widmen.
Warum genau diese Art der Erzählweise?
Wir hatten ein Recherchegespräch mit Geoffrey Mason. Er hatte damals bei ABC Sports gearbeitet und hatte alles live miterlebt. Das zu hören, was sie erlebt hatten, mit was für Herausforderungen sie konfrontiert waren […], das war sehr spannend. Daher haben wir uns gefragt: Können wir die Geschichte nicht komplett aus dieser Perspektive erzählen?
Es ist ein Film über Journalismus und gleichzeitig musstest du für den Film in gewisser Weise auch zum Journalisten werden. Vielleicht mehr als wenn man ein fiktionales Drehbuch schreibt?
Auch wenn du Science-Fiction machst, musst du zu Beginn möglichst viel recherchieren. Wenn du eine fiktionale Geschichte erzählst, willst du auch, dass es in irgendeiner Weise in der Realität verankert ist. […] Viele der Fragen, die man dort in den Medien diskutierte, haben wir auch beim Filmmachen diskutiert. Zum Beispiel: Wo ist die Grenze zwischen Sensation und authentischer Darstellung?
Bei deinen vorherigen Filmen war das Oberthema Dystopie. Nimmst du die Sensationalisierung von Medien also auch als dystopisch wahr?
Auf eine Art ist es bei einem historischen Film und einem futuristischen Film genau gleich. Sie sind dann interessant, wenn sie durch eben einen historischen oder futuristischen Kontext etwas über die Gegenwart aussagen. […] Unsere Idee war, dass aus dieser Perspektive, dass damals ein solches Ereignis das erste Mal im Live-Fernsehen übertragen wurde, […] anzuregen, dass man sich Fragen über den Medienkonsum, den wir heute haben, stellt.
Da du in Los Angeles bist, verpasst du den Kinostart deines Filmes in der Schweiz. Wie ist das für dich?
Das ärgert mich sehr. Es wäre mir wichtig gewesen, den Film in Basel oder in Zürich zu zeigen. Ich bin ein Schweizer Filmemacher. Mir ist es wichtig, wie der Film in Europa, in der Schweiz und Deutschland wahrgenommen wird. Dass ich nun in meinem Heimatland bei den Vorführungen nicht dabei sein kann, ärgert mich schon.
Am 17. Januar werden die Oscar-Nominierungen bekannt gegeben. Ist das bei dir im Kalender schon dick markiert?
Ja, das ist schon dick eingetragen. Aber ich fühle mich schon sehr geehrt, dass ich überhaupt Teil dieser Diskussion bin. Natürlich wäre das etwas wahnsinnig Tolles. Aber ich finde es so schon überwältigend. Ich hätte, als wir mit den Arbeiten am Film begonnen haben, nie gedacht, dass die Reise überhaupt so weit geht.
Mehr dazu
Feedback für die Redaktion
Hat dir dieser Artikel gefallen?
Kommentare
Dein Kommentar
Mit dem Absenden dieses Formulars erkläre ich mich mit der zweckgebundenen Speicherung der angegebenen Daten einverstanden. Datenschutzerklärung und Widerrufshinweise
Kommentare lesen?
Um Kommentare lesen zu können, melde dich bitte an.
Thomy
👏
Sonnenliebe
👏👏