Wann ist Fashion eigentlich «Fair Fashion»?
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Nachhaltigkeit
Schweiz

Wann ist Fashion eigentlich «Fair Fashion»?

15.02.2023 11:37 - update 15.02.2023 15:18

Lars Franzelli

«Fair Fashion» liegt im Trend. Was das genau ist und, wo du sie in Basel findest, erfährst du in diesem Beitrag.

Jede und jeder kann sich etwas unter «Fair Fashion» vorstellen, aber was diese eigentlich beinhaltet, ist bei genauerem Überlegen nicht ganz so klar. Schnell einmal stellen sich einige Fragen. Was bedeutet eigentlich das Wort «fair» in diesem Kontext? Ab wann kann Kleidung als «fair» bezeichnet werden? Was kann ich als Konsument:in machen? Eine Übersicht.

Was ist «Fair Fashion»?

Unter «Fair Fashion», auf deutsch «faire Kleidung», versteht man vereinfacht gesagt ethisch und ökologisch hergestellte Kleidung. Die Textilindustrie war lange eine Black Box. Dies änderten Berichte über die Verbreitung von Kinderarbeit, regelmässige 80-Stunden-Wochen für Arbeiter:innen und zahlreiche Fabrikunfälle. Auch die negativen Umweltauswirkungen der Modeindustrie erhielten mehr Beachtung. Grosse landwirtschaftliche Flächen werden für die Baumwollproduktion eingesetzt, oft behandelt mit Unmengen an Pestiziden. Zudem versursacht die Modebranche grosse Mengen klimaschädliche CO2-Emissionen.

Wann ist Fashion eigentlich «Fair Fashion»?
Gerade in der Baumwollproduktion werden oft Unmengen an Pestiziden verwendet. Bild: keystone

Wie und unter welchem Umständen etwas produziert wird – darüber wurde geschwiegen. Die Fair-Fashion-Bewegung setzt an diesem Punkt an. Ein «faires» Produkt kann etwa die Garantie beinhalten, dass bei der Baumwollproduktion auf Pestizide oder bei der Verarbeitung auf Kinderarbeit verzichtet wurde.

«Fair Fashion» hat verschiedene Komponenten

Grundsätzlich gilt bei «Fair Fashion»: Weniger ist mehr. Also keine Kleidung zu kaufen, ist besser, als faire Kleidung zu kaufen. Doch, was ist, wenn ich trotzdem gerne etwas Neues kaufen würde? Fragen wie diese beschäftigen auch die Schweizer NGO Public Eye. Sie ist Teil des internationalen Netzwerks der Clean Clothes Campaign, welche sich für bessere Arbeitsbedingungen einsetzt und Berichte über Modefirmen und die Modeindustrie veröffentlicht.

Elisabeth Schenk, Expertin für Arbeitsbedingungen in der Textilindustrie, bei Public Eye betont, dass die ganze Produktionskette – von Anbau über Verarbeitung bis hin zum Transport – betrachtet werden muss. Unternehmen picken sich oft eine Komponente heraus und bezeichnen basierend darauf ein Kleidungsstück als «fair» oder nachhaltig. So gelte es, eine kritische Distanz zu wahren und nicht jedes Werbe-Versprechen gleich zu glauben, so Schenk weiter. Es sei wichtig, bei Unternehmen einzukaufen, die sich positiv durch die Verpflichtung zu Existenzlöhnen, Umsetzung von Gewerkschaftsfreiheit und Transparenz abheben, so Schenk.

Was kann ich als Konsument:in tun?

Einfach ist es nicht, sich als Konsument:in im «Fair-Fashion»-Dschungel zu orientieren. Der Leitfaden «Fight for Fair Fashion» von Public Eye gibt einige Tipps. Dazu gehört, dass man sich nicht von Fashiontrends und Werbung lenken lassen solle. Denn Fashion-Trends sind oft kurzlebig. Durch bewusstes Einkaufen ist es möglich, den Trends zu widerstehen.

Ein Einkauf solle immer ein «Lieblingsstück» und kein Impulskauf oder Schnäppchen sein. Dabei gilt es, immer die Frage im Hinterkopf zu haben: Brauche ich das wirklich? Auch Kleiderbörsen, Second-Hand-Stores oder der verstaubte Kleiderschrank der Eltern können die Garderobe bereichern. Weiter solle die Kleidung sorgsam getragen, und wenn kaputt, geflickt werden.

Wann ist Fashion eigentlich «Fair Fashion»?
Auch in der Schweiz gibt es immer mehr Second-Hand-Stores. Bild: Keystone

Doch was ist eigentlich mit Labels? Dazu meint Elisabeth Schenk von Public Eye: «Bis heute gibt es kein Label, das faire Arbeitsbedingungen und Existenzlöhne garantieren kann». Labels können eine Orientierung bieten, sollten aber kritisch betrachtet werden. «Man muss sich stets klar zu machen, welche Aspekte ein Label abdeckt und welche nicht, und auch ihre Prüfmechanismen kritisch zu hinterfragen», so Schenk. Der Label-Guide der NGO zeigt die Grenzen einiger bekannten Labels auf.

«Anstatt dass Konsument:innen mühsam über Labels die Suche nach fairer Kleidung aufnehmen, wäre es sinnvoll die Mindeststandards verbindlich für alle anzuheben», so Schenk weiter. Dies müsse auf Gesetzesebene geschehen.

Nützliche Ressourcen, um «Fair Fashion» zu finden, sind etwa die Portale Utopia, WeFair, Get Changed und FairAct. Sie stellen nachhaltige Modemarken vor oder informieren darüber, wie sozial und ökologisch die Produktionsbedingungen der Kollektionen sind.

Was gibt es in Basel?

In Basel sucht man die grösseren Namen der Schweizer Fair-Fashion-Szene vergebens, wie die Auflistung des Green City Guides Basel zeigt. Ganz allgemein ist die Auswahl der spezialisierten Fair-Fashion-Stores mager. Dafür gibt es zahlreiche Second-Hand-Läden – auch online – wo gebrauchte Kleidung ver- und gekauft werden kann. Ganz nach dem Motto: Second Hand ist nachhaltiger und fairer als ein Neukauf.

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