Vor 25 Jahren über den Wolken: Bertrand Piccards historische Weltumrundung
Lino Klein
1999 startete der Schweizer Bertrand Piccard zu seinem dritten Versuch einer Nonstop-Weltumrundung im Heissluftballon Orbiter 3. Seine Reise markierte einen Meilenstein in der Luftfahrtgeschichte.
19 Tage, 21 Stunden und 55 Minuten dauerte es, die Erde in einem Heissluftballon zu umrunden. Es ging als eines der letzten grossen Abenteuer in die Geschichte des 20. Jahrhunderts ein. Der Schweizer Psychiater Bertrand Piccard und sein britischer Kollege Brian Jones vollbringen, was vielen anderen zuvor nicht gelungen war: Sie haben als erste Menschen die Welt in einem Ballon umkreist, ohne den Erdboden zu berühren.
Doch auf seiner Reise zum Ziel musste der gebürtige Lausanner bereits einige Rückschläge einstecken. Im Jahr 1997 unternahm Piccard den ersten Versuch, die Welt zu umrunden, der Flug wurde jedoch unterbrochen, als das Kerosin zur Neige ging. Ein Jahr später versuchte er sein Glück erneut, 1998 musste er in Burma notlanden, nachdem China den Überflug verboten hatte.
Tief verwurzelte Tradition
Nun sollte nichts mehr im Wege stehen. Am 1. März 1999 starteten Piccard und sein Co-Pilot in Château-d’Oex, in den Waadtländer Alpen ihre grosse Mission. Für den Schweizer Abenteurer war es der dritte Versuch, sich dieser gewaltigen Herausforderung zu stellen, eine Tradition, die in seiner Familie tief verwurzelt ist. Sein Grossvater, Auguste Piccard, erlangte 1932 Berühmtheit, als er mit einem Ballon bis in die Stratosphäre aufstieg und dabei beinahe die 17’000-Meter-Marke erreichte. Die Abenteuerlust schien auch auf den Vater, Jacques Piccard, abzufärben, der aufsehenerregende Expeditionen unternahm, darunter das Brechen des Weltrekords im Tiefseetauchen, als er bis zum Grund des Marianengrabens auf 10’916 Metern tauchte.
Die Welt von oben
Auf ihrer 45’755 Kilometer langen Reise überqueren die beiden weite Ozeane, karge Wüsten und majestätische Gebirgsketten und erleben atemberaubende Ausblicke und Momente der Besinnung. Fast drei Wochen lang schwebten Piccard und Jones über Meere, Kontinente und Zeitzonen, kämpften gegen Erschöpfung, extreme Temperaturen und technische Herausforderungen.
Nicht nur gefror nachts das Trinkwasser, auch die empfindliche Elektronik musste vom Eis befreit werden. Stundenlanges Arbeiten, schlafen in Kojen und eine kontinuierliche Überwachung der Wetterbedingungen gehörten zu ihrer Tagesordnung.
Nach rund 18 Tagen erreichen die Abenteurer den Kontinent Afrika. Schliesslich bleibt noch die letzte Herausforderung: den Längengrad von Château-d’Oex zu durchqueren. Dieses Ziel erreichen sie am 21. März, als sie in der ägyptischen Wüste sicher landen. Bertrand Piccard und Brian Jones haben es tatsächlich geschafft, die Welt ohne Halt in einem Ballon zu umrunden.
Dieses historische Ereignis markierte einen Meilenstein in der Luftfahrtgeschichte und zeigte die Möglichkeiten und Grenzen menschlicher Ausdauer und Technologie auf.
Einer der grössten seiner Zeit
Breitling Orbiter 3, so heisst der Ballon mit welchem Geschichte geschrieben wurde. Im vollständig aufgeblasenen Zustand erreichte der aus einer Kombination von Heissluft- und Gas bestehende Ballon eine Höhe von rund 55 Metern, etwa so hoch wie die Freiheitsstatue. Damit war der Heissluftballon einer der grössten seiner Zeit.
Er wurde aus speziell behandeltem Nylonmaterial hergestellt, das extremen Temperaturen standhalten konnte und gleichzeitig leicht genug war, um in der Luft zu schweben. Betrieben wurde die Orbiter 3 mit Propangas, welches in Titanflaschen gefüllt war und sich an den Seiten der Gondel befand.
Die Breitling Orbiter 3 bleibt ein Symbol für Innovation und Entschlossenheit. Die Gondel ist heute im National Air and Space Museum am Dulles International Airport ausserhalb der US-Hauptstadt Washington ausgestellt.
Symbol für Nachhaltigkeit
Der mittlerweile 65-jährige Piccard lebt heute in Lausanne mit seiner Frau und seinen drei Töchtern. Nach seinem Erfolg setzte er sich weiterhin für erneuerbare Energien und Umweltschutz ein, unter anderem durch Initiativen wie das Solar Impulse-Projekt. 2016 schrieb der Abenteurer erneut Geschichte, indem er den ersten Weltumrundungsflug in einem solarbetriebenen Flugzeug absolvierte.
Bertrand Piccard steht heute noch als Symbol für die Nachhaltigkeit und den Abenteuergeist. Seine Leistungen zeigen den Glauben an die menschliche Fähigkeit, Grenzen zu überwinden und neue Horizonte zu erkunden, während er gleichzeitig die Bedeutung von umweltfreundlichen Technologien und erneuerbaren Energien betont.
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