Wälder könnten deutlich mehr CO2 speichern
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Wälder könnten deutlich mehr CO2 speichern

14.11.2023 06:02 - update 14.11.2023 11:37

Baseljetzt

Durch Aufforstung und Instandsetzung bestehender Waldflächen könnten zusätzliche 226 Gigatonnen Kohlenstoff gebunden werden. Das entspricht mehr als dem Sechsfachen der weltweiten CO2-Emissionen im Jahr 2022.

Zu diesem Schluss kam ein internationales Forschungsteam unter Leitung der Eidgenössischen Technischen Hochschule (ETH Zürich) in einer am Montag im Fachblatt «Nature» publizierten Studie.

Zu diesem Resultat kamen die Forschenden durch die Analyse von Satellitendaten, verknüpft mit Messungen am Boden. Weltweit, so das Resultat, könnten Bäume ohne menschliche Einflüsse 328 Gigatonnen CO2 mehr binden, als sie es zur Zeit tun. Zum Vergleich: Laut der Internationalen Energieagentur (IEA) wurden weltweit im Jahr 2022 36,8 Gigatonnen CO2 ausgestossen.

Von den 328 Gigatonnen befinden sich jedoch 102 Gigatonnen auf Flächen, die derzeit landwirtschaftlich genutzt werden, oder die dicht besiedelt sind. Die restlichen 226 Gigatonnen könnten mit «minimalen Landnutzungskonflikten» genutzt werden, wie die Froschenden in der Studie schrieben. Ein Grossteil dieses Potenzials (61 Prozent) kann laut der Studie durch das Wiederherstellen degradierter Landflächen erreicht werden, ein kleinerer Teil (39 Prozent) durch Aufforstung.

Klimaschutz trotzdem wichtig

«Wir müssen Massnahmen ergreifen, um die Abholzung der Wälder zu beenden», forderte Studienleiter Tom Crowther von der ETH Zürich in einem Medienbriefing zur Studie.

Massnahmen zur Senkung des CO2-Ausstosses seien aber trotz dieses grossen Potenzials notwendig, betonten die Forschenden. «Wenn wir weiterhin so viel Kohlenstoff ausstossen wie bisher, werden Dürren, Brände und andere Extremereignisse das globale Waldsystem weiter bedrohen und dessen Potenzial, einen Beitrag zu leisten, einschränken», sagte Crowther.

Unabhängige Forschende warnen aber davor, dass dieses Potenzial nicht vollständig ausgeschöpft werden kann. Die Studie berücksichtige nicht, wie lange es dauere, bis das Potenzial erreicht werden kann, sagte etwa Markus Reichstein vom Max-Planck-Institut für Biogeochemie in Jena (D) gegenüber dem Science Media Center. «Insofern suggeriert das Kohlenstoffpotenzial der Studie mehr, als in begrenzter Zeit möglich ist», kritisierte Reichstein. (sda/amu)

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