US-Notenbank öffnet Tür für Zinssenkung – Trump mit neuer Attacke
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US-Notenbank öffnet Tür für Zinssenkung – Trump mit neuer Attacke

22.08.2025 19:56

Baseljetzt

Der Präsident der US-Notenbank Fed hat sich am Freitag offen für eine baldige Senkung der Zinsen gezeigt – eine Lockerung, die der republikanische US-Präsident Donald Trump vehement fordert und mit anhaltendem Druck auf die Zentralbanker begleitet.

Die USA näherten sich dem Punkt, an dem das Fed die Zinsen senken müsse, um die Beschäftigung zu stützen, sagte Jerome Powell in der mit Spannung erwarteten Rede beim jährlichen Treffen der Notenbanker in Jackson Hole im US-Bundesstaat Wyoming. Der Notenbank-Chef, dessen Amtszeit bald ausläuft, wird ständig von US-Präsident Trump attackiert. Dieser verlangt schnelle Zinssenkungen und will zudem den Gouverneursrat des Fed so umgestalten, dass dieser stärker seiner Wirtschaftssicht entspricht.

Trump weitete am Freitag seine Attacken aus. Er sei bereit, die Fed-Gouverneurin Lisa Cook ihres Amtes zu entheben, falls sie nicht selbst zurücktritt. Cook, die erste afroamerikanische Frau in dieser Funktion, wird von einem Trump-Vertrauten beschuldigt, Dokumente gefälscht zu haben, um einen Immobilienkredit zu erhalten.

«Was sie getan hat, ist sehr schlecht, also werde ich sie feuern, wenn sie nicht zurücktritt», sagte Trump bei einer Pressekonferenz in Washington.

Politische Kommentare vermieden

Powell vermied in seiner Rede politische Kommentare und beschränkte sich auf die Aufgaben der Notenbank: Zinsen so festzulegen, dass die Inflation um die 2-Prozent-Marke stabil bleibt und Vollbeschäftigung gewährleistet wird.

Doch die von Trump eingeführten neuen Zölle belasten die US-Wirtschaft, die sich in den vergangenen Monaten deutlich abgekühlt hat. Ein «rascher» Einbruch am Arbeitsmarkt sei nicht auszuschliessen und könnte Zinssenkungen rechtfertigen, erklärte Powell.

Das Fed befinde sich in einer «heiklen Lage», weil die neuen Importabgaben bereits begännen, die Konsumentenpreise steigen zu lassen – mit dem Risiko einer wieder aufflammenden Inflation. «Die Auswirkungen der Zölle auf die Konsumentenpreise sind nun klar sichtbar», so Powell.

Theoretisch würde die Gefahr höherer Inflation dafür sprechen, die Zinsen nicht zu senken. Wenn aber eine Abkühlung der Wirtschaft droht und Arbeitsplätze gefährdet sind, senkt die Notenbank normalerweise die Zinsen, um Kredite für Firmen und Konsumenten günstiger zu machen.

«Die Risiken für den Arbeitsmarkt nehmen zu. Und wenn sich diese Risiken realisieren, können sie rasch zu mehr Entlassungen und steigender Arbeitslosigkeit führen», sagte Powell.

Powells Rede wurde von Investoren klar als Signal verstanden, dass das Fed im September die Zinsen senken könnte. Laut den Analysten der Bank LBBW ist eine Senkung bereits im September allerdings trotz der Beeinflussungsversuche des US-Präsidenten noch keineswegs sicher. Denn das Fed stecke bei der Abwägung der Risiken durch eine steigende Inflation und eines sich abschwächenden Arbeitsmarkts in einem «veritablen Dilemma».

Die Renditen für US-Staatsanleihen gaben nach Powells Rede sofort nach: Bei zweijährigen Papieren – die besonders empfindlich auf geldpolitische Änderungen reagieren – sanken sie innerhalb weniger Minuten von 3,78 auf 3,69 Prozent.

Dollar verliert an Wert

Auch der US-Dollar verlor am späteren Freitagnachmittag deutlich an Wert. Zum Franken verlor er innert kürzester Zeit fast einen ganzen Rappen. Ein Dollar kostete vor Beginn der Rede noch knapp 81 Rappen, eine Stunde danach waren es nur noch gut 80 Rappen. Auch zum Euro büsste die US-Währung in ähnlichem Ausmass ein.

Die Wall Street reagierte dagegen positiv: Die wichtigsten US-Aktienindizes lagen am Abend rund 2 Prozent höher. Laut dem Fedwatch-Tool der Chicagoer Börse CME rechnen inzwischen rund 90 Prozent der Investoren mit einer Zinssenkung um 25 Basispunkte im September.

Auf die Aktienkurse in der Schweiz gingen per Saldo kaum, oder dann eher bremsende Impulse aus, da die defensiven SMI-Schwergewichte wie Novartis, Roche und Nestlé etwas absackten. Der Leitindex SMI schloss 0,2 Prozent fester und setzte damit seinen seit Anfang August andauernden Steigflug mit einem Wochengewinn von 1,6 Prozent fort. (sda/jab)

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23.08.2025 05:24

spalen

irgendwann wird der druck leider zu gross – und der einfache bürger wird darunter leiden

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