
Waldbrand: Einsatzkräfte bereiten sich auf wochenlange Löscharbeiten vor
Baseljetzt
Über Bitsch ist am Montagabend ein Waldbrand ausgebrochen. Der Brand hat sich auf eine Fläche von 140 Fussballfeldern ausgebreitet. Die Einsatzkräfte rechnen mit einem Tage- oder sogar wochenlagen Löscheinsatz.
Oberhalb der Walliser Gemeinde Bitsch ist am frühen Montagabend ein Waldbrand ausgebrochen. Der Waldbrand im Oberwallis erstreckt sich über eine Fläche von rund hundert Hektaren. Das entspricht umgerechnet einer Fläche von zirka 140 Fussballfeldern.
Schlimmstmögliches Szenario nicht eingetroffen
Laut dem Einsatzleiter der Feuerwehren, die den Waldbrand bekämpfen, hat sich dieser «allmählich stabilisiert». Die Einsatzkräfte profitierten von einem nachlassenden Wind.
Die Riederalp sei deshalb bisher nicht vom Feuer betroffen, sagte Einsatzleiter Mario Schaller am Dienstagmorgen bei einem Point de Presse der Walliser Kantonspolizei in Bitsch. Bei einem Rekognoszierungsflug am Dienstagmorgen habe sich nicht das Szenario gezeigt, das am Montagabend als schlimmstmögliches bezeichnet worden sei.
Bisher keine Verletzten
Bisher gebe es keine Verletzten, keine Gebäudeschäden und auch Tiere seien bisher nicht zu Schaden gekommen. Insgesamt 205 Personen sind aus den vom Waldbrand bedrohten Ortschaften in den Gemeinden Bitsch und Ried-Mörel evakuiert worden. Für die Bevölkerung dieser Gebiete und auch für die auf der Riederalp wohnenden Personen und Gäste ist eine Telefon-Hotline eingerichtet worden.
Die meisten seien privat untergekommen, rund ein Dutzend sei in der Nachbargemeinde Mörel in der Turnhalle verpflegt und in der Zivilschutzanlage untergebracht worden. Bezüglich der Rückkehr der Evakuierten vertraue er der Einschätzung der Profis.
Schaller hofft, dass es bis zum Dienstagmittag gelingt, weitere Brandherde zu bekämpfen. Die Löscharbeiten liefen auf Hochtouren. «Solange der Rauch nicht weg ist, gibt es allerdings keine Entspannung», sagte Schaller weiter. Zudem nehme immer am Nachmittag der Wind zu.
Einsatzkräfte bereiten sich auf wochenlangen Einsatz vor
Einsatzleiter Mario Schaller sagte an einer Medienorientierung in Bitsch, dass sich der Einsatz über eine lange Dauer erstrecken werde. Die Einsatzkräfte rechnen mit einem Tage- oder sogar wochenlagen Löscheinsatz. Wegen Stockbränden müssten später auch noch Bäume ausgegraben werden. Dazu brauche es im steilen Gelände Spezialisten.
Gemäss Schaller werden Feuerwehrleute aus dem ganzen Kanton Wallis eingesetzt. Auch gehen viele Hilfsangebote ein. Diese würden nun auf eine Liste gesetzt, sagte der Einsatzleiter.
205 Personen evakuiert
Zufrieden mit der Arbeit der Einsatzkräfte zeigten sich Vertreter der betroffenen Gemeinden. Der Gemeindepräsident von Bitsch, Edgar Kuonen sagte, es seien 205 Personen evakuiert worden. Die meisten seien privat untergekommen, rund ein Dutzend sei in der Nachbargemeinde Mörel in der Turnhalle verpflegt und in der Zivilschutzanlage untergebracht worden. Bezüglich der Rückkehr der Evakuierten vertraue er der Einschätzung der Profis.
Peter Albrecht, Gemeindepräsident von Riederalp, sagte, dass dort keine Gefahr bestehe, auch wenn es «schmecke».Nach Angaben der Tourismusorganisation Aletsch Arena vom Dienstagmittag fährt nur die Luftseilbahn von Mörel auf die Riederalp, nicht aber die Gondelbahn. Tagesgästen wird empfohlen, die Region via Betten oder Fiesch zu besuchen.
Mehrere Wanderwege wurden nach Angaben der Aletsch Arena aus Sicherheitsgründen geschlossen, so jene um das Riederhorn und im Aletschwald. Auch die Hängebrücke Riederalp-Belalp, der Golfplatz Riederalp und das Restaurant Riederfurka sind zu. Die Sesselbahn Hohfluh hat den Betrieb ebenfalls vorsorglich eingestellt. Normal begehbar ist das Wandergebiet östlich der Gondelbahn Moosfluh.
Steiles Gelände beschleunigt rasante Ausbreitung
Das steile Gelände im Waldbrandgebiet im Oberwallis, die Trockenheit und der anhaltende Wind beschleunigen einem Experten zufolge die rasante Ausbreitung des Feuers. «Es ist wie in einem Kamin», sagte Waldbrandexperte Marco Conedera von der Eidgenössischen Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Landschaft WSL der Nachrichtenagentur Keystone-SDA am Dienstag.
Die im Oberwallis herrschende Trockenheit kombiniert mit dem Wind sei ein «giftiger Cocktail», um die Waldbrandgefahr zu erhöhen, sagte der Leiter der Forschungseinheit Ökologie der Lebensgemeinschaften. Der Wind verstärke die Trockenheit noch, in dem er die Feuchtigkeit in der Vegetation verdunsten lasse.
Bei solchen Verhältnissen reichten kleine Brände, und eine Situation könne rasch ausser Kontrolle geraten, sagte Conedera. Je stärker der Wind – kombiniert mit dem Brandgut – desto mehr Sauerstoff sei vorhanden und desto grösser würden die Flammen. «Wir haben ein bisschen mit einem solchen Ereignis gerechnet», sagte Conedera. Bisher sei der Sommer sehr trocken gewesen.
Brandursache unklar
Eine erste Brandmeldung war am Montag kurz vor 17.00 Uhr bei der Polizei eingegangen. Zur Brandursache im Oberwallis war vorerst nichts bekannt. Allerdings ist generell der weitaus häufigste Verursacher von Waldbränden der Mensch. Das WSL schätzte, dass in der Schweiz etwa 90 Prozent der Brände direkt oder indirekt durch den Menschen verursacht werden.
Unvorsichtiges Handeln wie beispielsweise weggeworfene Raucherwaren, schlecht gelöschte Feuer oder heisse Katalysatoren von Autos oder Motorrädern, die im Wald abgestellt werden, aber auch Brandstiftung können Brände auslösen. In der Sommerzeit führen auch Blitzschläge zu Waldbränden. (sda/fra)
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