Tschüss Steinkauz, Feldlerche und Co: Das Artensterben in Basel schreitet voran
©Bild: Ornithologische gesellschaft basel
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Tschüss Steinkauz, Feldlerche und Co: Das Artensterben in Basel schreitet voran

26.05.2023 12:18 - update 26.05.2023 15:07

Julia Schwamborn

Die Artenvielfalt der einheimischen Vögel leidet vor allem auf dem Kulturland. Die Stadt ist etwas weniger von der Abwanderung bedroht. Grund zur Sorge besteht dort aber trotzdem. Doch du kannst helfen.

Die Gründe für das Artensterben sind vielfältig. Dennoch ist fast immer der Mensch schuld. Alleine der intensiven Landwirtschaft und der monokulturellen Bebauung der Ackerflächen sind viele Tier- und Pflanzenarten zum Opfer gefallen. Insektizide und Pestizide töten nicht nur die Schädlinge, sondern schaden auch anderen Lebewesen und Pflanzen. Wird ihre Nahrungsquelle von Landwirt:innen ausgemerzt, um bessere Erträge zu erzielen, werden auch die Vögel zurückgedrängt.

Massive Probleme haben Vogelarten im Kulturland

Nicolas Martinez von der Ornithologischen Gesellschaft Basel erklärt, dass überproportional viele Vogelarten, die ihren Lebensraum in der Landwirtschaftszone vorfinden, auf der roten Liste ständen. «Die meisten gefährdeten Vogelarten sind solche, die eigentlich im Landwirtschaftsgebiet vorkommen». So seien in den letzten 100 Jahren bereits der Baumpieper, die Feldlerche, der Raubwürger, das Rebhuhn, der Rotkopfwürger, der Steinkauz und der Wiedehopf abgewandert.

Das Siedlungsgebiet sei weniger betroffen, so Martinez. Die Stadt stehe allerdings auch nicht besonders gut da. Einzelne Arten, wie beispielsweise die Haubenlerche, seien gänzlich aus der Stadt Basel verschwunden. «Die Haubenlerche ist ein prominentes Beispiel. Diese hatte die letzten schweizerischen Brutvorkommen in der Stadt Basel. Sie lebte in Bahn- und Industrieanlagen, an Strassenrändern und Randbereichen von Siedlungen. Mit zunehmender Verbauung und Versiegelung der bevorzugten wildkräuter- und insektenreichen Standorten ist sie verschwunden», so Martinez.

Neu in der Stadt sind dafür die Saatkrähen

Es seien aber auch einzelne Arten neu in die Stadt umgesiedelt. «In den letzten 50 bis 60 Jahren kamen die Saatkrähen dazu, die man während der Brutzeit gut hört. In der Zwischenzeit sind die schon ziemlich auffällig und laut», so der Ornithologe. «Die Saatkrähe profitierte vom verbesserten Schutz der Singvögel (EG Vogelschutzrichtlinie) in den 1970er- und 80er-Jahren. In der Folge durften Nester nicht mehr einfach zerstört werden. Die Tiere verloren in der Folge die Scheu und besiedelten auch Brutstandorte in der direkten Nachbarschaft des Menschen.» Das sei dann auch der Staatkrähe gelegen gekommen, die auf grossen Bäumen, in Basel vorwiegend Platanen, brütet und ihre Nahrung auf nahegelegenen Ackerflächen holt. «Stadtbereiche mit grossen Bäumen nahe an Ackerflächen sind also optimal für diese Art.»

Tschüss Steinkauz, Feldlerche und Co: Das Artensterben in Basel schreitet voran
Die Saatkrähe fühlt sich in der Stadt Basel ziemlich wohl. Hier nistet sie vor allem auf Platanen und anderen grossen Bäumen. Bild: Ariela Dürrenberger / Telebasel

«Unordnung stehen lassen», um Artenvielfalt zu fördern

Ungenutzte Grünflächen und Bäume seien essenziell für eine grössere Artenvielfalt in der Stadt. «Je eintöniger das Umfeld, je mehr es eine Betonwüste ist, desto weniger Arten können in einer Stadt vorkommen», erklärt Nicolas Martinez. Man könne hier auch als Privatperson nachhelfen, wenn man einen Garten oder Balkon in der Stadt besitze. «Jeder noch so kleine Fleck Grünfläche hilft. Es geht vor allem darum, dass man versucht mit einheimischen Sträuchern zu arbeiten, oder sie sogar neu anpflanzt. Dann erhält man Beeren, welche die einheimischen Vögel fressen können».

Ein Tipp, der besonders einfach umzusetzen sein dürfte, ist die kontrollierte Unordnung. «Dass man das Gras nicht die ganze Zeit mäht, damit die Gräser auch versamen können und so eine wichtige Nahrungsquelle darstellen, oder, dass man einen Ecken auch mal unordentlich stehen lässt, damit dort Insekten heranwachsen können. Für ganz viele Vögel, die Insekten fressen, bildet das eine Nahrungsgrundlage».

Wenn du aktiv nachhelfen willst, die Artenvielfalt zu fördern, kannst du auch einen Nistkasten an der Hausfassade anbringen. Oder du lässt zu, dass Vögel in Nischen, zum Beispiel in der alten Backsteinwand deiner Garage, nisten können.

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