Unicef-Gesandter erschüttert über Gewalt im Sudan
©Bild: Keystone
Krieg
International

Unicef-Gesandter erschüttert über Gewalt im Sudan

12.11.2025 06:09 - update 12.11.2025 10:31

Baseljetzt

Der Sudan-Gesandte des UN-Kinderhilfswerks Unicef, Sheldon Yett, vergleicht die Lage im Sudan mit dem Genozid in Ruanda in den 1990er Jahren. «Es kommt zu gezielten Gewalttaten gegen verschiedene ethnische Gruppen», sagt er dem «Spiegel».

Das Wichtigste in Kürze

  • Seit mehr als zwei Jahren herrscht im Sudan Krieg zwischen dem Militär und der Miliz Rapid Support Forces (RSF). Die Lage in dem ostafrikanischen Land gilt als die aktuell grösste humanitäre Krise der Welt
  • Yett erklärt, jegliche Ordnung sei zusammengebrochen
  • Durch den Krieg ist der Sudan in Teilen von der Aussenwelt abgeschnitten. Unicef ist eine der wenigen Organisationen, die noch vor Ort Hilfe leisten

«Vieles von dem, was in Teilen des Sudans gerade passiert, erinnert mich daran. Die Berichte über die Raserei. Die Freude am Töten», sagt der Un-Kinderhilfswerk Sudan-Gesandte Sheldon Yett gegenüber dem «Spiegel». «Die Berichte der Überlebenden sind erschütternd: Morde, Erpressung, Vergewaltigungen. Manche zahlen hohe Summen, um zu fliehen. Es herrscht ein völliger Zusammenbruch jeglicher Ordnung», sagte Yett, der eigenen Angaben zufolge den Völkermord in Ruanda in den 1990er Jahren miterlebt hatte. «Der Sudan ist ein Testfeld für moderne Kriegsführung.»

Seit mehr als zwei Jahren herrscht im Sudan Krieg zwischen dem Militär und der Miliz Rapid Support Forces (RSF). Laut Schätzungen sind in dem Konflikt 150.000 Menschen ums Leben gekommen. Anfang November eskalierte die Gewalt erneut, als die RSF die Grossstadt Al-Faschir in Darfur eingenommen hatte.

Die Lage in dem ostafrikanischen Land gilt als die aktuell grösste humanitäre Krise der Welt. Beiden Seiten des Konflikts werden Kriegsverbrechen und schwerste Menschenrechtsverletzungen vorgeworfen, was die Armee sowie die RSF bestreiten.

«Sie essen Gras und Tierfutter»

Yett sagte, noch immer seien in Al-Faschir rund 260.000 Menschen eingeschlossen, die nicht entkommen könnten. «Sie essen Gras und Tierfutter. Viele sterben an Hunger oder weil Medikamente fehlen.» Die Versuche, humanitäre Hilfe in Al-Faschir zu leisten, scheiterten regelmässig, weil Fahrer und Lastwagen beschossen würden.

Durch den Krieg ist der Sudan in Teilen von der Aussenwelt abgeschnitten. Unicef ist eine der wenigen Organisationen, die noch vor Ort Hilfe leisten. In Ruanda hatten Hutu-Milizen bei 1994 innerhalb von nur 100 Tagen mindestens 800.000 Angehörige der Tutsi sowie gemässigte Hutu ermordeten. (sda)

Feedback für die Redaktion

Hat dir dieser Artikel gefallen?

Kommentare

Dein Kommentar

Mit dem Absenden dieses Formulars erkläre ich mich mit der zweckgebundenen Speicherung der angegebenen Daten einverstanden. Datenschutzerklärung und Widerrufshinweise

Kommentare lesen?

Um Kommentare lesen zu können, melde dich bitte an.