Kastrieren anstatt töten: Tierfreunde wollen Baselbieter Waschbären retten
Massnahme
Baselland

Kastrieren anstatt töten: Tierfreunde wollen Baselbieter Waschbären retten

18.08.2023 12:16 - update 18.08.2023 17:10

Baseljetzt

Jetzt hat auch das Baselbiet sein» Problemtier»: Der Waschbär breitet sich im Kanton aus und gefährdet das Ökosystem. Mit der Jagd wollen die Behörden die Ausbreitung stoppen. Tierfreunde fordern andere Mittel.

In der Nordwestschweiz ist der Waschbär los. Kürzlich konnte in Rheinfelden am helllichten Tag ein Exemplar auf der Suche nach etwas Essbarem beobachtet werden. Auch im Kanton Baselland ist der Waschbär kein unbekanntes Gesicht. «2021 wurde erstmals Nachwuchs bestätigt. Seither wurden rund 40 Waschbären gesichtet und uns gemeldet», sagt Daniela Derron vom Amt für Wald beider Basel. Weil die Dunkelziffer hoch sei, dürften sich aber deutlich mehr Tiere auf Baselbieter Boden tummeln.

Bedrohung für einheimische Tiere

So süss die Waschbären auch sind, so problematisch ist ihr Auftreten in hiesigen Gefilden. Waschbären sind sehr anpassungsfähig und können im Wald wie auch im Siedlungsgebiet leben. Als Allesfresser und gute Kletterer verursachen sie Schäden in Dächern und Isolationen sowie Obstanlagen und landwirtschaftlichen Kulturen. Oder sie durchwühlen Mülltonnen und hinterlassen eine grosse Unordnung.

Zudem ist der Waschbär ein Neozoon – eine gebietsfremde Art, die durch Menschenhand eingeführt wurde. Ursprünglich stammen die flauschigen Vierbeiner aus Nordamerika, von wo aus sie im 20. Jahrhundert vorwiegend zur Pelzproduktion nach Europa gebracht wurden. Mit fatalen Folgen:

Erfahrungen aus anderen Gebieten hätten gezeigt, dass der Waschbär diverse Brutvogelarten, Amphibien und Reptilien gefährdet, in dem er gerne Eier aus den Nestern klaut. Und: Waschbären können auch Krankheiten übertragen.

Kastrieren anstatt töten: Tierfreunde wollen Baselbieter Waschbären retten
Da guckst du! Waschbären immer öfters auch im Siedlungsgebiet. Keystone

Kastration ist «keine Option»

Aus diesem Grund ist in der Schweiz seit 2016 die Jagd auf Waschbären erlaubt. Im Baselbiet hat man im vergangenen Herbst damit begonnen, die Tiere einzufangen, um die Ausbreitung zu stoppen. Was dann mit ihnen geschieht, liegt auf der Hand: «Ich fange sie nicht ein, um sie danach freizulassen», sagte der kantonale Jagdaufseher Rolf Wirz damals gegenüber SRF.

Dass die Tötung der Waschbären bei Tierschutzorganisationen und Tierfreunden keine Begeisterung auslöst, versteht sich von selbst. Die geforderte Kastration sei jedoch keine Option, sagt Daniela Derron.

Ob und wie wirkungsvoll die Waschbären-Jagd tatsächlich ist, lässt sich noch nicht sagen: «Weil die Anzahl Waschbären im Baselbiet erst in den letzten Jahren deutlich angestiegen ist, besteht diesbezüglich noch keine langjährige Erfahrung», sagt Derron. Ziel sei es, den Wachstum der Population zu stoppen und den Bestand so niedrig wie möglich zu halten. «Ob uns das gelingt, ist noch offen. Mit der Bejagung wird die Ausbreitung aber zumindest verlangsamt», so Derron. (lbu/pka)

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