
Wie der FCB dank eines Basler Grafikers doch noch einen Titel holte
Maximilian Karl Fankhauser
Sylvan Lanz ist für seinen Trikot-Nummernsatz für den FC Basel vom Bundesamt für Kultur ausgezeichnet worden. Dank zwei Architekten konnten zudem die Ausstellenden kostengünstig in der Halle 1.1 übernachten.
Wenn in Basel Art ist, denken viele Menschen an grosse internationale Kunstgalerien und teure Kunstwerke. Aber auch die Schweizer Künstlerinnen und Künstler gehen nicht vergessen. Während der ganzen Woche können die Finalistinnen und Finalisten des Swiss Art & Design Awards in der Halle 1.1 Ihre Arbeiten ausstellen.
Bei den Swiss Art Awards werden jeweils zwei Spezialprojekte von letztjährigen Gewinner:innen umgesetzt. Eines davon nennt sich Gum gum und stammt vom Lausanner Architekturbüro detritus. Inspiriert von den extrem hohen Unterkunftspreisen in Basel während der Art, haben die beiden Architekt:innen Claire Logoz und Bastian Marzoli Unterkünfte im Ausstellungsraum entworfen, die während des Tages unsichtbar werden.
«Eigentlich wollten wir sie von der Decke hängen lassen und tagsüber wieder hochziehen. Leider war das nicht umsetzbar», sagt Marzoli. In der jetzigen Form sind sie in die Wände integriert, in denen sich die Ausstellung befindet.
So wenig Material wie möglich brauchen
«Wir haben uns entschieden, mit diesen Wänden zu arbeiten, weil sie jedes Jahr da sind. Sie sind die Identität der Swiss Art Awards», sagt Logoz. Nachhaltigkeit sei hier aber auch noch ein Stichwort, führt sie aus. Denn ihr und Marzoli sei es wichtig, so wenig Material wie möglich zu kaufen und produzieren zu lassen.
«Dann mussten wir uns überlegen, wie wir die Unterkünfte so gestalten können, dass sie tagsüber nicht sichtbar sind.» Denn bei ihrem Schaffen würden die Themen Infiltration und Verstecken hoch im Fokus stehen. Auch die Skala zwischen dem Häuslichen der Unterkunft und der Ausstellung selbst spielt für die Beiden eine wichtige Rolle.
«Deswegen ist alles in der Unterkunft ein wenig höher als gewöhnlich», sagt Logoz. Damit hätten sie einen Clash zwischen Backstage-Feeling und 70s-Modekitsch-Ästehtik kreiert. Während der ganzen Woche hatten die Ausstellenden nun die Möglichkeit, in einer solchen Koje zu übernachten, um sich nicht in allzu grosse Unkosten stürzen zu müssen. Am grossen Eingangsbogen an der Isteinerstrasse gibt es gar auch noch eine Duschmöglichkeit. Diese ist, als einzige Koje des Projekts, von oben runtergelassen.
Möglichkeit für Abwechslung
Wer also am Morgen aus dieser Koje aufsteht, der sieht direkt an die Wand der Swiss Design Awards. Und dort gibt in der Kategorie Grafik-Design gar einen Heimsieg. Oder besser gesagt: Der Basler Designer Sylvan Lanz ist dafür verantwortlich, dass der FCB in dieser Saison doch noch einen Titel feiern kann.
Das von ihm entworfene systematische und variable Konzept für die neue Schriftart des FC Basel wurde vom Bundesamt für Kultur prämiert. «Ich wollte ein flexibles System schaffen, das dem Club die Möglichkeit für Abwechslung gibt», sagt Lanz.
Lanz arbeitet mit Rundungen und Ecken an den Zahlen, die auf bis zu sechs verschiedene Arten kombiniert werden können. «Diese Saison waren die Zahlen aussen rund und innen eckig, nächste Saison wird es umgekehrt sein.» Doch grundsätzlich sei nicht die Idee, dass es jede Spielzeit neue Nummern gibt.
FCB-Fan seit Kindertagen
Dem liegt eine grosse Recherche zugrunde. Lanz hat sich lange mit dem Genre der Rückennummern, dem typographischen Erbe Basels und der Nummerngeschichte des FC Basel auseinandergesetzt. «Vor allem die Adidas-Nummern aus der Saison 1976/77 haben mich inspiriert», sagt Lanz. Deren Proportionen und Energien hätten auf ihn gewirkt. Die Nummern fallen in die Zeit, wo sie nicht mehr aufgenäht, sondern aufgedruckt wurden. «Von da an hatte man natürlich viel mehr Möglichkeiten.»


Eigentlich sollte Lanz nur für die Trikots verantwortlich sein. Doch während des Prozesses wurde klar, dass sich daraus ein ganzer Auftritt entwickeln sollte. Entstanden ist hierbei ein einmaliger Buchstaben- und Nummernsatz, den es so noch nicht gibt. «Er ist sehr spezifisch für die Anwendung des Clubs angedacht.» Zusätzlich wollte Lanz noch etwas aus seinem eigenen Metier einbringen: «Ich habe versucht, die ganze Historie und den Kontext der Basler Grafikgeschichte in diesen Nummern zu vereinen.»
Er gibt sich sehr erfreut und überrascht ob dem ersten Platz, fügt aber verschmitzt an: «Ich würde lügen, wenn ich nicht auf den Sieg gehofft hätte. Speziell schön ist für Lanz diese Ehrung, für ihn, der bereits seit Kindertagen FCB-Fan ist und als Einlaufkind den heiligen Joggeli-Rasen betreten durfte. «Für mich ist es ein sehr schöner Kontext: Ich werde in Basel, an der Art, für den FCB prämiert. Das ist doch mega.»
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