
Trotz gesunkenen Vertrauens in die Führung: Alle FCB-Bosse wiedergewählt
Florian Vögeli
Bei der Mitgliederversammlung des Basisvereins zeigt sich ein leichter Rückgang des Vertrauens in die Führungsriege. Mitglieder fordern zwar mehr Transparenz, dennoch werden alle Verwaltungsräte wiedergewählt.
Zu Beginn der 130. Mitgliederversammlung des Basisvereins begrüsst der Vereinspräsident Reto Baumgartner die Mitglieder und kommt gleich zur Sache. Er geht auf die Ereignisse der letzten Monate ein. Auf die Unruhen um die Clubführung in den Personen David Degen, Ursula Rey-Krayer, Andreas Rey und Dan Holzmann, die seiner Meinung nach ungeahnte Ausmasse angenommen haben. Dass das Wohl des Vereins vielen Menschen in der Region am Herzen liegt, findet Baumgartner toll, solange gewisse Grenzen eingehalten werden. Diese seien in letzter Zeit aber nur sehr knapp eingehalten, teilweise sogar überschritten worden, so der Vereinspräsident weiter.
Baumgartner appelliert deshalb an die Anwesenden, dass nun Ruhe in die FCB-Familie einkehren müsse. Er lobt die Transparenz, die die Vereinsführung Mitte April durch den Austausch mit den Fans geschaffen hat. Damit spricht er gleich zu Beginn der Versammlung den wohl interessantesten Punkt des Abends an. Wie gross ist das Vertrauen der Mitglieder in die Clubführung?
Degen verliert am meisten Stimmen
Diese Frage beantwortet die Empfehlung des Verwaltungsrates der FC Basel 1893 AG. Dort stimmen die Mitglieder darüber ab, welche Personen die Delegierte des Basisvereins, Carol Etter, an der Generalversammlung der Aktiengesellschaft wählen soll. Da der Basisverein aber nur 25 Prozent Anteile der FC Basel AG hält, ist die Stimme der Delegierten und somit des Basisvereins nicht schlaggebend. Dennoch zeigt die Abstimmung, wie gross das Vertrauen in die Vereinsführung ist. Im Jahr 2020 entzogen die Mitglieder dem damaligen Präsidenten Bernhard Burgener (39 Prozent) und Roland Heri (26 Prozent) das Vertrauen.
2023 lag die Zustimmung für FCB-Präsident David Degen bei knapp über 95 Prozent. Alle anderen Verwaltungsräte erhielten damals eine noch höhere Zustimmung. Diese ist bei allen Verwaltungsräten gesunken. Alle wurden aber mit klaren Mehrheiten wiedergewählt. Degen muss die grössten Abstriche hinnehmen. 81,4 Prozent der Anwesenden stimmten für Degen als Verwaltungsrat. Bei der Wahl des Verwaltungsratspräsidenten sank der Wert auf 76.1 Prozent. Alle anderen Verwaltungsräte (Ursula Rey-Krayer, Dan Holzmann und Andreas Rey) erhielten über 90 Prozent Zustimmung.
Ein weiterer interessanter Punkt des Abends ist der Antrag zweier FCB-Mitglieder. Er will die FC Basel 1893 AG einer Sonderprüfung unterziehen und damit für mehr Transparenz und Glaubwürdigkeit der Clubführung sorgen. Der Vereinsvorstand des Basisvereins empfiehlt, diesen Antrag abzulehnen, da ein guter Austausch mit der Clubführung bestehe. Wie Vorstandsmitglied Tobias Adler ausführt, hat die Clubführung dem Vereinsvorstand die Pläne vorgestellt und Einsicht gewährt. Es gebe daher keine Anhaltspunkte für einen Verstoss, der eine solche drastische Massnahme rechtfertigen würde.
Diskussionspunkt Kapitalschnitt
Dieser Antrag wird dann auch mit grosser Mehrheit abgelehnt. Aber selbst wenn er angenommen worden wäre, hätte dies noch nicht zur Durchführung der Sonderprüfung geführt. Wie bei der Wahl der Verwaltungsräte können die Aktionäre selbst darüber entscheiden. Bei Annahme des Antrags hätten die Mitglieder deshalb erneut abstimmen müssen, ob sie die Sonderprüfung auch gerichtlich durchsetzen wollen, falls die Clubführung diesem Antrag nicht freiwillig nachkommt. Mit der Ablehnung des Antrags entfällt diese Abstimmung. Die meisten Mitglieder scheinen darauf zu vertrauen, dass die Clubführung im Interesse des Clubs handelt.
Die grosse Diskussion an der Generalversammlung vor einem Jahr war das Defizit des Vorjahres, das der Basisverein gemäss seinem Anteil von 25 Prozent mittragen sollte. Rund 300’000 Franken forderte die Clubführung damals, um das Defizit mit einem Kapitalschnitt auszugleichen. Andernfalls drohte der Verlust von Anteilen. Nach einer Welle der Empörung ruderten die Aktionäre jedoch zurück.
Edward Turner, Vorstandsmitglied des Vereins, erläuterte nun, wie das Problem gelöst wurde. Der Basisverein erhielt ein Darlehen (300’000 CHF), ohne dass der Verein dieses Geld zurückzahlen muss. Nach dem Kapitalschnitt konnte er damit seine Anteile wieder auf die gewohnten 25 Prozent erhöhen.
Grosses Vertrauen in den Vorstand des Basisvereins
Der Basisverein hat in den letzten Jahren Verluste gemacht. Turner geht aber davon aus, dass er ab diesem Jahr selbsttragend sein wird. Dank steigender Mitgliederzahlen sind die Einnahmen aus den Mitgliederbeiträgen gestiegen. Gleichzeitig konnte durch die Ausgliederung des Frauenfussballs in die FC Basel 1893 AG der Verlust deutlich reduziert werden. Ziel des Basisvereins ist es nicht, Gewinne zu erwirtschaften. Es wird versucht, Reserven für schlechtere Zeiten zu bilden, so Turner weiter.
Dem Vereinsvorstand wird das Vertrauen ausgesprochen. Alle Wahlergebnisse fallen im Sinne des Vorstandes aus. Alle Vorstandsmitglieder werden mit sehr deutlicher Mehrheit wiedergewählt. Durch den Abgang von Benno Kaiser (bereits letztes Jahr) und Dominik Donzé rücken zwei neue Gesichter in den Vorstand nach. Auch diese beiden Vorschläge, Andrea Häner-Roth (40) und Nicole Leuthardt (50), werden ebenfalls mit grosser Mehrheit gewählt und gehören neu dem Vorstand an. Damit ist der FCB einer der wenigen Vereine in der Region mit einem ausgeglichenen Geschlechterverhältnis im Vorstand. Das sei aber eher Zufall, sagt Adler. «Wir wollen sie nicht wegen dem Geschlecht sondern aufgrund ihrer Kompetenzen im Vorstand haben.»
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