Trotz Genetikk und Pronto: Vorverkauf für AM-Jam harzt
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Hip-Hop-Festival
Baselland

Trotz Genetikk und Pronto: Vorverkauf für AM-Jam harzt

27.07.2023 05:17 - update 26.07.2023 22:15

Lars Franzelli

Trotz international bekannten Namen harzt der Vorverkauf für den AM-Jam. Das Festival in Hölstein will die Hip-Hop-Kultur im Waldenburgertal wiederaufleben lassen. Das ist kein einfaches Unterfangen.

Genetikk, Pronto, RUA – das Line Up des AM Jam in Hölstein hat es in sich. Diese Acts treten am 5. August im Waldenburgertal auf. Doch der Vorverkauf stockt.

Waldenburgertal in der Schweizer Hip-Hop-Szene legendär

Das Waldenburgertal spielte in den Anfangszeiten des Schweizer Hip-Hop eine grosse Rolle, erklärt Journalist und Musik-Experte Lukie Wyniger: «Das Waldenburgertal und die ganze Region Baselbiet haben eine grosse Geschichte im Schweizer Hip-Hop hinter sich.»

Trotz Genetikk und Pronto: Vorverkauf für AM-Jam harzt
Lukas Wyniger verfolgt die Hip-Hop-Szene. Bild: Baseljetzt

Kurz nachdem es in Basel-Stadt mit Acts wie Black Tiger, TNN und Luana mit Mundartrap richtig losging, ging es auch im Baselbiet los, sagt Wyniger: «Ein MC Poet, Tafs waren so die ersten grossen Namen, die das Baselbiet hervorgebrachte. Die haben den Basel-Städtern eine kurze Zeit lang den Rang abgelaufen.» Das Waldenburgertal bekam sogar sein eigenes Label: WB-Tal Records, bei welchem unter anderem auch Brandhärd unter Vertrag stand.

Ein Festival für die Region

In den vergangenen Jahrzehnten ist in der Waldenburgertaler Hip-Hop-Szene Ruhe eingekehrt. Elia Mahler und der Verein «Anderst Motiviert» wollten dies ändern. Kurzerhand stellten sie ein Festival auf die Beine: den AM-Jam. Er sei selber aus der Region, sagt Mahler: «Ich bin aufgewachsen in Oberdorf im Waldenburgertal.» Die Hip-Hop-Szene habe er nur noch am Rande mitbekommen. «Ich war eigentlich zu jung um aktiv teilzunehmen.» Er habe nur gesehen, wie alles aufhört, sagt Mahler. «Meine Generation hat einfach gesehen wie alle Kultur abbröckelt, wie es nichts mehr gibt. Keine Bar wo du etwas trinken kannst, kein Jugendtreff, nichts.» Das habe ihm auch für die Jungen leid getan, erklärt Mahler. «Es war die Idee, dass wir dort wieder etwas für sie tun.»

Ticketverkauf harzt

Mit Tradition alleine kann man sich aber noch nichts kaufen. Das merken auch die Veranstalter. Das Festival zu etablieren ist kein einfaches Unterfangen. Wie schon im Vorjahr harzt der Vorverkauf: «Wir sind jetzt etwa bei 20 Prozent verkaufter Tickets». In Zahlen ausgedrückt heisst das: Rund 350 von 2’000 Tickets sind weg. Erklären kann sich Mahler dies nicht, denn das Line-Up müsste eigentlich aus seiner Sicht locker 2’000 Personen anlocken. Vermutlich spiele rein, dass sich viele Leute nicht festlegen wollen: «Das ist der Nerv der Zeit.» Zudem komme es bei einem Festival immer auch aufs Wetter drauf an. «Die Leute wollen spontan entscheiden.»

AM-Jam am 5. August

Die vierte Ausgabe des Hip-Hop-Festivals findet am 5. August in Hölstein statt. Das Line Up besteht aus folgenden Rapper:innen:

  • Genetikk
  • Rua
  • Pronto
  • Buds
  • Lloyd P White
  • Mimiks & LCone
  • Maroo

Neben den Raper:innen gibt es auch Auftritte von Graffiti Sprayern, eine Dance & Rap Session, sowie Workshops für Hip-Hop-Dance und Graffiti.

Wyniger wundert sich ebenfalls über das bisher tiefe Interesse: «Ich finde das Line-Up eigentlich sehr toll.» Er sei zwar selbst noch nie an diesem Festival gewesen, habe aber gehört, es sei ein toller Ort und motivierte Organisatoren dahinter. «Vielleicht ist es auch so, dass sich viele noch spontan entscheiden, hinzugehen.» Das sei ein Phänomen, welches es immer wieder gibt, sagt Wyniger.

Interesse aus der Region bisher gering

Diejenigen die ein Ticket gekauft haben, reisen aus der ganzen Schweiz an. Zu schaffen macht Mahler das bisher geringe Interesse aus der Region: «Es ist fast ein wenig traurig, dass im Verhältnis zur Gesamtzahl der Tickets, sehr wenig aus dem Waldenburgertal kommen.»

Trotz Genetikk und Pronto: Vorverkauf für AM-Jam harzt
Die Vorbereitungen bei Elia Mahler laufen auf Hochtouren. Bild: Baseljetzt

Dass das Interesse am Hip-Hop in der Region tiefer ist als auch schon, habe wohl auch damit zu tun, dass der Nachwuchs fehlt. «Ich glaube das steht und fällt halt immer mit den Acts oder Talenten», sagt Lukie Wyniger. Ihm sei kein junger Rapper und auch keine Rapperin aus dem Waldenburgertal präsent, bei denen man von einer Zukunftshoffnung reden könnte. Das bestätigt Mahler: «Es war schwierig, jemanden aus der Region zu buchen.» Acts wie Tafs, MC Poet und Shape hätten früher mit ihrer Ausstrahlung andere zum rappen bewegt, sagt Wyniger. «Im Moment fehlt das ein bisschen.»

Die nächsten Wochen dürften für das Festival entscheidend sein. «Man kann sagen: Eigentlich alles unter 1’500 zahlenden Gästen ist schlecht, sehr schlecht.» Darauf angesprochen, ob es denn das Festival im nächsten Jahr noch geben würde, wenn diese Grenze nicht erreicht wird, antwortet Mahler: «Dazu kann ich nicht abschliessend etwas sagen – aber das hat natürlich schon damit zu tun, ob und wie es weitergeht.» In diesem Jahr soll das Festival aber so oder so stattfinden – ob 350 oder 2’000 Personen kommen.

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Kommentare

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31.07.2023 14:59

Shanghai01

Von diesen international bekannten Headlinern habe ich noch nie etwas gehört. Vielleicht sollte sich He. Weniger überlegen die Stilrichtung zu ändern und eher Richtung Rock/Hardrock zu gehen.

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