Bei der Präsidentschaftswahl in der Türkei kommt es zu Stichwahlen. GAB-Grossrätin Fina Girard befindet sich gerade in der Türkei und spricht von einer Katerstimmung.

Fina Girard befindet sich seit Freitag mit einer siebenköpfigen Delegation in der Türkei. Die GAB-Grossrätin hält sich mit der Basler Delegation in der osttürkischen Provinz Van auf. Diese sei kurdisch geprägt und habe mit einer grossen Mehrheit den Oppositionsführer Kemal Kilicdaroglu unterstützt.

Die Grossrätin empfand die Stimmung vor den Wahlen am Sonntag als hoffnungsvoll, beinahe schon euphorisch. Die Menschen glaubten an einen Wechsel und den Beginn einer neuen Ära. Die Stimmung in der Stadt sei ruhig und gelassen gewesen. Auch vor den Wahllokalen sei es friedlich verlaufen, so Girard. Sie hätten aber Unregelmässigkeiten beobachtet. Einigen Menschen sei der Zutritt verwehrt worden, einige Wahlbeobachter:innen wurden sogar von der Polizei weggeschickt.

Viele erschöpft von den Wahlen

Einen Tag nach den Wahlen gleiche die Stimmung einem Kater. «Die Menschen gehen normal ihrem Alltag hinterher, aber halbherzig. Kaum jemand ging von einer Stichwahl aus,» so Girard. Keiner wisse, wie es nun genau weitergehen und nochmals eine so grosse Kampagne gefahren werden soll. «Viele sind sehr schöpft, weil sie so viel Arbeit in die Wahlen gesteckt haben.» Dass es nun am 28. Mai 2023 zu einer Stichwahl kommt, sei ein Novum.

Dadurch sei auch eine gewisse Unsicherheit spürbar, so Girard. «Es war ein Kopf an Kopf rennen. Lange war nicht klar, wer das Rennen machen wird.» Diese neue Ausgangslage mache es den Menschen nicht ganz einfach. So müssten Mehrheiten gefunden werden, obwohl die Motivation nicht mehr ganz so hoch sei, wie vor den Wahlen. Das liege auch daran, dass in der Türkei gleichzeitig auch Parlamentswahlen stattfinden.

Dort bleibt die APK (Adalet ve Kalkınma Partisi, Partei für Gerechtigkeit und Entwicklung) die stärkste Kraft. Soll heissen: Auch wenn der Oppositionsführer Kemal Kilicdaroglu die Präsidentschaftswahl für sich entscheiden kann, würde er eine eher schwache Rolle als Präsident einnehmen und müsste im Parlament erst noch Mehrheiten finden, so die GAB-Grossrätin. Dies hätte dazu geführt, dass die spürbare Hoffnung vor den Wahlen abgeschwächt sei.