Wenn die Chemie stimmt
Julia Schwamborn
Hans Gerber ist 88 Jahre alt. Gut einen Drittel seines Lebens verbrachte er als Chemiker bei der Sandoz. In der Ausstellung des Novartis-Pavillons lässt er seine Karriere Revue passieren.
«Hier im dritten Stock habe ich einen grossen Teil meines Lebens verbracht», erklärt Hans Gerber und tippt auf den Bildschirm, auf dem damals noch überschaubare Novartis-Campus im St. Johann-Quartier zu sehen ist. Gerber ist Chemiker mit Doktortitel und verbrachte sein Berufsleben damit, Farbstoffe für Textilien zu entwickeln. «Ich war als Theoretiker verschrien. Zu mir kam man dann, wenn es im Labor nicht mehr weiterging», lacht der Ostschweizer.
«Es war eine Situation wie jetzt gerade: Ein ausgesprochener Mangel an Arbeitskräften»
Ursprünglich kommt Hans Gerber aus Romanshorn am Bodensee. Den Master absolvierte er an der Zürcher ETH, die Dissertation schrieb er an der Uni Bern. In der Ostschweiz habe er als Chemiker dann aber eher schlecht als recht Fuss fassen können. Als das Angebot der Sandoz anklopfte, zog es ihn für immer nach Basel. «Es war eine Situation wie jetzt gerade: Ein ausgesprochener Mangel an Arbeitskräften. Da haben sie jeden Depp eingestellt, den sie kriegen konnten. Und ich war auch einer davon», scherzt Gerber. Bereut, so betont er, habe er es aber nie.
Berührungsängste abbauen
Die Novartis zeigt in der Dauerausstellung «Wonders of Medicine» die wichtigsten Meilensteine des Unternehmens auf und versucht, eine Brücke zu schlagen. Zwischen der modernen Hightech-Medizin und den Anfängen der Unternehmen Ciba-Geigy und Sandoz, die damals noch ausschliesslich in der Farbstoffentwicklung zuhause waren. Wie Hans Gerber, der den sogenannten Dispersionsfarbstoff entwickelte. Ein flüssiger Farbstoff, den man zur Färbung von Polyester herstellte.
«Polyester kam damals erst auf und war dann total im Trend», erklärt er. Andere Farbstoffe habe sein Team natürlich auch hergestellt. Beispielsweise den Direktfarbstoff, um Baumwolle zu färben, oder Säurefarbstoff, für Nylon oder Wolle. «Aber das haben alle anderen auch gemacht. Hingegen bei den Dispersionsfarbstoffen, da hatte die Sandoz immer einen Vorsprung», so Gerber.
An der diesjährigen Museumsnacht, die am Freitagabend stattfindet, stellt die Novartis im Pavillon zusätzlich ein ganz besonderes Labor-Repertoire aus der Vergangenheit des Konzerns aus. Es gehört dem Chemiker Cesare Sgueglia, der die grossen Glaskolben aus der Farbproduktion, Mischgefässe und Kommandozentralen liebevoll sammelt und aufbewahrt – und sie zu dieser Gelegenheit das erste Mal ausstellt.
Die Berührungsängste, die manche Basler:innen mit dem Grosskonzern hätten, wolle man so überwinden, erklärt Nelly Riggenbach, Leiterin der Kommunikation auf dem Novartis Campus. «Wir wollen die Faszination für Medizin und Wissenschaft auf möglichst einfache Weise zugänglich machen», so Riggenbach. Um die Industrie näher zur Gesellschaft zu bringen, öffnete die Novartis vor einigen Monaten auch den Campus für die Öffentlichkeit.
Transparenzhinweis: Hans Gerber ist der Grossvater der Autorin.
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