Uni-Studium ohne Matur: Das soll für über 30-Jährige bald möglich sein
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Vorstoss
Basel-Stadt

Uni-Studium ohne Matur: Das soll für über 30-Jährige bald möglich sein

24.04.2024 06:23 - update 25.04.2024 10:34
Larissa Bucher

Larissa Bucher

In einem neuen Vorstoss fordert Edibe Gölgeli (SP), dass der Weg an die Uni niederschwelliger wird. Personen über 30 mit Berufserfahrung sollen ohne Matur, aber mit Aufnahmeprüfung ein Studium antreten können.

Du bist über 30 Jahre alt und kannst «Berufspraxis, Familienverantwortung, Auslandsaufenthalte und Ähnliches» nachweisen? Dann könntest du schon bald ein Studium an der Uni antreten. Das ganz ohne abgeschlossene Matur, Berufsmatur oder Passerelle. So will es zumindest ein neuer breit abgestützter Vorstoss von SP-Politikerin Edibe Gölgeli. Aber wieso ist das überhaupt nötig?

Die Ausgangslage

Die Schweiz gilt international als eines der begehrtesten Standorte für Studierende aus aller Welt. Um eine Universität oder Hochschule besuchen zu können, muss eine bestimmte Voraussetzung erfüllt werden: Eine bestandene Maturität. Wer keine vorweisen kann, kann den Weg an eine Universität trotzdem durch die Berufsmatur und die Passerelle noch schaffen. Das auch noch Jahrzehnte nach der Grundausbildung oder einer abgeschlossenen Lehre.

Das Problem

Für viele berufstätige Personen ist dieser Weg sehr anspruchsvoll und häufig zeitlich nicht möglich. Sie müssten ihre Zeit zwischen Job, Familie und Schule aufteilen, was eine grosse Herausforderung darstellt. «Unser Bildungssystem ist stark, wenn man den konventionellen Bildungsweg einschlägt», erklärt Gölgeli. «Wenn man aber später im Leben studieren will, ist es ziemlich hart.» Hart ist es auch für Personen, die nicht in der Schweiz aufgewachsen sind und deren ausländisches Diplom hierzulande nicht anerkannt wird. Das, obwohl sie eigentlich alle Voraussetzungen für ein Studium erfüllen.

Der Vorstoss

Der Vorstoss von Edibe Gölgeli (SP) fordert nun, dass Personen über 30, die über Berufserfahrung verfügen, die Maturität nicht mehr nachholen müssen, sondern über eine Aufnahmeprüfung zum Studium zugelassen werden sollen. Der Vorstoss wurde von Grossräten der SP, dem Grün-Alternativen Bündnis wie auch der GLP, der FDP und der LDP unterschrieben.

«Wir haben in der Schweiz ein Fachkräftemangel und ein Mangel an hochqualifizierten Personen», erklärt Gölgeli. Es sei deshalb umso wichtig, mehr Menschen den Zugang zu einem Studium zu ermöglichen. Dazu kämen Personen, die früher in ihrem Leben nicht die Möglichkeit hatten, ein Studium anzugehen. Sei es, weil sie aus sozioökonomisch schlechteren Familien stammen oder in einem bildungsfernen Haushaltes aufgewachsen sind, ergänzt Gölgeli. Ihnen einen niederschwelligen Zugang zu einem Studium zu gewähren, sei extrem wichtig.

Dass die Zulassung zum Studium durch eine Aufnahmeprüfung nicht bei allen Studiengängen möglich ist, sei klar. Auch mit einem Mehraufwand von Seiten der Universität Basel muss gerechnet werden. «Es muss nun zuerst geklärt werden, für welche Studiengänge dies überhaupt möglich wäre und welche Anforderungen die Studierenden erfüllen müssen.» Vorbild für den Vorstoss waren unter anderem die Universitäten Bern und Freiburg, an denen eine Zulassung ohne Matur für über 30-Jährige bereits möglich ist. Die Handhabung zur Zulassung unterscheidet sich hierbei von Fakultät zu Fakultät sehr. Bewerbungsdossier, Motivationsschreiben sowie verschiedene schriftliche und mündliche Prüfung können verlangt werden.

Die Betroffenen

Reneée Weber aus Basel sieht grosse Vorteile in der Uni-Zulassung durch eine Aufnahmeprüfung. Sie selbst hat keine abgeschlossene Matur und merkt immer wieder, dass ihr einige Türen verschlossen bleiben. Gerne würde sie in ihrem Bildungsweg weiterkommen und ein Studium als Hebamme starten. Da dies nicht möglich ist, macht sie momentan eine Ausbildung zur Doula. Das ist eine nicht-medizinische Geburtshelferin.

Der Blickwinkel einer über 30-jährigen Person auf das Leben sei anders als mit Mitte 20, sagt Reneée. «In meinem Alter ist man bereits lange im Berufsleben drin und hat viele Erfahrungen gesammelt. Mit einer Aufnahmeprüfung zu einem Studium zugelassen zu werden und fachspezifisch das Wissen noch vertiefen zu können, wäre super.» Aber ist das nicht unfair gegenüber den Studierenden, die sich durch die Matur ackerten? Nein, findet Reneée.

Ob der Vorstoss im Grossen Rat angenommen wird, wird sich zeigen. Die Regierung prüft den Vorschlag. Reneée ist sich jedoch sicher, dass sehr viele Personen davon profitieren würden.

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Kommentare

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24.04.2024 06:41

cola

Es sollten alle zuerst ein einjähriges berufspraktikum machen bevor sie studieren können.dann gäbe es weniger ,die keine ahnung vom berufsleben haben.

4 0

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