Wasser für Basel: So kam es zum hiesigen Versorgungskonzept
©Bilder: Unsplash
Historisches
Basel-Stadt

Wasser für Basel: So kam es zum hiesigen Versorgungskonzept

27.05.2024 06:28 - update 27.05.2024 17:05
Lea Meister

Lea Meister

Am 27. Mai 1875 übernahm der Kanton Basel-Stadt die Aktiengesellschaft für die Wasserversorgung der Stadt Basel. Der Preis: stolze 3,1 Millionen Franken. Wir bringen dir die Geschichte des Basler Trinkwassers näher.

Man sollte nicht unterschätzen, wie aufwendig die Infrastruktur ist, die benötigt wird, um sauberes Trinkwasser produzieren und verbreiten zu können. Vor langer langer Zeit wurde die Versorgung in der Stadt Basel noch mittels Brunnen und Brunnenwerken sichergestellt.

Grundwasser wurde in Sod- und Ziehbrunnen gewonnen, Loch- und Stockbrunnen zapften unterschiedliche, teils auch höher gelegene Quellen an. Die Stadt wurde insgesamt von acht Brunnwerken versorgt. Es kam mit der Zeit aber zu Problemen. Einerseits ging durch undichte Leitungen viel Wasser verloren, andererseits nahm die Bevölkerung zu, was zu einem höheren Wasserbedarf führte.

Konservative Familien und Zünfte herrschten über Basel

Zudem wurden etwa vierzig Prozent der Gesamtwassermenge vom reichen Basler Bürgertum beansprucht. Das Bürgertum hatte seine Wasserrechte damals in den sogenannten Brunnenbriefen geschützt. Ab Mitte des 19. Jahrhunderts wurde die Stadt geöffnet, es wurden Grünflächen angelegt und es fand eine deutliche Verbesserung der Stadthygiene statt, was nach der Choleraepidemie von 1855 dringend nötig geworden war.

Basel wurde in dieser Zeit von konservativen Familien und Zünften beherrscht. Auch die damals neue Wasserversorgung wurde nicht vom Staat selbst übernommen, sondern im Jahr 1863 der privaten Gesellschaft für Wasserversorgung der Stadt Basel überlassen – und zwar für 30 Jahre. Die Regierung hatte sich damals für die Form eines konzessionierten Privatbetriebes mit Rückkaufrecht entschieden.

Probebohrungen in der Langen Erle

Es zeigte sich dann aber schon bald, dass die Gesellschaft zwar grosses Interesse am Verkauf ihrer Dienstleistungen hatte, die Wasserqualität aber nicht gewährleisten konnte. 1875 wurde dann die neue Kantonsverfassung in Kraft gesetzt und ein neues Parlament gewählt. Das alte setzte sich aber noch dafür ein, die Wasserversorgung in die Hand des Kantons zu bringen. Wenige Wochen später entschied der neu zusammengesetzte Grosse Rat, sich auch der Wasserqualität und der Kanalisation anzunehmen.

So wurden erste Probebohrungen in der Langen Erle durchgeführt, wo Wiese-Grundwasser gewonnen werden konnte. Qualität und Quantität stimmten, weshalb das Pumpwerk Lange Erlen in Betrieb genommen wurde.

Gründung der IWB

Die Verstaatlichung der Wasserversorgung im Jahr 1875 hatte einen grossen Einfluss auf die Börse: Der Wert der Aktien stieg deutlich an. Und schon bald wurden Kritiker laut, denn die Übernahme der Wasserversorgung sei zwar «staatliche Pflicht», der Ankauf hingegen sei «überhastet vorangetrieben worden». Zudem beruhe dieser auf einer viel zu hohen Bewertung des Unternehmens.

Vier Jahre nach der Übernahme, also 1879, erfolgte die Gründung des Gas- und Wasserwerkes, welches anno 1978 mit dem Elektrizitätswerk zu den Industriellen Werken Basel, kurz IWB, fusionierte.

Infrastrukturaufgabe eng vernetzt mit Gesellschaftsordnung

Das Basler Stadtbuch schaute 2013 zurück auf die Trinkwasserversorgung in Basel. Das Fazit: Der verfolgte Mittelweg zwischen Privatisierung und Verstaatlichung «wisse die Balance zwischen Unternehmertum und Service public zu halten».

Die Geschichte der Basler Trinkwasserversorgung steht sinnbildlich dafür, wie eng eine Infrastrukturaufgabe mit der jeweils herrschenden Gesellschaftsordnung vernetzt ist. Mit der Demokratisierung der städtischen Gesellschaft um 1875 wurde eine Versorgungsart implementiert, die alle Bevölkerungsschichten gleich behandelte. Seither verantwortet der Kanton die Produktion und die Qualität des Basler Wassers.

Die Informationen in diesem Artikel stammen aus dem Basler Stadtbuch.

Feedback für die Redaktion

Hat dir dieser Artikel gefallen?

Kommentare

Dein Kommentar

Mit dem Absenden dieses Formulars erkläre ich mich mit der zweckgebundenen Speicherung der angegebenen Daten einverstanden. Datenschutzerklärung und Widerrufshinweise

Kommentare lesen?

Um Kommentare lesen zu können, melde dich bitte an.