Der Mangel von Lehrpersonen ist akut, die Suche nach Lösungen scheint aussichtslos. Deshalb unterrichten Personen ohne Ausbildung – und die beiden Basel wissen nicht, wie viele es von ihnen gibt.

Weil der Schweiz die Lehrpersonen fehlen, werden immer mehr Leute eingestellt, die ohne abgeschlossene Ausbildung Kinder unterrichten. Das ist auch in den beiden Basel der Fall. Wie viele Personen ohne abgeschlossene pädagogische Ausbildung und ohne Lehrer:innen-Diplom unterrichten, weiss niemand.

So läufts in Basel-Stadt

Im Kanton Basel-Stadt startete das neue Schuljahr ohne offene Stellen, immerhin. GLP-Grossrätin Sandra Bothe-Wenk wollte im Juli von der Regierung wissen, wie viele Personen an Basler Volksschulen ohne Diplom unterrichten.

Die Antwort der Regierung auf ihre schriftliche Anfrage ist für die Grossrätin ernüchternd: «Aufgefallen ist mir besonders, dass ich keine Antwort auf die qualitative Erhebung bekommen habe.» Zwar freut sich die Grossrätin, dass alle Stellen besetzt sind, aber: «Ich habe keinen Anhaltspunkt, wie es bezüglich der qualifizierten Lehrpersonen aussieht.»

Mentoring heisst mehr Aufwand

Um die Dunkelziffer von unausgebildeten Lehrpersonen zu tragen, unterstützen erfahrene Lehrpersonen die ‘Neuen’ und jene ohne Ausbildung. «Wir haben ein sehr wertvolles Mentoring-Programm. Das ist super, aber diese Mehrbelastung lastet auf den einzelnen Lehrpersonen.»

Laut Sandra Bothe-Wenk droht das System zu überfrachten und den ausgebildeten Lehrpersonen droht früher oder später die Überlastung. «Schlussendlich wirkt sich das auch auf die Berufsattraktivität aus. Genau daran müssen wir doch arbeiten: dass der Beruf attraktiv ist und wir mehr Lehrpersonen finden.»

Baselland: «Hier hat der Kanton keine Strategie»

Das Baselbiet hingegen hat ein Massnahmepaket. Es umfasst Sofortmassnahmen wie eben das Einsetzen von unausgebildetem Personal und langfristige Massnahmen, um bereits ausgebildete Lehrpersonen an den Beruf zu binden. Auch im Baselbiet konnten alle offenen Stellen für das aktuelle Schuljahr besetzt werden.

Das freut den Lehrer und SP-Landrat Jan Kirchmayr. Trotzdem: «Ich finde es nicht gut, dass wir in den letzten Jahren immer wieder den Personalmangel hatten», weshalb man Studierende, die noch an der pädagogischen Hochschule sind, oder Quereinsteiger:innen einstellte. «Das sind alles Leute, die noch nicht komplett qualifiziert sind. Es ist ein Problem, denn diese Leute sind jetzt im Schulalltag drin, und sie müsste man jetzt noch nachqualifizieren. Hier hat der Kanton keine Strategie.»

Ein ähnliches Mentoring-Programm wie im Kanton Basel-Stadt ist erst auf nächstes Schuljahr geplant.

Monitoring ist im Aufbau

Wie viele Personen im Baselbiet unterrichten, die so ein Mentoring benötigen oder kein Diplom haben, ist unklar. Auf Anfrage schreibt die Bildungsdirektion: «Da der Kanton nicht Anstellungsbehörde von Lehrpersonen ist, ist der BKSD die Anzahl Personen, welche ohne PH-Abschluss unterrichten, nicht bekannt.»

Das Baselbiet arbeite aktuelle aber an einer Erhebung, die solche Analysen erlauben soll. Auf Anfrage bestätigt auch das Basler Erziehungsdepartement, dass man an einem solchen Monitoring plane. Bis Dato kann auch der Kanton Basel-Stadt keine eindeutige Zahl liefern. Niemand weiss also, wie viele Lehrpersonen unterrichten, die nicht qualifiziert sind.