Übler Trend: Brockis verkaufen immer mehr alte Nazi-Fundstücke
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Brockenhäuser
Schweiz

Übler Trend: Brockis verkaufen immer mehr alte Nazi-Fundstücke

30.10.2023 12:00
Larissa Bucher

Larissa Bucher

In Ostschweizer Brockenhäusern werden momentan erschreckend viele Nazi-Fundstücke verkauft. Die Nachfrage nach Hakenkreuz-Fahnen oder Handgranaten ist gestiegen.

In der Ostschweiz zeichnet sich ein neuer Trend ab: Immer mehr Personen wollen sich Nazi-Fundstücke unter den Nagel reissen. Auch aus Deutschland würden viele Interessierte anreisen, schreibt die bz basel. So würden momentan so viele Nazi-Andenken gehandelt wie nie zuvor.

Zum Beispiel in einem Brockenhaus im Kanton Thurgau würden mehrere Fahnen mit einem Reichsadler samt Hakenkreuz verkauft. Und das ist nicht das einzige: Ganze Holzkisten mit Hakenkreuzen, alten Wehrpässen und sogar einer Geschenkbox mit der Aufschrift «Blut und Ehre» könne dort erworben werden. «Eigentlich müsste ich die Flagge verbrennen, aber derzeit kaufen die Leute alles, was ein Hakenkreuz draufhat», sagt der Verkäufer, der anonym bleiben will, gegenüber der bz basel. Es würden sehr hohe Preise für die Funkstücke bezahlt.

Legaler Verkauf in der Schweiz

Eine Verkäuferin aus einem Brockenhaus am Bodensee verweist auf die vielen Käufer:innen aus Deutschland. «Viele Leute aus Deutschland wissen, dass wir derartige Gegenstände in der Schweiz mehr oder weniger legal verkaufen dürfen. Deshalb kommen sie hierher und reissen sich alles unter den Nagel, was sie finden können», sagt sie gegenüber der bz basel. Auch sie habe bereits mehrere Fundstücke für viel Geld verkauft. In der Szene hätten jedoch viele Interessenten auch Angst, dass die negativ auffallen könnten wegen ihren Nazi-Käufen.

«Das sind alles Schätze»

Andere sehen kein Problem im Kauf oder Verkauf der Fundstücke. Im Gegenteil: «Das sind alles Schätze», sagt Angelo Rutz gegenüber der bz basel. Er ist der Besitzer einer der grössten Läden, die Nazi-Andenken verkauft. Sein Geschäfft ist voll mir Armeekisten, Hakenkreuzen, Uniformen und vielen weiteren Fundstücken. Dass sein Laden nicht bei allen gut ankommt, ist er sich bewusst.

«Diejenigen, denen meine Sachen nicht passen, können ja wieder gehen. Ich verkaufe hier Geschichte. Wertvolle Sammlerstücke, nicht mehr und nicht weniger», sagt er und sieht kein Problem im Verkauf. «Alle Armeen haben ihre Uniformen, die Deutschen hatten nun mal die schönsten. Ich verkaufe ja nichts Verbotenes. Neben den deutschen Uniformen findet man bei mir auch amerikanische und solche der Schweizer Armee – wo soll da das Problem sein?»

Für Rutz würde lediglich das Sammeln im Vordergrund stehen. So verneint er auch, dass er Nazis als Kund:innen hätte. «Hier sehen Sie keinen Skinhead oder Leute in Springerstiefeln. Hierher kommen vor allem Sammler, die etwas ganz Bestimmtes suchen. Da achte ich schon darauf. Zudem kontrolliere ich die Ausweise meiner Kunden, sofern sie etwas kaufen, was rechtlich heikel ist.»

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