Was der Kanton Zürich von den beiden Basel punkto Trennung lernen kann
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Trennungsgerüchte
Schweiz

Was der Kanton Zürich von den beiden Basel punkto Trennung lernen kann

14.09.2023 19:10 - update 14.09.2023 21:22
Jessica Schön

Jessica Schön

Manchmal lebt man sich einfach auseinander. Auch zwischen der Stadt Zürich und dem Kanton kriselt es. Dass eine Trennung vor grösseren Zerwürfnissen schützen kann, beweisen die Kantone beider Basel.

Unterschiedliche Interessen, entgegengesetzte Bedürfnisse, ein verletzter Stolz oder zu wenig Wertschätzung – Gründe für Trennungen gibt es viele. Auch zwischen der Stadt Zürich und dem Kanton scheinen die Debatten darüber nie ganz abzubrechen, selbst nach Jahrzehnten nicht. Zur Trennung kann man sich dann aber doch nicht durchringen.

«Wie toxisch», denkt sich der eine oder andere. Wieder andere sprechen lieber von einer dysfunktionalen Beziehung. So oder so; die Frage danach, warum man zusammenbleibt, wenn man sich gegenseitig nur noch auf die Füsse tritt, stellt sich zurecht. Die Lösung könnte so einfach sein, wie die Basler Stadt- und Landbevölkerung es vormachen: Für sie ist die Trennung längst zur Normalität geworden. Und das, nach gerade einmal knapp 200 Jahren.

Zeitsprung: Als Städter und Ländler sich trennten

Dabei haben das Baselbiet und die Stadt Basel ihre ganz eigene, bewegte Trennungsgeschichte. Die Beziehungsdynamik war dabei, man kann es leider nicht anders sagen, durchzogen von Machtspielen. Hatte sowohl die Land- als auch die Stadtbevölkerung 1798 im Zuge der Französischen Revolution demokratische Rechte erlangt, verlor die Landbevölkerung diese wieder nach den Beschlüssen des Wiener Kongresses 1815.

Das wollten die Landgemeinden nicht auf sich sitzen lassen und unterzeichneten am 18. Oktober 1830 eine Petition an die Regierung. Die Forderung: eine Überarbeitung der Verfassung und die Wiederherstellung der Gleichberechtigung zwischen Stadt und Land. Langer Rede kurzer Sinn: Die konservative Mehrheit in der Basler Regierung kam den Forderungen nicht nach.

Im Frühling 1832 eskalierte es dann: 46 aufständische Gemeinden sollten aus dem Kanton verbannt werden. Bereits an diesem Punkt kam es zur Teilung und zur Gründung des Kantons Basel-Landschaft, allerdings nicht ohne, dass die Fetzen noch einmal so richtig flogen: Infolge der Schlacht an der Hülftenschanz am 3. August 1833 wurde die Trennung von Basel-Stadt und Basel-Landschaft sowie die Aufteilung der staatlichen Vermögenswerte beschlossen.

Beziehungs-Comeback?

Alles geht vorbei. Auch der Trennungsschmerz. Oder etwa das Spiel mit dem Gedanken an ein Beziehungs-Comeback. Die beiden Basel haben dieses Szenario mehrmals durchgespielt. Zuletzt 2014, als sich die Baselbieter mit einem klaren Nein von 68.3 Prozent dagegen entschieden. Die erlangte Selbstständigkeit wieder aufgeben? Niemals.

Was bleibt, ist eine höfliche Distanz: Man trifft sich regelmässig zu Sitzungen und trifft ferner Vereinbarungen – man formuliert sogar gemeinsame Ziele. Klingt nach Co-Parenting? Ist es auch. Umso wichtiger, dass man die Reissleine zieht, bevor es zu spät ist.

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14.09.2023 17:23

PRodriguez

Ohne starke externe Impulse wird es keine Kantonsfusionen oder Trennungen in der Schweiz geben. Zu komplex, zu viele Partikularinteressen, zu lethargisch die Bevölkerung, zu viel Lokalpatriotismus und Emotionen. Siehe schon nur den Kantonswechsel von Moutier! Solange alles IRGENDWIE funktioniert, krallt sich die hiesige Bevölkerung am althergebrachten fest. Selbst wenn eine Reduktion von Miniaturkantonen eigentlich Sinn ergibt und eigentlich überfällig wäre.

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